Fibromyalgie – Schmerzen im gesamten Körper

Fibromyalgie, auch Weichteilrheumatismus genannt, ist eine chronische Erkrankung. Betroffene können aktiv dazu beitragen, Beschwerden zu lindern.

Brennend sind sie und bohrend, manchmal werden sie als hämmernd oder klopfend beschrieben. Ein anderes Mal als quälend oder stechend. Gemeint sind Schmerzen und egal, welche Attribute man ihnen zuspricht: Schmerzen beeinträchtigen die Lebensqualität. Besonders, wenn es sich um chronische Schmerzen handelt. Betroffene haben vor allem dann einen langen Leidensweg vor sich, wenn alle Tests und Untersuchungen keine greifbaren Befunde liefern. Typischer Weise teilen sich gerade diese Menschen gern anderen mit der fatalen Folge mit, dass ihnen bald keiner mehr zuhört. Bei der Fibromyalgie handelt es sich um eine solche Erkrankung. Bisher ist noch ungeklärt, was diese rheumatische Erkrankung verursacht.

Die Krankheit beginnt schleichend

Die Erkrankung beginnt schleichend, Schmerzen werden meist nur in einer Körperregion wahrgenommen. Oftmals sind zunächst Muskelpartien im Nackenbereich betroffen, so dass man sie als allgemeine Verspannung wahrnimmt und abtut. Ebenso kann der Bereich um die Lendenwirbel schmerzen und auch hier spricht man von Rückenbeschwerden. Doch allmählich werden alle Körperpartien befallen, der gesamte Körper schmerzt. Man könnte es mit einem schweren Muskelkater vergleichen oder mit starken Gliederschmerzen bei einer Grippe. Jeder Handgriff, jede Bewegung wird zur Qual. Zusätzlich kann wie aus heiterem Himmel ein stechender Schmerz in die Sehnenansätze oder Gelenke einschießen. Die Schmerzen werden teilweise als unerträglich empfunden und halten sich manchmal über Wochen, ja Monate hinweg. Mitunter schwellen einzelne Gelenke an. Der Körper ist sensibilisiert. Jedes hinzukommende Symptom, wie beispielsweise ein unangenehmes Kribbeln in Händen oder Füßen, das Gefühl von Brennen auf der Haut wird um ein Vielfaches unangenehmer wahrgenommen.

Beschwerden bei Fibromyalgie

Herzrasen, übermäßiges Schwitzen, starker Abfall der Leistungsfähigkeit, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Störungen im Magen-Darm-Trakt führen dazu, dass sich betroffene Menschen stark ausgebremst fühlen. Da man diese Symptome zunächst nicht in den Zusammenhang mit den übrigen Beschwerden bringt, fühlt man sich hilflos. Das Herz sei gesund, so der Befund des Kardiologen, das Schwitzen könne bei älteren Patientinnen von den Wechseljahren herrühren, Schlafstörungen beugt man vor, indem man am Abend leichte Kost zu sich nimmt und am besten einen kleinen Abendspaziergang macht. Verzweifelt suchen Betroffene nach Erklärungen für die vielen Beschwerden. Da alle Untersuchungen stets als negativ bewertet werden, reagiert das soziale Umfeld mit Unverständnis. Betroffene haben dann nicht nur mit ihren vielfältigen Beschwerden zu kämpfen, sie stehen zusätzlich in Verdacht, besonders wehleidig zu sein oder sich das Ganze nur einzubilden. Das wiederum verstärkt die Symptome. Denn seelische Belastungen verschlimmern die Beschwerden ebenso wie körperliche. Aber auch Wetterumschwünge können die Schmerzen und übrige Symptome verschlimmern.

