Der Apis-Stier: Ein Tierkult aus Ägypten und seine Bedeutung

Der Apis-Stier galt in Ägypten als Symbol der Lebenskraft. Er wurde als Verkörperung des Gottes Ptah angesehen, des Schöpfers aller andern Götter.

Auch in andern Kulturen, vor allem in den sumerischen und semitischen, wird der Stier mit der fruchtbaren Wirkung des Regens, der Sonne und des Blitzes in Verbindung gebracht. Er verkörpert aber auch die Erde und die feuchte Macht der Natur. Allgemein steht er für das männliche Prinzip, die Zeugungskraft und die Königswürde.

Auch in Ägypten verband man seine mächtige Lebenskraft mit dem ägyptischen König, aber auch einige Pharaonen des Neuen Reiches wurden als „Horus-Stier“ oder „mächtiger Stier“ bezeichnet.

Der Tierkult des Apis-Stieres

Tiere standen bei den Ägyptern meist im Zusammenhang mit größeren Naturphänomenen und denen mit diesen in Verbindung gebrachten Göttern. Auch bestimmte Eigenschaften von Tieren wurden mit der Persönlichkeit ihrer Götter assoziiert. Zu allen Tieren gab es zudem verschiedene Tierkulte, die meist regional unterschiedlich ausgeprägt waren. Häufig wurden an diesen Orten Tiere der dort verehrten Gattung von Händlern den Ägyptern zum Kauf angeboten, die diese dann von einem Präparator zu Ehren der Gottheit mumifizieren und in einer der unterirdischen, extra dafür eingerichteten Galerie aufstellen ließen. Viele Priester ließen sich an diesen Kultstätten auch fürs Wahrsagen bezahlen: Sie besprachen die Sorgen der Menschen mit den Göttern in ihren Träumen. Die entsprechende Antwort ließ jedoch oft Tage auf sich warten, so dass die ägyptischen Pilger gezwungen waren, mehrere Tage an der Stätte zu verweilen und die zum Leben notwendigen Dinge käuflich zu erwerben: Ein wirklich gutes Geschäft.

Der beliebte Tierkult des Apis-Stieres reicht bis in die Zeit der frühesten Dynastien zurück. Ein Tier, das bestimmte „heilige Zeichen“ aufweisen musste, wurde dazu ausersehen, in öffentlichen Auftritten als Medium für Prophezeiungen und Orakelsprüche aufzutreten. Sein Verhalten wurde von den Priestern, die sich auch sonst um sein Wohlergehen kümmerten, interpretiert um den Menschen ihre Zukunft vorauszusagen.

Es gab immer nur jeweils einen Apis-Stier. Als Zeichen seiner Bestimmung war er immer schwarz und hatte einen weißen, rautenförmigen Fleck auf der Stirn. Starb das Tier, wurde es unter großer Trauer einbalsamiert, mumifiziert und unter Beigabe vieler Schmuckstücke in einem großen Sarkophag dem Jenseits zugeführt.

Der Stier und das Ägyptische Totenbuch

Welch große Bedeutung der Stier für die Ägypter hatte wird auch daran deutlich, dass diese Tierart sogar in dem „Ägyptischen Totenbuch“ erwähnt wird, einer Sammlung von bestimmten Zaubersprüchen und Beschwörungsformeln – zusammengestellt im Jahr 1842 von dem Ägyptologen Karl Richard Lepsius – die Verstorbenen auf einer Papyrusrolle mit in den Sarg gelegt wurden, um ihnen ein angenehmes Leben nach dem Tod zu ermöglichen.

So heißt es in Spruch 148: „Gegrüßt seist du, der in der Sonnenscheibe erstrahlt, ein Lebendiger, der aus dem Horizont hervor steigt … Ich kenne die Namen der sieben Kühe und ihres Stiers, die Brot und Bier geben, die den Seelen Gutes tun.“

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