Instabilität von Partnerschaften

Wo die Beziehungsprobleme liegen, warum Beziehungen schneller zerbrechen und der Wunsch nach Trennung anders als früher keine Seltenheit mehr ist.

Einer von vielen Gründen für die mangelnden Eheschließungen seit den 90er Jahren ist die wachsende Instabilität von Partnerschaften. Wenn eine Beziehung nicht zufriedenstellend ist, wagen auch weniger Paare den nächsten Schritt zur Ehe. Doch warum sind die Beziehungen in dieser Zeit scheinbar instabiler als früher?

Gewachsene Ansprüche und Wünsche der Menschen

Die Emanzipation ist neben anderen entscheidenden Entwicklungen ein Grund für die gestiegenen Ansprüche der Menschen. Die Menschen sind kompliziert, haben viele Wünsche und verändern ihren Geschmack von Jahr zu Jahr und von Generation zu Generation. Der Mensch sehnt sich nach der Erfüllung einer idealen Partnerschaft, aber gleichzeitig auch nach einem Gleichgewicht zwischen Freiheit und Bindung. Die Lebensführungen der Menschen sind verstärktindividualisiert. Wünsche, Erwartungen und Gewohnheiten sind gewachsen und müssen jedoch denen des Partners angepasst werden. Die Einstellungen der Menschen zu den Themen Liebe und Treue sind inzwischen dermaßen vielfältig, dass diese mit dem Partner erst einmal ausgehandelt werden müssen. Im Gegensatz zu Beziehungen und Ehen vor dem 19. Jahrhundert muss heute viel mehr Kommunikation und auch Reflexion in und über die Beziehung stattfinden. Das ständige Austauschen über die Beziehung, Wünsche und Probleme bedeutet eine psychische Belastung.

Mehr Wünsche und Hoffnungen haben höhere Erwartungen an den Partner zur Folge und erhöhen das Risiko, enttäuscht zu werden. Gleichzeitig sind Emotionen und Affekte für Menschen viel bedeutsamer geworden. Partnerschaften beruhen heute auf einer starken Gefühlsbasis. Die Liebe, die als häufigster Grund für den Beginn einer Beziehung angegeben wird, ist in den meisten Beziehungen leider vergänglich. Die Dauerreflexion ist neben dem Problem der Rollenambiguität eine starke psychische Belastung für beide Partner und somit eine Gefährdung der Stabilität der Beziehung. Äußerliche Belastungen wie beispielsweise berufliche Unsicherheiten verstärken diese Umstände.

Gründe für Trennungen

Für eine Trennung gibt es daher kaum noch traditionelle Gründe wie finanzielle Probleme, Untreue oder Gewalt, sondern psychische Belastungen durch längerfristige Krisensymptome und schwierige Lebenslagen, so wie Ermüdungs- und Abnutzungserscheinungen. Durch häufige Probleme und belastende Krisen in einer Beziehung sehen weniger Menschen überhaupt eine Chance für das Bestehen einer Ehe.

Abwägung von Vor- und Nachteilen zur Ehe

Eine Partnerschaft ist im Gegensatz zu einer Ehe jederzeit kündbar und steht einem geringeren sozialen Druck gegenüber, wenn eine Trennung bevorsteht. In den letzten drei Jahren des Zusammenseins haben außerhalb der Ehe doppelt so viele Paare an Trennung gedacht wie in der Ehe. Ähnliches gilt auch für einen ernsthaften Vorschlag für eine Trennung. Doch eine Partnerschaft hat meist unbestimmte Perspektiven oder Ziele. So stellt sie eine größere Unsicherheit als eine Ehe dar. Dem Wunsch in einer Partnerschaft nach den Sicherheiten und Vorteilen, die eine Eheschließung mit sich bringt, stehen Bedenken gegenüber, die aus der Verantwortung und den Pflichten erwachsen oder dem Umstand der nicht unproblematischen Kündigung der Ehe wie Regelung der Gütertrennung und Versorgungsansprüche.

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