Impfungen – Schutzschild der Gesundheit

Impfungen – unerlässlicher Schutz für die Gesundheit. Doch viele haben Angst vor der Hilfe für das Immunsystem. Zu Unrecht, wie die Forschung zeigt.

Über Jahrhunderte hinweg sah jeder Dritte, bei dem sich die ersten Anzeichen von Pocken zeigten, einem sicheren Tod entgegen. Nur einer der Schrecken, die durch Impfungen von uns genommen wurden. Welchen Fortschritt das bedeutet, macht man sich selten klar: Impfungen und der umfassende Schutz, den sie uns bieten, sind zur Selbstverständlichkeit geworden. Denn heute stehen uns eine ganze Reihe wirksamer Impfstoffe gegen viele Infektionskrankheiten zur Verfügung.

Nachhilfe für das Immunsystem

Impfungen sollen unseren Organismus gegen Krankheitserreger immun machen. Dazu wird durch einen Erreger in abgeschwächter Form eine Immunreaktion ausgelöst. Damit setzt die Produktion von spezifischen Antikörpern ein, ohne dass es dabei jedoch zum Ausbruch der Erkrankung kommt. Die »light«-Version, mit der das Abwehrsystem reagiert, führt zur Entwicklung von so genannten Gedächtniszellen. Sobald der Ernstfall – eine echte Infektion – eintritt, beginnen diese Zellen sofort mit der Bildung spezifischer Antikörper gegen den betreffenden Erreger. Er wird abgetötet, ohne dass es zu einer spürbaren Erkrankung kommt.

Wer sich impfen lassen sollte

  • Geschäftsreisende: Gegen Polio, Hepatitis A und B sowie Grippe. Weitere Impfempfehlungen abhängig vom Reiseland.
  • Berufstätige mit erhöhter Infektionsgefahr: Ärzte und Berufstätige im Pflegebereich sowie in der Lebensmittelverarbeitung gegen Grippe, Hepatitis A und B.
  • Senioren und chronisch Kranke: Sie sind besonders gefährdet, da ihr Immunsystem nicht mehr so leistungsfähig ist. Ein Muss sind Grippe- und Pneumokokkenimpfungen.

Gegen Grippe impfen?

In jedem Fall. Denn den besten Schutz vor der Virus-Grippe, der Influenza – nicht zu verwechseln mit grippalen Infekten – bietet eine Impfung. Sie muss jährlich erneuert werden, da ständig neue Antigenstrukturen auftreten können. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat deshalb ein zentrales Meldesystem aufgebaut, um sofort mit der Entwicklung eines neuen Impfstoffes reagieren zu können, wenn ein »neues« Grippe-Virus auftaucht. Die Impfung sollten Sie vor Beginn der Grippesaison im Oktober vornehmen lassen. Danach benötigt das Immunsystem noch rund 14 Tage, um einen vollständigen Schutz aufzubauen.

Wichtige Impfungen

  • Kinderlähmung: Die Polio-Impfung wird seit 1998 nicht mehr als Schluckimpfung durchgeführt, sondern der Impfstoff wird per Injektion verabreicht.
  • Tetanus: Die Impfung gegen Wundstarrkrampf sollte alle zehn Jahre aufgefrischt werden.
  • Diphterie: Auch die Schutzimpfung gegen Diphterie sollten Sie alle zehn Jahre erneuern lassen.
  • Hepatitis A und B: Empfohlen wird nur die Impfung gegen Hepatitis B. Da Hepatitis-A jedoch inzwischen auch hierzulande recht häufig ist, sollte auch dagegen geimpft werden.
  • Röteln: Diese Impfung sollte jede Frau unbedingt durchführen lassen.
  • Frühsommerenzephalitis (FSME): Diese Impfung empfiehlt sich für Menschen im süddeutschen Raum und in Österreich sowie für all jene, die sich viel in der freien Natur bewegen.

Kurze Impfkunde

Nachfolgend einige Dinge rund um Impfungen, die Sie kennen sollten. Unter anderem die gebräuchlichen Impfstoffarten, deren Verabreichung und zudem, wann eine Impfung nicht zu empfehlen ist.

