Der Lolita-Komplex bei (älteren) Männern

Eine sexuelle Beziehung zwischen einem älteren Mann und einem jungen Mädchen à la Lolita scheint in unserer Gesellschaft hoch aktuell zu sein.

In unserer Gesellschaft wird eine Beziehung zwischen einem älteren Mann und einer jungen Frau nicht völlig akzeptiert. Jedoch kleiden und verhalten sich immer mehr junge Mädchen wie eine Lolita. Die Bezeichnung Kindfrau oder Lolita wird Frauen und Mädchen zugeschrieben, die sowohl die Merkmale der Kindlichkeit als auch der geistigen und körperliche Reife tragen, entsprechend darstellen oder durch die Fotografie darstellen lassen, um dadurch erotische Attraktivität zu gewinnen. Die Bezeichnung Lolita hat ihren Ursprung im gleichnamigen Roman von Vladimir Nabokovs, in dem sich der Protagonist in die zwölfjährige Lolita verliebt.

Eine Lolita-Welle in der Gesellschaft

Weibliche Kinderstars wie Alizée und Lorie haben in Frankreich vermutlich die Idee einer Beziehung zwischen einem (älteren) Mann und einem jungen Mädchen nach dem Prinzip Lolita aktualisiert. In der Sexualforschung geht man davon aus, dass sich das Sexualverhalten der Mädchen mehr verändert hat als das der Jungen. Mädchen beginnen heute früher erste sexuelle Erfahrungen zu machen als noch vor 20 oder 30 Jahren. Die Mädchen haben in jungen Jahren oft mehr Partner als die gleichaltrigen Jungen. Zurückzuführen ist das auf die egalitäre Gesellschaft. Bedingt durch die zunehmende Gleichberechtigung und der Unabhängigkeit von Frauen, haben die Frauen mehr Mut entwickelt, zu ihrer Sexualität zu stehen als früher.

Der Kleidungsstil der Lolita-Mädchen

Begonnen hat es damit, dass japanische Mädchen in den 70iger Jahren einen neuen Stil gesucht haben, um sich herauszuputzen. Die Vorliebe für das Niedliche schlägt sich in der Vorliebe für die Kleidung nieder. Dieses Modephänomen darf man nicht zu sehr mit dem Film assoziieren. Die Lolitas lehnen sich zwar namentlich an das gleichnamige Schulmädchen an, aber in Japan wird der Name Lolita als Bezeichnung für die Stilrichtung der Niedlichkeit und der Unschuld benutzt. Beim Lolita-Stil lassen sich teilweise Ähnlichkeiten zum Barock wie auch zur Mode der 50iger Jahre erkennen. Dazu werden romantische, oft mit Rüschen oder Spitzen besetzte Blusen und Strümpfe getragen. Typisches Lolita-Schuhwerk sind Spangen-Schuhe oder Plateauschuhe. Die Haare werden meist mit Pony-Haarschnitt getragen, als Kopfschmuck dienen mit Spitzen besetzte Bänder, Schleifen, Blumen oder schief sitzende kleine Zylinder. Die populärsten Kleidungsstile sind:

  • Gothic Lolita: Dunkle Farbgebung durch Schwarz, oft in Kombination mit einzelnen weißen Elementen wie etwas Spitzenborten.
  • Sweet Lolita: Kleidung in hellen oder knalligen Farben wie Rosa, Hellblau oder Rot. Üppige Verwendung von Rüschen oder Accessoires.
  • Classic Lolita: Schlichte, erwachsen wirkende Kleidung in Bordeauxrot, Beige/Antik-Weiß oder dunklem Grün.

