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Raus aus Hartz IV – Bewerbungstipps für Langzeitarbeitslose

Wer als letzte Station im Lebenslauf „Arbeit suchend“ stehen hat, kann sich dennoch erfolgreich bewerben. Ein paar besondere Strategien helfen, die Chancen zu verbessern.

Willi Meyer (Name geändert) ist verzweifelt. Seit der Einkaufssachbearbeiter seine Stelle verloren hat, ist er ununterbrochen bestrebt, einen neuen Arbeitsplatz zu finden. Bisher waren alle seine Bemühungen umsonst. Schon 150 Bewerbungen hat er in den vergangenen Jahren geschrieben, verliert langsam die Lust und auch die Hoffnung. Aus Hartz IV komme er nicht mehr heraus, glaubt er.

Einmal arbeitslos – immer arbeitslos?

So wie Herrn Meyer geht es vielen Menschen, die langzeitarbeitslos sind. Klebt erst einmal das Etikett Hartz IV an einem, fällt es schwer, Arbeitgeber von sich zu überzeugen. Zumindest glauben das viele und demotivieren sich damit selbst. In Zeiten, in denen fast jeder Arbeitnehmer selbst schon einmal arbeitslos war oder jemanden kennt, dem es so ging, muss das allein aber kein Makel mehr sein. Es ist in diesem Fall nur umso wichtiger, seine Bewerbung überzeugend zu gestalten. Unmotivierte 08/15 Alibi-Bewerbungen, weil das Amt es so verlangt, haben tatsächlich wenig Chancen.

Bewerben will gelernt sein

Job-Center und Arbeitsagenturen geben den Takt vor: Arbeitslose müssen eine gewisse Anzahl an schriftlichen Bewerbungen nachweisen können, sonst droht Ärger oder vorübergehend sogar eine Kürzung der Bezüge. Um der Forderung zu genügen, verfällt manch einer in blinden Aktionismus und schaut gar nicht mehr so genau auf die eigenen Vorstellungen. Massenweise Bewerbungen zu schreiben ist aber nicht unbedingt die beste Lösung. Qualität vor Quantität, lautet die Devise für die Stellensuche. Und: Erfolgreich bewerben kann erlernt werden. Die Job-Center und Arbeitsagenturen bieten regelmäßig Bewerbungstrainings oder entsprechende Bildungsgutscheine an. Jeder Interessent sollte gezielt danach fragen, denn persönliche Unterstützung bei der Bewerbung ist oft Gold wert.

Die wichtigste Station im Lebenslauf

Personalchefs schauen immer auf die aktuelle Situation. Keine Chance also für Bewerber, die schon lange arbeitsuchend sind? Auch wenn das nicht die ideale Ausgangsposition ist, muss man nicht gleich die Flinte ins Korn werfen. Denn der Gesamteindruck des Lebenslaufs kann durchaus an anderer Stelle verbessert werden. Wer ehrenamtlich zwei Mal die Woche als Tischtennis-Trainerin oder regelmäßig als Schöffe beim Jugendgericht tätig ist, zeigt damit nicht nur gesellschaftliches Engagement sondern auch immer noch bestehenden Bezug zur Arbeitswelt. Das honorieren viele Personaler.

Ein-Euro-Jobs oder Minijobs sind stundenweise Beschäftigungen, die ebenfalls in den Lebenslauf gehören. Wer also etwas tut, das mit der Berufswelt in Verbindung steht, sollte es unbedingt angeben.

Lücken im Lebenslauf schließen

Je mehr Lücken, desto stutziger werden Personaler. Grundsätzlich sollte jede beschäftigungslose Zeit erklärt werden. Es macht aber gar keinen guten Eindruck, wenn dabei alle paar Jahre das Wort „arbeitslos“, oder eine der Umschreibungen dafür, auftaucht. Dann schafft man den wichtigen Schritt zum Vorstellungsgespräch gar nicht erst. Wird es also zu holprig, darf man in der schriftlichen Bewerbung zu legalen Umschreibungen greifen. So können lange zurückliegende Beschäftigungsverhältnisse durchaus zusammengefasst werden; dabei verschwindet vielleicht auch schon mal eine Lücke. Die Formulierung hierfür könnte so lauten: 1970 – 1985 Tätigkeit als Sachbearbeiter Einkauf bei verschiedenen Firmen der Nahrungsmittelbranche.

In einigen Branchen ist es üblich, Arbeitnehmer immer nur saisonweise zu beschäftigen, dann liegen regelmäßig zwei bis drei Monate zwischen den Anstellungsverhältnissen. Hat jemand auf diese Art mehrere Jahre beim selben Arbeitgeber gearbeitet, kann das ebenfalls im Lebenslauf als eine Station zusammengefasst werden.

Wenn es sich um einen Zeitraum bis zu vier Wochen zwischen zwei Arbeitsverhältnissen handelt, ist es durchaus legitim, dies im Lebenslauf unkommentiert zu lassen indem man die beiden Stationen lückenlos untereinander schreibt.

Spätestens im Vorstellungsgespräch ist es aber an der Zeit, wichtige Details zu erläutern. Dabei gilt die Devise, stets wahrheitsgetreu auf eventuelle Nachfragen zu antworten.

Initiativbewerbungen nutzen

Wer sich auf eine Zeitungsannonce bewirbt, steht automatisch in Konkurrenz mit sehr vielen anderen. Initiativbewerbungen bieten da mehr Chancen, Aufmerksamkeit zu erregen. Eine erfolgreiche Initiativbewerbung zeichnet sich durch wirkliches Interesse an und Kenntnisse über die Firma aus. Zeit, die vor dem Versand der Bewerbungsunterlagen gut investiert ist.

Wie man aus Absagen lernen kann

Woran es liegt, wenn jemand nur Absagen erhält, wissen meist die, die sie schreiben. Wer raus aus dem Kreislauf will, fragt also dort am besten nach. Sicherlich sind nicht alle Personaler bereit zu sagen, woran genau es lag, dass jemand mit seiner Bewerbung nicht punkten konnte. Aber die, die es tun, können Bewerbern helfen, es danach besser zu machen. Leider keine Seltenheit in der Praxis sind nämlich schmuddelige Unterlagen, unvollständige Zeugniskopien, schlechte Fotos oder Standardtexte, die unpersönlich und unmotiviert wirken.

Manche ehrenamtlichen Einrichtungen bieten auch Sprechstunden mit Entscheidungsträgern aus der Praxis an. Die durchleuchten Unterlagen ebenfalls mit geschultem Blick und geben Tipps fürs Bewerbungsanschreiben .Auch persönliche Kontakte sollte man nutzen. Der Ausbildungsleiter des Sohnes oder der Chef der Schwägerin sind vielleicht gerne bereit, ihr fachliches Know-How für Stellensuchende einzusetzen.