Hämorriden: Wie sie entstehen und wie man sie behandelt

Hämorrhoiden beziehungsweise Hämorriden sind ein Tabuthema, über das kaum gesprochen wird. Dabei leidet früher oder später fast jeder darunter.

Wenn es am Po unangenehm juckt, der Gang zur Toilette Schmerzen bereitet oder gar helles Blut austritt, dann handelt es sich sehr wahrscheinlich um ein Hämorridalleiden. Aus Schamgefühl spricht niemand darüber, dabei sind diese Probleme alles andere als selten: Man schätzt, dass in Deutschland jeder über 30-Jährige ein- oder sogar mehrmals im Leben unter den Beschwerden leidet.

Morgens vom Autositz auf den Bürostuhl und abends auf die Couch – viele Menschen, vor allem Berufstätige, verbringen ihre Tage vornehmlich sitzend, im Meeting, auf Geschäftsreise oder am Schreibtisch. Manche trinken zudem zu wenig oder ernähren sich zu üppig und unausgewogen. Die unangenehme Folge sind: Verstopfungen – und die sind mit der häufigste Grund für vergrößerte Hämorriden.

Was versteht man eigentlich unter Hämorriden?

Unter Hämorroiden versteht man eine Schwellung oder Erweiterung eines Gefäßpolsters zwischen dem Enddarm und dem Schließmuskel des Afters. Dieses Gefäßpolster besteht aus einem Arterien- und Venengeflecht, das gemeinsam mit dem Schließmuskel den Feinverschluss des Afters ermöglicht. Sind die Blutgefäße erweitert, entzündet sich oft das umliegende Gewebe. Wird die Schwellung des Polsters größer, werden die Hämorrhoiden nach und nach aus dem After herausgedrückt.

Schwangere sind durch die Hormonumstellung besonders anfällig für Hämorridalleiden. Auch ein schwaches Bindegewebe gilt als Risikofaktor, ebenso wie eine familiäre Vorbelastung. Das bedeutet: beim Toilettengang bitte nicht viel oder lange pressen. Denn dadurch kann sich der Halteapparat im Enddarmbereich, der aus dem Hämorridalring und den beiden Schließmuskeln besteht, weiter nach außen verlagern. In den Hämorriden staut sich dann das Blut und kann nicht mehr ungestört abfließen, was zu einer Vergrößerung führt.

In jedem Fall sollte beim ersten Auftreten von Hämorridialbeschwerden auch aus medizinischer Sicht stets rasch reagiert werden. Sonst kann es dazu kommen, dass die Hämorriden im fortgeschrittenen Stadium immer häufiger vor der Afteröffnung liegen. Sie werden eingeklemmt und können Blutgerinnsel verursachen – blauschwarze, pralle, aber elastische Knoten neben dem After, die unerträgliche Schmerzen verursachen. Dann kann oft nur noch ein Proktologe helfen, also ein Arzt, der sich auf den Enddarm und seine Erkrankungen spezialisiert hat.

Das hilft bei ersten Beschwerden

Zu Beginn eines Hämorridialleidens empfiehlt der Berliner Proktologe und Chirurg Dr. Horst Loch Dr. Loch die gesunde Verdauung zu fördern und lindernde Salben und Zäpfchen anzuwenden. Mit einer Verödung oder einer Hämorridenligatur lässt sich zudem eine Verschlimmerung und damit eine Operation vermeiden.

Entgegen landläufiger Meinung helfen Bewegung und Sport bei Hämorriden nur indirekt, indem sie die Verdauung ankurbeln. Auch Beckenbodengymnastik stärkt nur die Muskulatur des Beckens – nicht aber das Gewebepolster.

Da Verstopfungen oft die Hauptursache für Hämorriden sind, müssen die Verdauungsorgane auf Trab gebracht werden. Eine Ernährung mit viel Obst und Gemüse hilft, den Stuhldrang zu normalisieren. Unverzichtbar ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr von zwei bis drei Litern über den Tag verteilt. Wasser macht den Stuhl locker und sorgt so für eine optimale Verdauung.

Unverzichtbar ist eine gründliche Analhygiene

Auf dem Markt gibt es schmerzlindernde Salben für leichte bis mittelstarke Beschwerden. Manche enthalten pflanzliche Komponenten wie Hamamelis-Extrakt. Zu den Salben gibt es auch Zäpfchen und Zäpfchen mit Mulleinlage rezeptfrei in Apotheken. Für Menschen, die häufig unterwegs sind und Probleme im Enddarmbereich haben, sind die Salben auch in kleinen, reisefertigen Einmaltuben erhältlich.

Eine gründliche Analhygiene ist das A und O bei der Behandlung. Werden die Hämorriden durch das Säubern mit Toilettenpapier wund, können die Falten in der Afterschleimhaut schmerzhaft einreißen. Zudem können Stuhlbakterien in die Wunden geraten und Infektionen bis hin zu Eiterherden ausbilden. Nicht selten sind diese Abszesse Ausgangspunkt von Analfisteln, die vom Darm bis zur Hautoberfläche führen können. Hier ist eine Operation dann oft der letzte Ausweg. Betroffene sollten deshalb nicht zu viel mit Papier wischen und reiben, sondern sich mit warmem Wasser und einer milden Waschlotion reinigen. Von Seife und parfümierten Feuchttüchern ist abzuraten. Sie reizen die Haut nur zusätzlich.

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