Komplementäre Heilmethoden – Anwendungsgebiete und Grenzen

Die Zahl alternativer bzw. komplementärer Heilmethoden hat sich in den letzten Jahren stetig erhöht. Die Anwendungsgebiete sind vielfältig.

Unter dem Wort „komplementär“ ist ergänzend oder zusätzlich zu verstehen, d.h. diese Behandlungsformen werden lediglich zusätzlich zu schulmedizinischen und/oder psychiatrischen Behandlungen eingesetzt (sofern möglich). Gleichwohl können sie im Rahmen der Gesundheitsprophylaxe zum Einsatz kommen.

Als vorbeugende Maßnahmen nennt die Sekten-Info Essen e.V. unter anderem Yoga oder Meditation, als komplementäre Methode wird beispielsweise Akupunktur bei akuten oder chronischen Schmerzzuständen genannt, wobei stets die Wirksamkeit der jeweiligen Komplementärmethode in Bezug auf die Grunderkrankung zu beachten ist.

Beurteilung der Seriosität des Anbieters

Die Sekten-Info Essen hat einen Kriterienkatalog hierzu herausgegeben. Zunächst lässt sich feststellen, dass die Behandlung mancher Erkrankungen ausschließlich Schulmedizinern oder psychologischen Psychotherapeuten vorbehalten bleibt. Dazu zählen u.a. Unfallverletzungen, Infektionskrankheiten und Psychosen.

Vorsicht geboten ist bei unrealistischen Versprechungen wie beispielsweise der Heilung von Krebs oder AIDS. Analog dazu ist es äußerst kritisch zu betrachten, wenn Anbieter komplementärer Behandlungsmethoden die Grenzen ihrer Heilmethode nicht akzeptieren und die Schulmedizin als solche ganz oder teilweise ablehnen. Da es sich lediglich um zusätzliche Methoden handelt, ist eine Kooperation des Anbieters mit Schulmedizinern bzw. psychologischen Psychotherapeuten zwingend erforderlich.

Es sollte von Anbietern Abstand genommen werden, die keine Rückfragen oder Kritik und keinen Widerspruch erlauben (vgl. Kriterienkatalog). Die Sekten-Info Essen e.V. fasst dies unter dem Begriff „Guru-Status“ zusammen. In diesem Zusammenhang wird gleichwohl auf die Kriterien einer professionellen Beziehung zwischen Therapeut und Klient eingegangen. Als unseriös sind Anbieter einzustufen, die versuchen, eine Freundschaft oder gar sexuelle Beziehung zum Klienten aufzubauen.

Der Klient wird vielfach in die Verantwortung genommen

In einem unprofessionellen Beratungs- und Behandlungssetting soll der Klient häufig als Verbreitungsorgan der Lehre, die der jeweilige Anbieter vertritt, instrumentalisiert werden, indem er beispielsweise Bücher oder Seminare verkaufen soll. Ebenso problematisch ist es, wenn der Therapeut dem Klienten eine Mitschuld an seiner Grunderkrankung gibt, da er gegen bestimmte esoterische Prinzipien wie etwa positives Denken verstoßen habe (vgl. L. Gassmann, Was ist positives Denken?). Häufig greifen die Lehren der Esoterik und der Status, den manche Heiler einzunehmen versuchen, stark ineinander.

Ausbildungsrichtlinien, Risiken & Nebenwirkungen

Vor dem Hintergrund, dass es für komplementäre Heilmethoden häufig keine konkreten Ausbildungsrichtlinien gibt wie etwa bei einem Hochschulstudium oder einer betrieblichen/schulischen Ausbildung, sollte geprüft werden, welche Qualifikationen der Anbieter mitbringt. Eine pauschale Aussage des Therapeuten wie „Ich arbeite seit mehr als zwanzig Jahren mit Menschen.“ ist nicht ausreichend, da dies die fachliche Kompetenz in keinster Weise untermauert. Ähnlich wie bei einer schulmedizinischen Behandlung ist die Transparenz der angewendeten Verfahren im Rahmen eines Behandlungsplans zwingend zu berücksichtigen.

Während ein Arzt oder ggf. der Beipackzettel eines Medikaments den Patienten über mögliche Risiken und Nebenwirkungen einer bestimmten Methode aufklärt, werden diese bei so genannten Naturheilprodukten meist verschwiegen.

Gleichwohl ist auf die nachgewiesene Wirksamkeit der angebotenen komplementären Heilmethode zu achten. Die Wirksamkeit von Akupunktur und QiGong wurde bereits in Studien festgestellt. Dies gilt jedoch nicht für Methoden wie z.B. die Bach-Blüten-Therapie oder Edelsteintherapie. Bestenfalls werden aufgrund des Placebo-Effekts die Selbstheilungskräfte des Patienten mobilisiert, so dass es zu einer kurzzeitigen Besserung der Symptomatik kommt.

Die Sekten-Info Essen e. V. rät, sich bei Unsicherheit in Bezug auf einen Anbieter und/oder bestimmtes Heilverfahren ggf. an die Sektenberatungsstelle der jeweiligen Stadt/des jeweiligen Landkreises zu wenden.

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