Rheumatologen aufsuchen

Bei der Fibromyalgie handelt es sich um eine rheumatische Erkrankung, die allerdings nicht entzündlich verläuft. Da viele der genannten Symptome auch für andere Erkrankungen relevant sind, kann eine gesicherte Diagnose zur Fibromyalgie nur durch ein Ausschlussverfahren gestellt werden. Sicher, der Weg dahin ist beschwerlich, aber lohnenswert. So hat man bei Fibromyalgie-Patienten festgestellt, dass sie über eine auffallend niedrige Konzentration des Botenstoffes Serotonin verfügen. Dieser Botenstoff steuert über das Zentralnervensystem den Blutdruck und den Blutgefäßtonus auf komplexe Weise. So reguliert Serotonin die Weite der Blutgefäße im Magen-Darm-Trakt und der Atemwege. Vermutet wird, dass dieser Botenstoff die Körpertemperatur, Schlaf und unsere Stimmung kontrolliert. Außerdem spielt er eine große Rolle bei der Schmerzwahrnehmung und bei der Lern- und Gedächtnisleistung. Der Facharzt kann Medikamente verschreiben, die die Konzentration des Botenstoffes erhöhen.

Positive Einstellung finden und aktiv mitwirken

Ist die Diagnose Fibromyalgie gesichert, dann muss man sich dieser Erkrankung nicht machtlos ausliefern. Ein erster Schritt ist getan: die Verunsicherung, was einem eigentlich fehlt, ist ausgelöscht. Nun gilt es, sich der Krankheit zu stellen. Bislang gibt es noch kein Medikament, dass die Erkrankung heilen kann. Der betroffenen Patient kann aber selbst dazu beitragen, seine Erkrankung zu lindern. Auch wenn die Vorstellung, sich gerade bei einem akuten Schub bewegen zu müssen, einem Horrorszenario gleicht, Bewegung hält Muskeln und Bänder geschmeidig. Eine Schonhaltung hingegen begünstigt eine Verkürzung der Bänder. Regelmäßige Gymnastik, die der Lockerung und Kräftigung von Muskeln und Sehnen dient, hilft Schmerzen zu lindern. Walken, Radfahren, Aquajogging, Yoga und andere gelenkschonende Sportarten sind dabei zu empfehlen. Vermieden werden sollten Sportarten, die mit großer Kraftanstrengung einhergehen und ruckartige Bewegungen erfordern. Ausdauersport hilft Stress abzubauen und macht glücklich.

Progressive Muskelentspannung nach Jacobson

Schon wieder ist Aktivität gefragt, obwohl man sich doch lieber ins Bett verkriechen möchte. Zumindest dann, wenn man von einem akuten Schub geplagt ist. Aber gerade da ist es wichtig, gegen zu steuern. Durch die gezielte An- und Entspannung bestimmter Muskelgruppen erfährt der gesamte Körper eine wohltuende Entspannung. Regelmäßig ausgeführt, versetzt einen diese Technik in die Lage, muskuläre Verspannungen zu lösen. Zudem werden weitere Anzeichen körperlicher Unruhe reduziert wie beispielsweise Herzrasen oder übermäßiges Schwitzen.

Sich auf die schönen Dinge des Lebens besinnen

Das mag absurd klingen. Wer ständig von Schmerzen geplagt ist und sich abgeschlagen fühlt, hat nur noch eines im Sinn: Schmerzen und wie werde ich sie los. Chronische Schmerzen haben sich fest manifestiert. Während der akute Schmerz als Warnzeichen zu sehen ist, handelt es sich beim chronischen Schmerz um eine Art verselbständigte „Spezies“. Nun kann man sich ergeben und künftig ein tristes Leben führen oder man versucht, dem Leben dennoch Gutes abzutrotzen. Kleine Dinge, die uns ein Lächeln auf die Lippen zaubern; Hobbys, die das Leben bereichern; Unternehmungen mit Familie und Freunden und die Anwendung autogenen Trainings – alles, was vom Schmerz ablenkt, ist willkommen. Das ist leichter gesagt als getan, aber einen Versuch sollte es wert sein.

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