Die Aktion „Bachelor welcome“ – Wie anerkannt sind die neuen Abschlüsse Bachelor und Master? 

Bis 2017 soll das deutsche Hochschulsystem komplett auf Bachelor- und Masterstudiengänge umgestellt sein. Dann sollen die Abschlüsse in der Wirtschaft etabliert sein.

In der Vergangenheit kritisierten viele Unternehmen die lange Studienzeit in Deutschland und das damit verbundene hohe Alter der Hochschulabsolventen im Gegensatz zur internationalen Konkurrenz. Die Veränderungen, die mit der so genannten Bologna-Erklärung besiegelt wurden, sollen zu einer Vereinheitlichung und Verbesserung der europäischen Studienstrukturen führen.

Der Bologna-Erklärung

Die Bologna-Erklärung wurde 1999 von 29 europäischen Bildungsministern unterzeichnet. Die Erklärung setzt zum Ziel die Mobilität, die internationale Wettbewerbsfähigkeit und die internationale Beschäftigungsfähigkeit von Studienabsolventen zu fördern. Dies soll unter anderem durch die Einführung eines zweistufigen Systems von Studienabschlüssen erfolgen. In Deutschland führt man hierzu bis 2017 die Bachelor- und Masterstudiengänge ein. Das neue an diesen Studiengängen ist, dass der Bachelorabschluss in 3 Jahren zu schaffen ist und einen berufsqualifizierenden Hochschulabschluss darstellt. So können Bewerber schon mit einem jüngeren Alter in den Beruf gehen. Wer weiter studieren möchte, kann noch 2 Jahre für den Master dranhängen. Ebenfalls neu ist, dass man den Master auch dann noch machen kann, wenn man bereits mehrere Jahre im Berufsleben war. Man kann für den Master jederzeit an die Hochschule zurückkehren.

Zwei Jahre vor der endgültigen Vereinheitlichung des Hochschulsystems

In Deutschland haben schon zahlreiche Hochschulen die Umstellung auf die neuen Abschlüsse vollzogen. Bald wird es nur noch Bachelor- und Masterabschlüsse geben. Doch ist diese neue Art des Abschlusses auch schon in den Köpfen der Personalchefs angekommen oder ziehen sie vielleicht Absolventen des „guten alten Diploms“ vor?

Zu diesem Thema hat die IHK-Hessen eine Umfrage durchgeführt. Dabei kam heraus, dass besonders kleine und mittelgroße Unternehmen noch keinerlei Erfahrungen mit Bachelor-Absolventen sammeln konnten. Die Unternehmen, die allerdings Bachelor-Absolventen beschäftigten, sahen in Dreiviertel der Fälle ihre Erwartungen erfüllt.

Aktion der Unternehmen: „Bachelor welcome“

Um dieser Befürchtung, die neuen Abschlüsse könnten sich nicht gegen die alten durchsetzen, entgegenzuwirken, unterschrieben zahlreiche deutsche Unternehmer bereits 2014 eine Erklärung, in der sie zusichern die Umstellung der Studienabschlüsse aktiv zu unterstützen. Dabei machen die unterzeichnenden Unternehmen, darunter E-on und Siemens (eine vollständige Liste ist online beim Stiftungsverband einzusehen), den Absolventen zahlreiche Zusicherungen. So versprachen sie den Bachelor-Absolventen attraktive Einstiegsmöglichkeiten und Weiterbildungsangebote in ihren Unternehmen zu bieten. Außerdem möchten sie aktiv an den Studienprogrammen der Hochschulen mitwirken, um einen Bezug zum Berufsleben herzustellen. Außerdem wollen die Unternehmen an der Etablierung der neuen Studienabschlüssen mitwirken.

Kein Versprechen ohne Gegenleistung

Diese Zusicherungen gelten allerdings nur, wenn die neuen Abschlüsse den Anforderungen der Unternehmen gerecht werden. Dazu zählt, dass Bachelor-Absolventen über Kernwissen ihres Faches verfügen müssen, Master-Programme auch berufsbegleitend durchgeführt werden können, genügend Praxisbezug in den Studienprogrammen erkennbar- und die Qualität der Lehre gesichert ist.

Studenten bleiben skeptisch

Trotz Bemühen seitens der Hochschulen, Politik und Wirtschaft bleiben die Studenten skeptisch. Die Zahlen der Studienanfänger in den Bachelor-Studiengängen sind, laut einer Untersuchung der Hochschul-Informations-Systeme (HIS) in Hannover, rückläufig. Der Hauptgrund ist, dass viele Studenten die Chancen auf dem Arbeitsmarkt nicht einschätzen können. Doch wenn es in zwei Jahren nur noch Bachelor-Abschlüsse geben soll, werden die Studenten keine Wahl mehr haben. Ebenso werden Personalchefs, auch die kleinerer und mittlerer Betriebe mehr und mehr Kontakt mit Bachelor-Absolventen bekommen. Alleine die komplette Einführung der Studiengänge hat Jahre gedauert und dauert noch an. So hält es sich auch mit der Anerkennung auf dem Berufsmarkt: Sie braucht Zeit.

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