Krank durch Hygiene – Keimfreiheit kann Allergien auslösen

…Hände waschen nicht vergessen! Regeln zur Hygiene sind gut, aber zu viel Hygiene ist gar nicht gut: Sie bringt unsere Immunabwehr durcheinander.

Schon jeder vierte Deutsche leidet an einer Allergie und die Tendenz ist steigend. Viele Ärzte sehen die Ursache in einem Übermaß an Hygiene. Das mag manchem wie eine verkehrte Welt erscheinen, denn schließlich gilt Sauberkeit als Grundlage für unsere Gesundheit. Denn schließlich ist es uns erst mit der Einführung allgemeiner Hygienestandards gelungen, einer Reihe von Krankheiten Herr zu werden. Auch die Säuglings- und Müttersterblichkeit konnte erst sinken, nachdem sich Ärzte und Hebammen vor der Geburtshilfe die Hände gewaschen haben.

Keimfreiheit ist so schlimm wie Schmutz

Ein Übermaß an Hygiene kann genau das Gegenteil von dem bewirken, was bezweckt ist. Denn hierbei handelt es sich nicht mehr um Sauberkeit, sondern um Keimfreiheit. „Keime trainieren den Organismus und stärken seine Abwehrkraft gegen Krankheits-Erreger“, sagt Prof. Dr. med. Ulrich Amon, Ärztlicher Direktor der PsoriSol Hautklinik in Hersbruck (bei Nürnberg). „Versucht man, sein Leben weitgehend keimfrei zu halten, ist der Körper Pilzen, Viren und Bakterien schutzlos ausgeliefert.“

Bereits Anfang der 2000er Jahre haben Wissenschaftler der Universität Marburg herausgefunden, dass Kinder, die auf dem Land aufwachsen, nur ein halb so hohes Risiko haben, an Heuschnupfen, Asthma und Allergien zu erkranken. Der Grund: Wer auf dem Bauernhof lebt, kommt mit mehr Keimen in Kontakt und baut so einen besseren Immunschutz auf. Weil diese Kinder ständig mit Keimen konfrontiert werden, wird ihr Immunsystem toleranter – Überreaktionen wie etwa gegen Hausstaubmilben oder Pollen sind deutlich seltener. Das wurde mittlerweile in zahlreichen Studien aus ganz Europa bestätigt.

Fehlt der Säureschutzmantel der Haut, kommt es zu Allergien und Ekzemen

Bei den „modernen, aufgeklärten“ Städtern läuft das Ganze eher umgekehrt ab. Sie bemühen sich mit Hilfe von Chemikalien wie Desinfektionsmitteln, Raumsprays, Weichspüler das Leben möglichst frei von Keimen zu halten. Hinzu kommen diverse Pflegeprodukte für die Haut, die mit Konservierungs- und Duftstoffen angereichert sind und die Haut ihres natürlichen Säureschutzmantels beraubt. Als Folge leiden wir wesentlich häufiger an Ekzemen, Allergien, Asthma und Schleimhautschwellungen.

Keime schützen die Haut vor Umweltgiften. Sie sorgen auf der Haut und im Mund dafür, dass sich schädlichen Bakterien nicht permanent vermehren können. Daher ist nach Expertenmeinung weniger mehr: „Wenn es kühler wird, ist tägliches Duschen nicht mehr nötig“, rät Prof. Amon. „Zu viel Wasser und Seife bringen die Schutzfunktion der Haut aus dem Gleichgewicht.“

So stärken Sie zusätzlich Ihr Immunsystem – Tipps vom Dermatologen

Benutzen Sie möglichst duftstofffreie Körperpflege-Produkte und verzichten Sie auch im Haushalt auf synthetische Duftstoffe. Selbst Reinigungsmittel brauchen keine aggressiven Inhaltsstoffe.Vermeiden Sie besonders großflächige und wiederholte Desinfektion.

Gehen Sie stattdessen viel an die frische Luft, auch bei schlechterem Wetter. Das härtet ab. Und lüften Sie regelmäßig, insbesondere auch in der kalten Jahreszeit. Das reduziert Schadstoffe in der Raumluft, beugt Feuchtigkeitsschäden wie Schimmelpilzen vor und reduziert die Besiedlung mit Hausstaubmilben.

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