Regividerm bei Neurodermitis

Regividerm – das neue Wundermittel gegen Neurodermitis? Die Vitamin B12-haltige Salbe Regividerm soll Betroffenen Hoffnung bringen und den Pharmaindustrien einen Strich durch die Rechnung machen.

Neurodermitis bedeutet für die Betroffenen nicht nur, mit einer chronischen Erkrankung zu leben, deren Symptome sich in trockener geröteter Haut und starkem Juckreiz äußern. Oft wird diese von weiteren Allergien wie Heuschnupfen, Milben- oder Lebensmittelallergien begleitet und wirkt sich auf das Alltagsleben der Neurodermitiker und deren Umfeld aus. Schlaflosigkeit und starke seelische Belastungen können die Leistungsfähigkeit im Beruf und in der Freizeit stark beeinträchtigen. Da psychische Belastungen als Ursache oder Folge ebenfalls ein Indikator zur Verstärkung der Beschwerden sein können, nehmen diese aktiv Einfluss auf das Wohlbefinden, was oft zu einem Teufelskreis führt, aus dem der Neurodermitiker nur schwer wieder herauskommt.

Bisherige Heilmethoden bei Neurodermitis

Das bisher wirkungsvollste Medikament ist die Verabreichung von Cortison als Salbe, in schweren Fällen auch in Tablettenform oder als Infusion. Cortison ist ein Steroid, welches als Hormon in der Nebenniere gebildet wird. Aufgrund diverser Nebenwirkungen bei langfristiger Anwendung wie Muskelschwund, Dünnwerden der Haut oder gestörter Zuckerstoffwechsel, sollte Cortison nur kurzzeitig als Akutmittel eingesetzt werden.

Ähnlich erfolgsversprechende Präparate sind Salben mit den Wirkstoffen Pimecrolimus und Tacrolimus, Elidel und Protopic, die lange als unbedenklich galten. Genau wie Cortison sind diese Immunsuppressiva, die auf das Immunsystem und entzündungshemmend wirken. Sie finden ihr Einsatzgebiet auch als Intervalltherapie, zur großflächigen und prophylaktischen Behandlung trotz eines nicht auszuschließenden Krebsrisikos.

Schonendere Methoden sind zum Beispiel Salz- oder Basenbäder, UV-Bestrahlungen oder homöopathische Behandlungsmethoden. Salben mit Hamamelis-virginiana-Extrakt wirken hautberuhigend, keimabtötend und entzündungshemmend. Ebenso Kamille, Dulcamarae stipites oder Nachtkerzensamenöl. Wobei die Verwendung mit Kräutern aufgrund möglicher Allergene auch konträr wirken kann. Festzustellen ist, dass Neurodermitikern ein Aufenthalt in den Bergen oder am Meer oftmals eine Linderung verschafft.

Was ist Regividerm?

Zwei Studenten namens Karsten Klingelhöller und Thomas Hein mischten vor über 20 Jahren Vitamin B12 und Avocadoöl in eine Cremegrundlage. Sie testeten die rosafarbene Mischung mit Erfolg an Klingelhöllers Freundin aus, die unter Schuppenflechte litt. Im Oktober 2009 kam sie dann als neue Wundersalbe auf den Markt, die eine Heilung ohne Nebenwirkungen und bessere Verträglichkeit verspricht.

Film „Heilung unerwünscht“ von Klaus Martens

So lautet der Titel eines Filmes mit dem Zusatz „Wie Pharmakonzerne ein Medikament verhindern“ von Filmemacher Klaus Martens. Ausgestrahlt wurde der Film im Oktober 2009 im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, der aufgrund seiner Thematik für reichlich Diskussionsstoff sorgte. Martens berichtet über eine jahrelange Creme-Entwicklung und die nicht durchgeführte Zusage der Pharmakonzerne, eine Salbe mit den Hauptwirkstoffen B12 und Avocadoöl auf den Markt zu bringen und somit über Wirtschaftskriminalität und -moral der Konzerne. Das Produkt sei zu wirkungsvoll und preiswert, so das Fazit des Films. Befürchtet würde die Konkurrenz zu den eigenen teureren Mitteln, so dass der Verkauf verhindert werden müsse.

Was sagen Kritiker zur angeblichen Wundersalbe Regividerm?

Sendung und Markteinführung lagen sehr dicht beieinander, die Folge waren viele Vorbestellungen und erste Ausverkäufe bei Einführung von Regividerm. Apotheken kamen mit Lieferungen kaum mehr hinterher. Bei weiteren Studien litten einige Betroffene jedoch unter starken Hautirritationen, die Creme sollte deshalb den Kritikern zufolge bei Interesse nur mit Rücksprache eines Experten ausprobiert werden, obwohl sie eher als Pflegesalbe zu sehen sei. Der Film wecke zudem falsche Hoffnungen, wenn immer wieder von Heilung gesprochen werde. Den Vorwurf, der Beitrag sei eine geschickte PR-Kampagne und unerlaubte Schleichwerbung, hält die Psoriasis Selbsthilfe Arbeitsgemeinschaft e.V. allerdings für falsch. Neurodermitis- und Psoriasis-Betroffene haben bisher unterschiedliche Erfahrungen mit dieser Salbe machen können, wobei ein Großteil Regividerm nicht als „Wundersalbe“ deklarieren würde.

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