Gesundheit und Religion

Wirkt sich der Glauben auf die Gesundheit aus oder nicht? Viele Studien widersprechen sich bei diesem Thema immer wieder.

Schon seit Jahren erscheinen immer wieder meist amerikanische Forschungsergebnisse, welche dem religiösen Glauben eine heilende Wirkung zuschreiben – oder eben nicht. Die Ergebnisse widersprechen sich so häufig wie die Anzahl der entsprechenden Studien. Jedoch scheint sich eines abzuzeichnen: Wer wirklich glaubt, dem kann der Glaube bei der Bewältigung von Krisen und Krankheiten helfen.

Der Glaube kann Schmerzen lindern

Die Universität Oxford veröffentlichte kürzlich ein aktuelles Experiment: Hirnforscher ließen zwölf gläubige Katholiken und ebenso viele Atheisten abwechselnd ein Marienbild und ein neutrales Bild ohne religiöse Bedeutung betrachten. Direkt danach wurden den Probanden Stromstöße verabreicht. Die Testpersonen sollten dann die Stärke der Schmerzen beurteilen. Gleich zwei Aspekte wurden offensichtlich: Die Gläubigen stuften nach dem Betrachten des Marienbildes die Schmerzen um etwa zehn Prozent geringer ein. Gleichzeitig war bei ihnen eine Hirnregion aktiv, welche schlechten Erfahrungen eine positive Bedeutung geben kann.

Eine berechtigte Kritik an der Studie ist allerdings, dass die Anzahl an Probanden nicht repräsentativ war. Außerdem wird hier nicht geklärt, ob nur Katholiken so von ihrem Glauben profitieren können oder ob zum Beispiel auch gläubige Buddhisten weniger Schmerz empfinden.

Der Glaube an einen guten oder strafenden Gott hat Einfluss

Nicht jeder Mensch interpretiert den (christlichen) Glauben gleich. Es gibt Gruppierungen, welche von einem liebevollen Gott ausgehen. Andere hingegen stellen sich einen Gott vor, der jede Verfehlung bestraft. Und das Gottesbild hat Einfluss auf den Gesundheitszustand. Dies zeigen unterschiedliche Untersuchungen verschiedener Forschungsgruppen. Unter anderem kam auch der Psychologieprofessor Kenneth Pargament von der Bowling Green State Universität in Ohio (USA) zu dem Ergebnis, dass sich der Glaube sowohl positiv als auch negativ auf die Gesundheit auswirken kann. Wer Angst vor den Strafen eines strengen Gottes hat, neigt eher zu seelischen Störungen als nicht religiöse Menschen. Wer dagegen an einen liebevollen Gott glaubt, zieht sowohl einen körperlichen als auch seelischen Nutzen daraus, was aber nicht automatisch bedeutet, dass er seltener krank wird.

Der Glaube schützt nicht universell vor Krankheiten

Zwar hat der Glaube einem positiven Einfluss auf die Rekonvaleszenz und den persönlichen Umgang mit Krankheiten, aber Langzeitstudien zeigen, dass gläubige Menschen nicht seltener erkranken als Atheisten. Eine Langzeitstudie in den USA, die über 65 Jahre ging und 268 College-Absolventen umfasste, bestätigt dies. Hiernach geht der Einfluss der Religiosität auf den Gesundheitszustand gegen Null. Der Gesundheitszustand wird vielmehr von anderen Faktoren, wie Ernährung, Stress oder Drogenkonsum beeinflusst.

Allerdings zeigten andere Studien, dass gläubige Menschen schneller von Krankheiten genesen. Scheinbar können sie ihre Selbstheilungskräfte besser aktivieren als der Durchschnitt. Vor allem schwenken sie nach ihrer Genesung eher auf einen gesünderen Lebensstil um. Dies ist aber nicht verwunderlich, da gläubige Menschen sowieso seltener exzessiven Lebensstilen frönen.

Glauben hilft nur, wenn man ihn lebt

Die Universität von Columbia (USA) machte es sich schließlich zur Aufgabe hunderte Studien über die medizinischen Auswirkungen des Glaubens kritisch zu untersuchen. Und dabei zeigte sich, dass es nicht ausreicht, einfach nur gläubig zu sein. Vielmehr muss der Mensch seinen Glauben auch leben, um von seiner heilenden Wirkung zu profitieren. Der wöchentliche Kirchgang reicht hier scheinbar nicht aus. Vielmehr müssen Grundgedanken wie Nächstenliebe oder soziale Verantwortung ins tägliche Leben intrigiert sein.

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