Der Lolita-Komplex bei (älteren) Männern

Beim Lolita-Komplex handelt es sich um ein starkes erotisches beziehungsweise sexuelles Verlangen von Männern mittleren Alters (und älter) zu jungen Mädchen. Psychologisch gesehen ist es eine Form der Parthenophilie. Das Objekt der Begierde ist meist im Altersbereich kurz vor der Pubertät bis zum Teenager und entspricht oft dem Typus der Kindfrau. Bei jedem Mann ist das Empfinden von erotischer Schönheit von sehr jugendlicher Weiblichkeit jeden Alters relativ normal. Wenn allerdings ein starker Drang besteht, ist der Lolita-Komplex eine Paraphilie. Es besteht dann die Gefahr, dass sexueller Missbrauch von Kindern und Jugendlichen begangen wird. In Deutschland sind neoterophile sexuelle Handlungen zwischen einer über 14jährigen Person mit einer unter 14jährigen Person als Kindesmissbrauch strafbar.

Die Reaktion der Männer

Immer gab es schon eine gewisse Anziehung von jungen Mädchen an erwachsene Männer. Erwachsene Männer finden junge Mädchen besonders attraktiv. Möglicherweise hat das für den Sexualforscher Wolfgang Berner auch etwas mit der Biologie zu tun und evolutionsbiologische Gründe. Für die Männer verspricht die Jugendlichkeit und die körperliche Gesundheit so etwas wie Fruchtbarkeit. Diese Fruchtbarkeit stellt für die Männer einen besonderen Reiz dar. Für die Mädchen hingegen haben – neben der biologischen Männlichkeit – auch die Kraft, Sicherheit und die Fähigkeit des Mannes, Ressourcen zur Verfügung zu stellen, einen gewissen Anreiz.

Die Angst vor starken Frauen

Wenn sich Männer dafür entscheiden, keine Beziehung zu einer erwachsenen oder gleichaltrigen Frau einzugehen, sondern eine Beziehung zu einer jungen Kindfrau suchen, kann das schon zum Teil als Flucht oder Versagen der ebenbürtigen Partnerin verstanden werden, so der Sexualforscher Wolfgang Berner. Anfang der 50iger Jahre hat der Roman von Nabokov die Lolita-Welle ausgelöst. Zu dieser Zeit standen wir am Beginn der weiblichen Emanzipation und die Männer haben sich offensichtlich zunehmend gefährdet gefühlt von Frauen, die genauso stark sind wie sie. Gerade das Schema der Hilflosigkeit und Bedürftigkeit hat den Mann in seinem Selbstbewusstsein unterstützt und ihm Selbstsicherheit gegeben. Unter Umständen kann dieses Schema sexuell stimulierend wirken. Mit dem sogenannten Baby-Doll-Phänomen haben damals die Frauen ihre Emanzipation überspielt. Für den Sexualforscher haben sich die Frauen zunehmend mit den Reizen der Jugendlichkeit umgeben, haben diese Jugendlichkeit noch betont und unterstrichen, um ihre ökonomische und geistige Gleichstellung etwas zu verwischen. Das haben die Männer sehr gerne aufgenommen, weil es ihnen auch noch das traditionelle Gefühl, ein starker und überlegener Mann zu sein, erleichtert hat.

Die älteren Männer sehen sich als Opfer offener Verführung

Ein interessanter Aspekt des Lolita-Phänomens ist, dass sich ältere Männer in der Praxis manchmal als Opfer offener Verführung eines jungen raffinierten Mädchens sehen. Der Sexualforscher Wolfgang Berner erklärt dies damit, dass heute die Sexualität und die Aussendung von diesen Reizen sehr ernst genommen werden. Wir wagen es kaum noch, uns diesen Reizen zu entziehen. Früher war es in der von Moral geprägten Gesellschaft geradezu verpönt, mit diesen Reizen zu spielen. Heute ist es hingegen das wichtigste Gesellschaftsspiel geworden. Deshalb ist es auch schwieriger geworden, sich diesen Reizen zu entziehen als früher. Es ist daher wichtig, diesen Männern klarzumachen, dass junge Mädchen besonders in der Pubertät mit solchen Reizen (unbewusst) zu spielen beginnen. Sie wollen das Frau-Sein und Erwachsensein ausprobieren. Die jungen Mädchen wollen einfach wissen, wie sie wirken, verbinden damit keinesfalls die unbewusste Intention, jetzt von einem Mann genommen zu werden oder eine sexuelle Handlung zu vollziehen.

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