Impfstoffe

  • Totimpfstoffe: Sie bestehen aus Erregern, die nicht mehr vermehrungsfähig sind, da sie durch Behandlung mit Formalin oder Hitze inaktiviert wurden. Totimpfstoffe werden unter anderem eingesetzt gegen Keuchhusten, Grippe, Cholera, Tollwut und Pneumokokkeninfektionen.
  • Toxine: Sie kommen zum Einsatz, wenn nicht der Erreger, sondern sein Toxin – sein Gift – die Krankheitserscheinungen hervorruft. Solche Impfstoffe werden beispielsweise gegen Diphtherie und Tetanus eingesetzt.
  • Nichtzelluläre Impfstoffe: Sie bestehen nur aus Bruchstücken eines Erregers. Das genügt vielfach bereits, um das Immunsystem zur Produktion von Antikörpern anzuregen – beispielsweise gegen Keuchhusten. Der Vorteil dieser Impfstoffe ist ihre Sicherheit, da sie selbst keine Krankheit bewirken können.
  • Lebendimpfstoffe: Diese enthalten vermehrungsfähige Erreger, die abgeschwächt wurden. Sie spielen eine echte Krankheit im Kleinen durch und bewirken damit lang anhaltende Immunität.
  • Rekombinante Impfstoffe: Oft genügt dem Immunsystem ein markantes Merkmal, ein so genanntes Antigen von der Oberfläche eines Erregers, um uns gegen die von ihm verursachte Krankheit zu schützen. Mittels spezieller Verfahren können solche markante Teilstücke hergestellt und als Impfstoff eingesetzt werden. Da die Erreger nicht mehr als Ganzes vorkommen, gehen die Risiken nahezu gegen Null.
  • Kombinationsimpfstoffe: Für sie werden Impfstoffe gegen mehrere Krankheiten gemischt und gleichzeitig verabreicht.

Aktive oder passive Impfung

Bei der aktiven Impfung werden Stoffe verabreicht, die den Körper anregen, selbstständig Antikörper gegen einen bestimmten Erreger zu bilden. Bei der passiven Immunisierung führt man Konzentrate von Antikörpern von außen zu: Der Organismus selbst bleibt passiv und ist dennoch für eine gewisse Zeit ähnlich geschützt, als ob er die Antikörper selbst gebildet hätte. Der Impfschutz hält jedoch nur eine Weile an, da die Antikörper wieder abgebaut werden. Zudem ist er nur einmalig, da keine Gedächtniszellen gebildet werden.

Verabreichung von Impfungen

Die meisten Impfstoffe werden unter die Haut oder in den Muskel gespritzt. Die Schluckimpfung ist eine weitere Möglichkeit der Verabreichung. Dabei gelangt der Impfstoff über den Magen-Darm-Trakt in den Körper – Sie erinnern sich an Kindertage, an das Zuckerstückchen… Das ist jedoch bereits Medizingeschichte, denn seit Anfang 1998 soll die Polio-Impfung auf Empfehlung der »Ständigen Impfkommission« nur noch per Injektion durchgeführt werden. Ein Neuling ist die Spray-Impfung, bei der der Impfstoff über die Atemwege verabreicht wird.

Gegenanzeigen für Impfungen

In einigen Fällen ist eine Impfung nicht empfehlenswert.

  • Wenn Sie eine akute Erkrankung oder Infektion haben, muss die Impfung verschoben werden. Frühestens zwei Wochen nach der Genesung sollte geimpft werden. Bei einem Schnupfen oder einer leichten Erkältung können Sie trotzdem unbesorgt den Weg in die Arztpraxis antreten.
  • Wer eine Allergie gegen Hühnereiweiß hat, darf keinesfalls Impfstoffe verabreicht bekommen, die Hühnereiweiß enthalten. Dazu gehören unter anderem Impfstoffe gegen Grippe und Gelbfieber.
  • Bei Menschen mit Immunstörungen wie HIV- oder Tumorpatienten sollten keine Lebendimpfstoffe verwendet werden.
  • Grundsätzlich sollten bei Schwangeren keine Impfungen, sofern nicht dringend erforderlich, durchgeführt werden – vor allem nicht mit Lebendimpfstoffen. In Ausnahmefällen entscheidet der Arzt.

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