Ritualisierter Missbrauch und Mord: Satanismus

Oft fehlt wichtiges Hintergrundwissen bei Polizei und Therapeuten.

Sexueller Missbrauch im Zusammenhang mit satanistischen Ritualen ist in den Medien weniger präsent als der Missbrauch durch aktenkundige Wiederholungstäter.

Missbrauch innerhalb der Familie wird im Vergleich hierzu eher tabuisiert, obwohl die Anzeigebereitschaft und Aufmerksamkeit von Bekannten, Nachbarn, Lehrern und Erziehern auch in diesem Bereich signifikant zugenommen hat. So gut wie nicht beachtet werden jedoch Straftaten, die unter dem Deckmäntelchen des Satanismus begangen werden. Hierzu zählen neben sexuellem Missbrauch von Kindern auch Tötungsdelikte und schwere Körperverletzung.

Die Kennzeichen des Satanismus im Allgemeinen

Anhänger dieser Ideologie beten nicht Gott an, sondern stattdessen den Teufel. Er ermächtigt die Personen, die unter dem Deckmantel der Ideologie Straftaten begehen, gemäß ihres „Glaubens“ dazu, Tier- und Menschenopfer darzubringen, Kinder zu missbrauchen und Kanibalismus sowie teilweise Nekrophilie zu praktizieren. Dies ist allerdings eher die klassische Sichtweise des Satanismus, wie sie ursprünglich aus dem Mittelalter stammt, mittlerweile gibt es neuere Strömungen der Ideologie, die sich eindeutig von Straftaten wie den im Artikel beschriebenen abgrenzt.

Gothics sind keine Satanisten

Vielfach werden Gothics mit Satanisten verwechselt, weil Satanisten gemäß den gängigen Klischees teilweise ebenfalls schwarze Kleidung tragen und sich das Gesicht blass schminken. Während Gothics sich jedoch eher mit den Themen Tod, Sterben und Trauer auseinandersetzen und vielfach an Gott glauben, glauben Satanisten, wie der Name bereits sagt, an Satan und tragen als Schmuck keine klassischen Kruzifixe, sondern wenn überhaupt, umgedrehte Kreuze. Allerdings zeigen die wenigsten Satanisten ihre Ideologie in dieser Form öffentlich, so dass die vorgenannten Attribute eher in den Bereich der Klischees gehören, zumal viele Jugendliche mittlerweile umgedrehte Kruzifixe als modisches Accessoire ansehen und dies noch nicht einmal mit Satanismus in Verbindung bringen. Oft wirken Satanisten im Alltag unauffällig, was das äußere Erscheinungsbild betrifft.

Satan als Rechtfertigung für Straftaten

Das vorbeschriebene Styling (schwarze Kutte, umgedrehtes Kruzifix) kommt erst zum Zuge während ritueller Handlungen. Satan wird oft lediglich als Werkzeug oder Rechtfertigung für die Begehung von Straftaten genutzt, denn eigentlich steht über die Rituale und den „Glauben“ an Satan die eigene Gottwerdung im Vordergrund.

Prekäre Situation für die Opfer

Die kindlichen Opfer von ritualisierten Straftaten stammen oft aus sehr armen Familien und leben isoliert vom Rest der Gesellschaft, beispielsweise in Obdachlosensiedlungen, die weitab von den üblichen Wohngebieten stehen. Eine soziale Kontrolle seitens der Behörden findet so gut wie nicht statt. Entweder sind die Eltern dieser Kinder selbst Anhänger des Satanismus oder verhökern ihre Kinder als Lustobjekte an Reiche mit fragwürdigen Neigungen, vielfach eben an Menschen, die Anhänger dieser Ideologie sind.

