Neue Selbsthilfegruppe für Organtransplantierte aus Würzburg

Seit April dieses Jahres gibt es eine „Regionalgruppe Würzburg und Umland“ des Bundesverbands der Organtransplantierten (BDO).

Eine Organtransplantation ist nicht nur körperlich ein massiver Eingriff in das Leben der Patienten – auch die psychischen und sozialen Belastungen sind hoch. „Als Verband von selbst Betroffenen können wir auf besonders verständnisvolle Weise helfen, Sorgen und Ängste, aber auch sozialrechtliche Probleme in den Griff zu bekommen“, sagt Lieselotte Hartwich, die Vorsitzende des Bundesverbands der Organtransplantierten (BDO). Mit Leben gefüllt wird dieses Hilfsangebot unter anderem in 23 Regionalgruppen im gesamten Bundesgebiet. Seit der Gründungsveranstaltung am Universitätsklinikum Würzburg am 9. April dieses Jahres gibt es auch eine „Regionalgruppe Würzburg und Umland“.

Transplantierten-Ehefrau als Regionalgruppenleiterin

Geleitet wird sie von Dorothea Eirich und Peter Hoof. „Durch die ehrenamtliche Tätigkeit beim BDO habe ich Gelegenheit, unsere Dankbarkeit öffentlich zu machen, dass meinem Mann durch eine Herztransplantation am Uniklinikum Würzburg vor zwei Jahren ein neues Leben geschenkt wurde“, berichtet Dorothea Eirich. Als Angehörige hat sie die vielen Höhen und Tiefen vor und nach der Operation intensiv durchlebt. „Wir wollen Mut machen, durchzuhalten und wieder Lebensfreude zu finden“, so die Kinderkrankenschwester.

Regionalgruppenleiter mit Spenderherz

Ihrem Stellvertreter, Peter Hoof, wurde als Folge einer Herzinsuffizienz im Mai 2011 ein Spenderherz implantiert. Zuvor hatte er über 100 Tage als Hochdringlichkeitspatient mit einem Herzunterstützungssystem auf der Intensivstation des Würzburger Großkrankenhauses gewartet. „Dort habe ich gelernt, das Dasein wirklich zu schätzen und mir geschworen, mein neu geschenktes Leben sinnvoll zu gestalten, um ein bisschen etwas zurückgeben zu können.“ Nach seiner seither aufgenommenen ehrenamtlichen Tätigkeit beim Bayerischen Roten Kreuz ist das Engagement beim BDO ein weiterer Ausdruck dieses Ziels.

Erfahrungsaustausch, Vorträge, Infostände

Die neu geschaffene Regionalgruppe plant jährlich vier Treffen zum Erfahrungsaustausch von Betroffenen aller Organe. Neben den individuellen Gesprächen soll ein Vortrag über medizinische, sozialrechtlich oder psychologische Aspekte informieren. Außerdem stehen öffentliche Aufklärungsaktionen zu Organspende und Organtransplantation auf der Agenda, zum Beispiel anlässlich des jährlich am ersten Samstag im Juni stattfindenden Tags der Organspende.

Volle Unterstützung vom Uniklinikum Würzburg

Das Universitätsklinikum Würzburg (UKW) hat die Gründung der Regionalgruppe aktiv unterstützt. Prof. Rainer Leyh, Sprecher des Transplantationszentrums und Direktor der Klinik für Thorax-, Herz- und Thorakale Gefäßchirurgie am UKW: „Das neue Angebot wird Patienten, die auf ein Spenderorgan warten oder an ein Kunstherzsystem angeschlossen sind, mehr Sicherheit und Zuversicht geben. Das Gespräch mit Menschen, die den Eingriff schon hinter sich haben oder die im gleichen Boot sitzen, wie man selbst, befriedigt Kommunikationswünsche, die von Ärzten nicht erfüllt werden können.“ Diesbezüglich sehr gute Erfahrungen haben die auf Lebertransplantationen spezialisierten Ärzte des UKW schon bei der langjährigen Kooperation mit der Vereinigung Lebertransplantierter Patienten Deutschland e.V. gemacht.

Trend zu Kunstherzsystemen

Ein in Zukunft immer mehr gefragtes Beratungsthema sieht Prof. Ivan Aleksic, Leiter des Herztransplantations- und Kreislaufunterstützungsprogramms am UKW bei Patienten mit Kunstherzen: „Aktuell werden bundesweit fast doppelt so viele Menschen mit einem Kunstherzsystem versorgt, als zur Herztransplantation gelangen. Die Integration dieser Patienten und ihrer Angehörigen im BDO ist extrem wichtig, damit auch diese Gruppe eine Betreuung erhält, die über den rein medizinischen Kontakt hinausgeht.“

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