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Durchblick im Pillendschungel

Was steckt hinter welcher Bezeichnung? 8.778 Medikamente sind derzeit in Deutschland zugelassen. Oft verbirgt sich hinter unterschiedlichen Namen der gleiche Wirkstoff. Wie soll man da den Durchblick behalten?

Fast 700 Mio. Arzneimittelpackungen werden laut Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenkassen jährlich verschrieben, Tendenz: steigend. Dahinter verbergen sich Tausende von Präparaten, oft mit demselben Wirkstoff. So wird zum Beispiel der gegen Depressionen verordnete Wirkstoff Moclobemid nicht nur unter diesem Namen, sondern auch unter der Bezeichnung Aurorix gehandelt. Zudem gibt es eine Reihe von verschiedenen Wirkstoffen, die – um bei dem Beispiel zu bleiben – gegen depressive Zustände verschrieben werden können. Eine Zuordnung der Wirkstoffe zu den Krankheitsbildern verschafft das international verwendete Anatomische-therapeutische-chemische Klassifikationssystem, kurz ATC.

Für jede Wirkung ein anderer ATC-Code

Das ATC-Klassifikationssystem hat 14 Hauptgruppen und fünf Ebenen. Jede der anatomischen Hauptgruppen beschreibt entweder ein Organ wie z.B. die Niere, oder ein körpereigenes System wie das Nervensystem. Die zweite und dritte Ebene ordnet die Arzneistoffe nach ihrer therapeutischen Wirkung in den jeweiligen Hauptgruppen. Der ATC-Code unterscheidet also zum Beispiel in der Hauptgruppe Haut (Dermatika) zwischen Wirkstoffen, die gegen Pilzerkrankungen eingesetzt, und zwischen Antibiotika, die gegen Entzündungen verschrieben werden.

Die dritte und vierte Ebene des Klassifizierungssystems unterteilen die Substanzen nach ihrer chemischen Struktur und stellen gewissermaßen Vor- und Nachname eines Arzneistoffs dar. Da ein Wirkstoff auf mehr als ein Organ oder System einwirken kann, kann ein- und dieselbe Substanz mehr als einen Eintrag oder ATC-Code haben. So wird die Acetylsalicylsäure, auch unter dem Namen Aspirin bekannt, sowohl zur Hemmung der Blutgerinnung als auch als Schmerzmittel eingesetzt. Entsprechend hat Aspirin zwei verschiedene ATC-Codes. Eine vollständige Liste aller zugelassenen Arzneimittel kann man kostenlos beim Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) herunterladen.

Eine Wirksubstanz, mehre Handelsnamen

Will man nun wissen, unter welchen Namen ein bestimmter Wirkstoff gehandelt wird, schaut man am besten im Schweizer Arzneimittel-Kompendium nach. Man kann wahlweise nach dem Namen des Präparats, also dem Handelsnamen, oder dem Wirkstoff suchen. Will man zum Beispiel etwas über das oben erwähnte Moclobemid herausfinden, tippt man den Namen ein und erhält als Erstes eine kurze Beschreibung. In diesem Fall erfährt man, dass es sich um ein Mittel gegen Depressionen, also ein Antidepressivum, handelt, und um einen sogenannten MAO-A-Hemmer, der den Abbau bestimmter Botenstoffe im Gehirn hemmt und dadurch seine stimmungsaufhellende Wirkung entfaltet.

Im nächsten Schritt erhält man eine Liste von Präparaten, d.h. also der im Handel gängigen Namen, die den gesuchten Arzneistoff enthalten, sowie der jeweiligen Hersteller und ein detaillierte Beschreibung der Wirkung inklusiver möglicher Nebenwirkungen als PDF-Datei. Häufig kann man zwischen der Fachinformation, die in erster Linie für Ärzte und andere medizinische Fachkräfte gedacht ist, oder der Patienteninformation wählen. Die Patienteninformation entspricht dem Beipackzettel. Das ist gut zu wissen, für den Fall, dass man seinen verloren hat.