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Joggen gegen Depressionen?

Hilft Sport wirklich gegen Depressionen vielleicht sogar besser als Antidepressiva? Einige Untersuchungen scheinen dies zu belegen.

Einige Studien belegen, dass Sport das Befinden psychisch Erkrankter verbessert. Eventuell kann dadurch sogar der Einsatz von Psychopharmaka vermieden werden zumindest bei leichteren Depressionen. Hier soll Sport sogar besser helfen als ein Antidepressiva. Dies ist allerdings keine Aufforderung, Antidepressiva einfach durch Sport ohne Absprache mit dem behandelnden Arzt oder Therapeuten zu ersetzen. Das muss man im Einzelfall entscheiden.

Depressionen und körperliche Aktivität

Nach Angaben eines Artikels des Focus (Onlineausgabe) wirkt Sport sogar bei schweren Depressionen. Dieser stützt sich auf eine Vier-Jahres-Studie der psychologischen Abteilung des UT Southwestern Medical Center in Zusammenarbeit mit dem Cooper Institut in Dallas. Nach dieser Studie soll regelmäßiges körperliches Training gegen Depressionen genauso gut helfen wie ein zweites Psychopharmaka gegen die Depression, das zum Einsatz kommt, wenn eine Monotherapie mit einem Medikament nicht ausreicht.

An der Studie nahmen Erkrankte zwischen 18 und 70 Jahren teil, die durchschnittlich schon sieben Jahre lang an Depressionen gelitten hatten. Sie waren vorher noch nicht mit selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmern behandelt worden, die als gut verträglich gelten. Sie nahmen an einem zwölfwöchigen Trainingsprogramm teil, dass sich in der Intensität unterschied. Sie trainierten dabei auf einem Hometrainer und/oder auf einem Laufband mit einem Pulsmesser. Häufigkeit und Dauer des Trainings dokumentierten die Teilnehmer in einem Online-Tagebuch. Zusätzlich fand während der Dauer der Studie eine psychologische Betreuung der Teilnehmer statt. Bei 30 % der Teilnehmer bestand nach der Behandlung keine Depression mehr, während sich bei 20 % der Teilnehmer die psychische Verfassung immerhin deutlich besserte.

Bei den Behandlungsergebnissen durch das körperliche Training gab es Unterschiede bei Teilnehmerinnen je nach dem, ob in der Familie bereits psychische Vorerkrankungen vorlagen oder nicht. Studienteilnehmerinnen mit psychischen Vorerkrankungen in der Familie profitierten eher von mäßigem Training, Studienteilnehmerinnen, bei denen psychische Vorerkrankungen in der Familie nicht vorlagen eher von intensivem Training. Bei männlichen Teilnehmern zeigte ausnahmslos das intensivere Training die größere Wirkung.

Besonders gut sollen sich Ausdauersportarten wie Nordic Walking, Joggen, Wassergymnastik oder die in der Studie erwähnten Sportarten eignen. Da Depressive häufig unter Motivationsproblemen und Antriebsschwäche leiden, sind auch Sportarten in der Gruppe empfehlenswert oder man verabredet sich einfach zum gemeinsamen Joggen.

Wieso hilft Sport gegen Depressionen?

Physiologisch betrachtet wird der positive Effekt des Sports unter anderem auf eine erhöhte Konzentration von Katecholaminen zurückgeführt. Katecholamine sind Neurotransmitter, deren geringere Konzentration bei Depressionspatienten gegenüber Gesunden für Depressionen mitverantwortlich gemacht werden. Außerdem kommt es bei der Ausübung einer Ausdauersportart zur Ausschüttung von opiatähnlichen Endorphinen, die für eine bessere Stimmung sorgen. Durch Bewegung werden Stress und Anspannung abgebaut. Hinzu kommt, das der Sport, wenn er in der Gruppe ausgeführt wird, wieder soziale Kontakte ermöglicht, von denen sich Depressive häufig zurückziehen. Außerdem sorgen kleine Erfolgserlebnisse beim Training, zum Beispiel eine bessere Figur durch Gewichtsabnahme und Muskelabbau für ein besseres Selbstwertgefühl, da der Depressive so das Gefühl bekommt, wieder etwas geschafft und geleistet zu haben.

Rückfallquote ebenfalls verringert

Innerhalb von sechs Monaten lässt sich bei Sporttreibenden Depressiven auch eine geringere Rückfallquote feststellen. Im Unterschied zur passiven Tabletteneinnahme und dem Warten darauf, dass diese endlich wirken, werden beim Sport die Depressionspatienten selbst aktiv und haben so auch das Gefühl, selbst etwas gegen ihre Erkrankung unternehmen zu können.