Refluxkrankheit – Husten und Räusperzwang richtig deuten

Saures Aufstoßen und Sodbrennen sind als Symptome der Refluxkrankheit bekannt. Aber wer würde schon Husten, Heiserkeit und Räusperzwang damit verbinden?

Saures Aufstoßen und brennende Schmerzen hinter dem Brustbein nach dem Genuss einer fettreichen Nahrung oder Alkohol entstehen beim Rückfluss (Reflux) von saurem Mageninhalt in die Speiseröhre. Etwa 10 Prozent der deutschen Bevölkerung leiden unter der Refluxkrankheit. Erstaunlicherweise weisen nach wissenschaftlichen Untersuchungen jedoch viele Patienten chronische Heiserkeit, Husten- und Räusperzwang als einzigen Hinweis auf die Erkrankung auf. Das klassische Leitsymptom „Sodbrennen“ hingegen ist gar nicht oder weniger spürbar. Das Phänomen wird wahrscheinlich durch eine Reizung des Vagusnervs beim Reflux auch von kleinen Mengen an Magensaft in die Speiseröhre hervorgerufen. Die Nervenreizung könnte über Schaltungen im Gehirn den Räusper- und Hustenzwang auslösen.

Auch nächtliche Asthma-Anfälle können durchaus auf einen Reflux hinweisen, bei dem kleinste Mengen sauren Magensafts bis in die Atemwege gelangen und die krampfartige Verengung der Bronchien auslösen können. Grundsätzlich sollte deshalb bei jeder chronischen Atemwegserkrankung auch an einen Reflux als Ursache gedacht werden.

Bei längerem Bestehen kann sich aus der Refluxkrankheit eine chronische Speiseröhrenentzündung (Refluxösophagitis) entwickeln und zu Blutungen, narbiger Verengung oder im schlimmsten Fall zum Entstehen eines bösartigen Tumors der Speiseröhre führen.

Häufige Ursachen für Sodbrennen: Zu viel Fett, zu viel Alkohol, zu viel Stress

Übermäßige Magensäureproduktion nach Alkoholgenuss, fettreicher oder süßer Nahrung, aber vor allem ein unzureichender Verschluss des unteren Speiseröhrenmuskels zum Magen sind die Ursache für den Reflux.

Im Gegensatz zur Magenschleimhaut ist die Schleimhaut der Speiseröhre nicht gegen die ätzende Magensäure geschützt. Deshalb wirkt der untere Schließmuskel der Speiseröhre normalerweise am Übergang zum Magen wie ein Ventil und verhindert den Rückfluss des stark sauren Mageninhalts in die Speiseröhre. Grundlegende Ursache einer Refluxkrankheit ist die Erschlaffung dieses Schließmuskels, die mit einer herabgesetzten Muskelspannung (Tonus) zusammenhängt. Wesentlichen Einfluss darauf hat die Zusammensetzung der Nahrung. Fettreiche Nahrung zum Beispiel reduziert den Tonus um ca. 30 %, aber auch Alkohol, Nikotin und manche Medikamente wie z.B. die „Antibabypille“ können den Verschluss schwächen. Als weitere Gründe sind zu nennen:

  • Übermäßige Magensäureproduktion: nach einer üppigen, fettreichen Mahlzeit wird mehr Magensäure produziert, so dass der Ventilmechanismus nicht mehr standhält
  • Zunahme des Drucks im Bauchraum: 80% der Refluxkranken leiden an Übergewicht. Die überflüssigen Pfunde verstärken den Druck auf den Schließmuskel, was vor allem nachts im Liegen zum Rückfluss von Mageninhalt führt
  • Stress: Stress wirkt aufgrund seines Effekts auf das vegetative Nervensystem lähmend auf den Magen, die Nahrung verweilt dadurch länger im Magen und übt ebenfalls einen stärkeren Druck auf den Schließmuskel aus.

Länger andauerndes Sodbrennen unbedingt ernst nehmen

Chronisches Sodbrennen und länger andauernde Refluxerscheinungen müssen ernst genommen werden. Wenn die Beschwerden länger als 3 bis 4 Wochen anhalten, sollten Sie unbedingt einen Arzt um Rat fragen. Denn eine Speiseröhrenentzündung als Folge gerade des nächtlichen Sodbrennens kann weitere ernste Komplikationen wie Blutungen, Geschwüre oder eine Verengung der Speiseröhre nach sich ziehen. Der Arzt kann einen Rückfluss vom Magen in die Speiseröhre mit einer pH-24 Stunden-Langzeitmessung problemlos feststellen und eine bereits bestehende Entzündung der Speiseröhre mit einer endoskopischen Spiegelung der Speiseröhre. Eine Umstellung der Ernährung in Verbindung mit einer medikamentösen Behandlung bringt in den meisten Fällen eine effektive Besserung der Symptome. Nur selten ist eine Operation erforderlich, um den Verschlussmechanismus wieder herzustellen.

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