Die Vermessung der Wirbelsäule

Ein Blick in den Rücken mit Rasterstereographie und 4D-Verfahren. Mit den strahlenfreien Verfahren der Rasterstereographie und der 4D-Wirbelsäulenvermessung können Krankheitsverläufe von Kyphose oder Skoliose besser verfolgt werden.

Lange Zeit war es den Medizinern nur mittels einer Röntgenuntersuchung möglich, einen Blick auf die Wirbelsäule ihrer Patienten zu werfen und so eventuelle Fehlstellungen oder Erkrankungen zu erkennen. Doch das Röntgen hatte und hat noch immer einen großen Nachteil: Es setzt den Patienten jedes Mal aufs Neue einer gewissen Strahlenbelastung aus. Da gerade Erkrankungen an der Wirbelsäule in regelmäßigen Abständen kontrolliert werden müssen, suchten Ärzte und Forscher lange nach einer strahlenfreien Alternative zum Röntgen und wurden in den 1990er Jahren fündig.

Die Rasterstereographie: Vermessung der Wirbelsäule ganz ohne Strahlen

Erstmals wurde in den 1990er Jahren eine strahlenfreie Alternative zum Röntgen entwickelt. Die Rasterstereographie ermöglicht die dreidimensionale Vermessung der Wirbelsäule mit dem Einsatz von Lichtstrahlen. Dem Patienten werden bei der Untersuchung die Lichtstrahlen auf den Rücken projiziert, wodurch eine verzerrte Darstellung der Wirbelsäule auf einem Computer erzeugt werden kann. Mit diesem Ergebnis kann der Computer dann den Verlauf der Wirbelsäule berechnen.

Die Rasterstereographie bedeutete einen großen Fortschritt im Bereich der Wirbelsäulenvermessung. Dennoch war sie noch nicht genau genug, so dass durch sie zwar die Zeit bis zur Aufnahme eines neuen Röntgenbildes verlängert werden konnte, es dadurch allerdings noch nicht ersetzt werden konnte.

Ein neues Verfahren: Die 4D-Wirbelsäulenvermessung

Das Verfahren der Rasterstereographie wurde weiterentwickelt zum so genannten 4D-Verfahren, mit dem nun eine strahlenfreie vierdimensionale Vermessung der Wirbelsäule möglich ist.

Die Computerprogramme können nun zehn bis zwölf Bilder der Wirbelsäule pro Sekunde aufnehmen. Anschließend wird ein Mittelwert errechnet, der schon auf dem Computer die Haltungsabweichungen berechnet und korrigiert darstellt. Dies ist die vierte Dimension, die es bei der Rasterstereographie noch nicht gab.

Vorteile der 4D-Vermessung: Geringe Abweichung und unterschiedliche Perspektiven

Die Ermittlung dieses Wertes dauert nur wenige Sekunden und bringt einige Vorteile mit sich. So können beispielsweise Wirbelsäulenverläufe bis auf 0,2 Millimeter genau rekonstruiert werden. Bei der Rasterstereographie wich der Wert noch um ganze drei Millimeter ab. Ebenso wird die Genauigkeit der Untersuchung dadurch verbessert, dass der Patient aus ganz unterschiedlichen Positionen betrachtet werden kann.

Einsatzmöglichkeiten der strahlenfreien Wirbelsäulenvermessung

Die vierdimensionale Vermessung der Wirbelsäule kann bei verschiedenen Krankheitsbildern verwendet werden. So können damit vor allem Verformungen der Wirbelsäule, wie Skoliosen (seitliche Verkrümmung), Kyphosen (Rundrücken) oder Lordosen (Hohlkreuz) vermessen werden. Auch muskuläre Fehler im Wirbelsäulenbereich und Beckenschiefstände können damit untersucht werden. Ein verschiebbares Fußteil ermöglicht es zudem, Beinlängendifferenzen oder Fußfehlstellungen zu bestimmen und zu korrigieren.

Auch wenn die Messungen mit dem 4D-Verfahren schon sehr genau sind, betonen Mediziner, dass sie Röntgen-, Computer- und Kernspinaufnahmen nicht ersetzen, sondern immer noch nur ergänzen können.

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