Während die Opfer also eher am Rande der Gesellschaft leben, sind die meisten Täter rein formal gut in die Gesellschaft integriert. Die wenigen Opfer, die bereit sind, über ihre Erlebnisse zu sprechen, berichten übereinstimmend, dass die Täter meist angesehene Personen mit akademischem Grad sind, vornehmlich Ärzte, Apotheker, Richter und sogar Priester. Aus diesem Grunde sind die meisten Opfer sehr zurückhaltend mit Anzeigen, da sie davon ausgehen, dass ihnen ihre Schilderungen aufgrund der unvorstellbaren Grausamkeit und ihrer niedrigen gesellschaftlichen Stellung im Vergleich zum Prestige des Täters bzw. der Täter nicht geglaubt werden.

Hinzu kommt, dass die Opfer aufgrund massiv erlittener, meist jahrelanger Traumata einen Teil der Erinnerungen verdrängt haben und somit nur bruchstückhaft von den Gräueltaten berichten können, was für Juristen, die sehr faktenorientiert sind, oft nicht nachvollziehbar ist und in der Konsequenz zu einem Freispruch aus Mangel an Beweisen führt.

Das Tatumfeld

Rituale inklusive Tier- und Menschenopfern werden nachts gefeiert, vielfach auf Friedhöfen, die nachts nicht verschlossen sind und weitab von Wohngebieten liegen. Es kommen jedoch auch andere „Kultstätten“ in Betracht wie etwa Burgruinen oder beispielsweise die Externsteine in Westfalen, auch wenn dies immer wieder vehement von Städten, Gemeinden und Pächtern bestritten wird.

Statistische Daten zur Häufigkeit ritualisierter Straftaten

In Nordrhein-Westfalen sind circa 100 glaubhafte Fälle von Ritualstraftaten dokumentiert, in Rheinland-Pfalz 63. Auch wenn die Schilderungen der Opfer für spezialisierte Therapeuten und Sektenberatungsstellen durchaus glaubhaft sind, so wird das Phänomen des Satanismus und damit zusammenhängender Straftaten weitestgehend zu ignorieren versucht. Die Polizeidirektion Mainz weist von sich, dass es in ihrem Zuständigkeitsbereich überhaupt solche Fälle geben könnte und der Moderator der Sendung „Ländersache“ (30. Oktober 2008, 20.15 Uhr, SWR3) brachte seine Ungläubigkeit gegenüber einer auf solche Fälle spezialisierten Therapeutin relativ deutlich zum Ausdruck. Lediglich das LKA Hessen in Frankfurt am Main hatte Kenntnis von solchen Fällen und somit auch entsprechendes Hintergrundwissen.

Konsequenzen für die Opfer und therapeutische Möglichkeiten

Neben dem Dasein des unfreiwilligen Augenzeugen bei ritualisierten Straftaten erfahren die Opfer selbst nicht nur körperliche Schäden durch jahrelangen Missbrauch, Vergewaltigungen, extreme Folter und Ähnliches, sondern auch massive psychische Schädigungen. Viele Opfer haben eine multiple Persönlichkeit ausgebildet, das heißt, ihre Kernpersönlichkeit wurde in eine Art „Dornröschen-Schlaf“ versetzt, während die übrigen parallel herausgebildeten Persönlichkeiten all das aushalten mussten, was sie gesehen und am eigenen Leibe erfahren haben. Des Weiteren wirkt sich die vielfache Ungläubigkeit des Umfeldes, von Polizei und Justiz weiter negativ auf die seelische Gesundheit der Opfer aus.

Durch eine kontinuierliche therapeutische Aufarbeitung ist es möglich, die Lebensqualität der Betroffenen wieder entscheidend zu verbessern und deren Lebensfreude zu steigern, aber selbst, wenn die Opfer die bestmögliche Therapie bekommen und vieles aufarbeiten können, bleiben immer gewisse Narben auf der Seele zurück.

An wen kann man sich wenden, wenn man verdächtige Beobachtungen gemacht hat oder selbst Opfer geworden ist?

Die erste Anlaufstelle sind zunächst die Sektenberatungsstellen, die oftmals über entsprechendes fundiertes Hintergrundwissen verfügen. Oft können sie auch geeignete Therapeuten benennen, die sich auf die Behandlung von Opfern ritualisierter Straftaten spezialisiert haben.

 

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