Hoax & Kettenbriefen: Mitleidsmasche mit Kindern

Tipps für den Kampf gegen den Hoax. Was tun gegen Kettenbriefe per Mail oder Post? Die wichtigsten Tipps im Kampf gegen die lästigen Nachrichten, die sich fast immer als schlechter Scherz entpuppen!

„Schicke diese Nachricht unbedingt weiter oder dir werden alle Haare ausfallen, du wirst nie wieder Sex haben und dein ganzes Geld verlieren!“ Mit solchen und ähnlichen absurden Warnungen sorgen Kettenbriefe dafür, dass sie nicht aussterben. Leider mit Erfolg! Das liegt zum einen daran, dass ein Kettenbrief nicht oder nicht auf den ersten Blick als solcher erkennbar ist. Zum zweiten ist das Internet daran schuld, denn es sorgt für eine Verbreitungsgeschwindigkeit, die in Zeiten der „Schneckenpost“ undenkbar war.

Der erste Kettenbrief

Am Anfang aller Kettenbriefe stand die wahre Geschichte von Craig Shergold: Der schwerkranke neunjährige Junge hatte einen Herzenswunsch: Er wollte durch eine aufsehenerregende Zahl von Postkarten mit Genesungswünschen ins Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen werden. Sein Wunsch erfüllte sich! Eine 1989 gestartete Postkarten-Aktion bescherten Craig innerhalb eines Jahres Millionen Postkarten und den ersehnten Eintrag ins Buch der Rekorde. Heute ist der Craig Shergold längst erwachsen, gesund und bekommt noch immer jede Menge Post.

Die ursprüngliche Aufforderung an wohlmeinende Mitmenschen wurde mangels Ablaufdatum zum Selbstläufer. „Dies allein sollte eine Warnung sein, welche nicht steuerbare Macht von Kettenbriefen ausgeht. Sie sind nie mehr zu stoppen!“, warnt Frank Ziemann, Datenschützer von der TU-Berlin.

Fast alle Briefe sind schlechte Scherze

Auch Briefe mit der Suche nach Knochenmarksspendern für angeblich an Leukämie erkrankte Menschen kursieren immer wieder. Diese Aufrufe werden bevorzugt per E-Mail verschickt. „Fast alle hier bekannt gewordenen Kettenbriefe sind schlechte Scherze ohne realen Hintergrund“, warnt Frank Ziemann.

Ab in die „Rundablage“!

Welche Tipps gibt es im Kampf gegen lästige Kettenbriefe und Kettenmails? Soll man derartige Nachrichten von vornherein in den realen oder elektronischen Müll werfen? Der Appell des Datenschützers Ziemann: „Bitte schicken Sie diese und ähnliche Kettenbriefe nicht weiter. Diese Kinder existieren nicht!“ Das Prinzip, grundsätzlich keine mitleidheischenden Kettenbriefe weiterzuleiten, soll für alle Transportmedien – egal ob Post, Fax oder E-Mail – gelten. Und natürlich sollte man auch die Adressen seiner Ansprechpartner vor unerwünschter Post schützen. Etwa indem man beim Versand von E-Mails an mehrere Leute die Adressen im Feld BCC verbirgt.

Die Hoax-Infostelle informieren!

Datenschützer Frank Ziemann empfiehlt allen Empfängern von Kettenbriefen und ähnlichen Produkten, sei es nun per Post, Mail oder Fax, eine Meldung an die Info-Stelle der Technischen Universität Berlin: Hier gibt es eine Liste von aktuellen Kettenbriefen der Marke Hoax (engl. für Jux, Scherz). An diese Stelle kann man auch immer wieder auftauchende falsche Warnungen vor Computerviren melden oder nachsehen, ob hinter diesen Warnungen ein wahrer Kern steckt.

Vermisstenmeldungen sind am ehesten real

Die Möglichkeit, dass eine Mail tatsächlich einen realen Hintergrund hat, ist nach den Erfahrungen der Berliner Datenschützer am ehesten bei der Suche nach vermissten Personen via Massenaussendung gegeben. Hier sollte man aber darauf achten, ob jeweils nachprüfbare Informationen vorhanden sind, eine Quelle oder ein Kontakt angegeben wird, wo man auch wirklich nachfragen kann. Aber keine „Hausnummer“ wie Microsoft, IBM, AOL, sondern eine Polizeidienststelle oder eine konkrete Web-Site. „Ansonsten ist die virtuelle ‚Rundablage‘ der beste Ort für solche Nachrichten. Und wenn mal eine ‚echte‘ darunter sein sollte, ist es auch nicht so schlimm,“ findet Ziemann

Vorsicht Adressensammler!

Wer steckt eigentlich hinter diesen unwahren Kettenbriefen, die völlig sinnlos an das Mitleid unbekannter Mitmenschen appellieren? Meist sind sie einfach das Werk von Soziopathen, die ihre seltsamen Art von Humor in Kettenbriefen zum Ausdruck bringen.

Mitunter verbirgt sich hinter den so sozial klingenden Anliegen aber auch eine besonders hinterhältige Methode der Adressensammlung. So tauchten etwa in Bochum per Briefpost Kettenbriefe auf, in denen ein angeblich krankes britisches Kind um Zusendungen von Visitenkarten bittet, um auf diese Weise ins Buch der Rekorde zu kommen. Nachforschungen der Polizei ergaben, dass es dieses Kind nicht gibt. Die Bochumer Polizei vermutet, dass hinter dem Absender des Kettenbriefs professionelle Adresssammler stehen, die sich mit diesem billigen Trick eine kostenfreie Adress-Datenbank „erarbeiten“. Wirtschaftliche Absichten der etwas anderen Art stecken hinter Kettenbriefen, die bewusst Unternehmen in Misskredit bringen.

Kettenbriefe mit bösen Folgen

„Legenden“, die auf diese Weise in die Welt gesetzt werden, sind ausgesprochen langlebig. So kursiert praktisch seit der Erfindung des Internets ein E-Mail-Kettenbrief, der vor Stichverletzungen in Diskotheken durch Nadeln, die angeblich mit HIV-Viren präpariert sind, warnt. „Alles Unsinn!“, meinen die Kettenbrief-Warner der TU Berlin. Das Ganze sei nichts anderes als ein „Großstadtmärchen“. Die Massenpost zeigt dennoch Wirkung und sorgt für Verunsicherung und Angst unter den jungen Menschen.

Wer Kettenbriefe im Glauben an eine gute Sache weiterleitet, kann sich so wider Willen zum Komplizen einer kriminellen oder doch zumindest moralisch höchst fragwürdigen Angelegenheit machen. Der Vervielfältigungseffekt ist nämlich enorm, besonders dann, wenn man einen Kettenbrief per E-Mail weiterleitet. Solche „Lawinenmails“ können sich innerhalb von zwei Tagen über den ganzen Erdball verbreiten.

Unterschriftenlisten im Web sind sinnlos

Übrigens: Auch Aufrufe zur Unterzeichnung virtueller Unterschriftenlisten, die immer wieder im Web kursieren, sind nicht sinnvoll. Derartige Listen, die etwa zur Befreiung unterdrückter Völker aufrufen, werden von den Vereinten Nationen weder anerkannt noch empfohlen!

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