Pflege den Profis überlassen? – Woran man einen guten Pflegedienst erkennt

Pflegedienste werben im Internet und Info-Broschüren mit ihren Leistungen. Worauf kommt es aber an, was zeichnet die Qualität eines Pflegedienstes tatsächlich aus?

Ob nun ein Pflegedienst prächtig aufgemachtes Werbe- und Informationsmaterial bietet oder sich professionell im Internet präsentiert, sagt wenig über die Qualität seiner Leistungen aus. Der erste Eindruck ist wichtig, sollte letztlich aber nicht ausschlaggebend sein.

Das gleiche gilt für die Entscheidung zwischen einem privaten Pflegedienst oder Diensten mit institutionellem Hintergrund (kirchlich, sozial), die in der Regel größer sind und schon länger existieren als die privaten. Meist sind diese in den 1990er Jahren entstanden, vor allem nach Einführung der Pflegeversicherung im April 1995.

Aber auch die Größe ist nicht unbedingt ein Qualitätsmerkmal: Es gibt kleine Pflegedienste mit gerade mal 10 Mitarbeitern, die durch ihr großes persönliches Engagement all das leisten, was bei anderen möglicherweise nur auf dem Papier steht. Bei größeren Diensten muss man zwar mit größerer Anonymität rechnen, darf laut MDK (Medizinischer Dienst der Krankenkassen) dafür aber auch eine höhere Struktur- und Prozessqualität erwarten.

Wie lange ein privater Pflegedienst schon besteht, kann aber ein Hinweis für die Qualität seiner Leistungen sein. Denn der Pflegemarkt ist mancherorts stark umkämpft, und es hält sich nur, wer gute Pflege bietet. Andererseits aber haben gerade junge Unternehmen den Ehrgeiz sich durchzusetzen und legen sich deshalb möglicherweise mehr ins Zeug als bereits etablierte Dienste.

In folgenden Disziplinen sollte ein Pflegedienst gut abschneiden:

Service- und Informationsbereitschaft

Ein guter Pflegedienst beantwortet Anfragen freundlich, offen und kompetent. Zugesagtes Informationsmaterial liegt nach spätestens drei Werktagen vor und umfasst im Idealfall Broschüren, Merkblätter, Prospekte mit Informationen zu Pflegeleitbild und Pflegemodell, zu Leistungsspektrum, Service- und Zusatzleistungen und Preisen. Mehr und mehr Pflegedienste bieten diese Infos auch auf einer eigenen Homepage.

Erreichbarkeit und Verlässlichkeit

Ein Pflegedienst ist rund um die Uhr und auch an Wochenenden und Feiertage rund um die Uhr erreichbar – über eine automatische Rufumleitung zur Dienst habenden Pflegedienstleitung (PDL). Zwar wird die Tourenplanung täglich von verschiedenen Faktoren „torpediert“ – Staus, Unfälle, Krankheit oder Verzögerungen bei anderen Klienten. Ein gut organisierter Pflegedienst wird rechtzeitig infomieren oder/und eine Vertretung organisieren.

Zulassung

Ein seriöser Pflegedienst schließt Versorgungsverträge mit den Pflegekassen und den Krankenkassen. Ohne diese „Zulassung“ kann er seine Sachleistungen nur zu 80 % mit der Pflegekasse abrechnen, den Rest zahlt der Auftraggeber privat. Für die Erbringung von Leistungen der häuslichen Krankenpflege (Krankenkasse) muss der Dienst dann einen weiteren Dienst beauftragen.

Qualitäts-Zertifikate und Qualifikationen

Größere Pflegedienste weisen häufig auf ihre Zertifizierungen durch externe Prüfunternehmen (z.B. MDK) hin. Weil diese aufwändig und teuer sind, gehören kleinere Pflegedienste bis 20 Mitarbeitern mit entsprechender Zertifizierung übrigens eher zu den Ausnahmen. Auf Wunsch präsentiert der Pflegedienst Nachweise der beruflichen Qualifikationen (z.B. Examen) und der Fortbildungsmaßnahmen seiner eingesetzten Pflegekräfte.

Erstgespräch

Es sollte kostenlos sein und idealerweise am künftigen Pflegeort stattfinden. So kann die Pflegeberaterin die Bedingungen gut beurteilen, ein entsprechendes Angebot formulieren und auch besser einschätzen, ob und welche Pflegehilfsmittel notwendig sind oder ob eine Pflegestufe beantragt werden sollte.

Dokumentation und Leistungsnachweise

Der Pflegeprozess wird nach einer Anamnese von den leitenden Pflegekräften festgelegt. Er ist für alle an der Pflege Beteiligten verbindlich. Jede Veränderung des Zustandes eines Klienten und jede Maßnahme wird in einer Dokumentation festgehalten und jeweils von der durchführenden bzw. Dienst habenden Kraft abgezeichnet. Hinzu kommen verschiedene Durchführungsnachweise wie z.B. ein Protokoll über die tägliche Flüssigkeitszufuhr. Ein Leistungsnachweis, der vom Pflegebedürftigen jeweils im Anschluss an die Durchführung abgezeichnet wird, dient später als Grundlage für die monatliche Rechnungsstellung. Diese Dokumente müssen lückenlos geführt werden und bleiben stets im Hause des Klienten. Ältere Nachweise werden in der Klientenakte abgelegt und müssen jederzeit einsehbar sein – etwa für den Fall, dass Zweifel an der Korrektheit von Abrechnungen bestehen.

Pflegeverträge

Ein seriöser Pflegedienst bietet einen standardisierten Pflegevertrag mit festgelegten Kündigungsfristen und -bedingungen. Unter „Ergänzungen“ werden besondere Anforderungen festgehalten, z.B. ob nur weibliches Pflegepersonal gewünscht wird.

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