Scheidung der Eltern – Angsterfahrungen

Scheidungen sind normal. Doch während die Eltern mit ihren Problemen beschäftigt sind, bleibt der Teenager oft auf der Strecke. Er braucht die Hilfe der Eltern.

Scheidungen gehören mittlerweile zum Alltag in unserer Gesellschaft. Während früher die Scheidung der letzte Ausweg war und nur selten genutzt wurde, ist sie heute sehr schnell im Focus, wenn Eltern sich nicht mehr verstehen. Sind dann noch Kinder im Haus, wird es problematisch. Gerade bei Jugendlichen kommt oft die Überlegung, es sei nicht so schlimm, denn sie sind jetzt älter und würden es begreifen. Doch die Realitäten werden verkannt.

Die Reaktion auf die Trennung

Die Reaktion ist davon abhängig, wie alt der Teenager ist. Bei Eintritt in die Pubertät sorgen sich die Sprösslinge oftmals um die Eltern. Sie übernehmen die Verantwortung für Sachen, für die sie eigentlich noch nicht reif sind.

Passiert die Trennung einige Jahre später, dann ist das Verhalten der Jugendlichen widersprüchlich. Auf der einen Seite haben sie großes Verständnis für die Situation (obwohl sie es nicht wirklich haben). Oft genug bieten sie Gespräche an und diskutieren über die Beziehungsprobleme der Eltern. Auf der anderen Seite werden sie wild, wütend und in einigen Fällen unkontrollierbar. Sie sind enttäuscht über die Trennung der Eltern und geben dies nicht zu. Emotionen stauen sich in ihnen, die mit dieser Wut Ausdruck finden.

Ältere Jugendliche versuchen eine Rolle anzunehmen, die niemand von ihnen verlangt: Sie versuchen erwachsen zu werden und Aufgaben zu übernehmen, die vorher der Vater oder die Mutter übernommen hatte. Die Ablösung von der Familie wird in diesem Fall aber nicht oder nur ungenügend stattfinden. Darum kommt es immer wieder zum Versuch der notwendigen Ablösung. Die Versuche münden immer wieder in Konflikte.

Eines haben die Jugendlichen, egal in welchen Stadium sie sind, allerdings gemeinsam: Sie sind enttäuscht über das Auseinandergehen ihrer Familie. Bisher hatten sie eine Welt in der alles intakt war und genau diese intakte Welt gibt es nun nicht mehr.

Viele Jugendliche beziehen die Trennung dann noch auf sich selbst und machen sich Vorwürfe. Es ist das Gefühl schuld an der Trennung zu sein, das in jedem Moment in den Köpfen herumspukt.

Die Eltern fördern das Problem häufig

Einvernehmliche Trennungen werden immer wieder von Paaren angestrebt. „Wir dürfen uns nicht streiten. Wegen der Kinder“, ist ein Vorsatz, der immer wieder angeführt wird. Doch ganz so einfach ist es nicht. Einige nehmen die „Dienste“ des Jugendlichen gerne in Anspruch. Er wird schnell Partnerersatz, denn alleine will niemand sein. Oftmals wird der ehemalige Partner als Sündenbock für alles dargestellt. „Es hat nicht mehr funktioniert weil dein Vater/deine Mutter“, sind typische Einleitungen. Doch diese Schuldzuweisungen sind problematisch. Damit wird versucht ein Bild zu zerstören, das tief im Teenager verankert ist. Und Eltern, die das praktizieren, zerstören schließlich die ohnehin schon kaputte Welt des Jugendlichen noch weiter.

Die Jugendlichen werden oft zum Spielball der Eltern. Konflikte, die die Eltern noch immer haben, werden über die Jugendlichen abgewickelt. Darum ist es oft der Fall, dass Eltern zu verhindern versuchen, dass die gemeinsamen Kinder zum anderen Elternteil gehen. Oft genug versuchen Eltern ihren ehemaligen Lebensgefährten zu benachteiligen und selbst die kleinsten Dinge werden plötzlich zu riesigen Problemen aufgebauscht.

Der Jugendliche tritt im Scheidungskampf plötzlich in den Hintergrund und wird zum Spielball von Sorgerechtsstreitereien und Rachfeldzügen.

Mit den Teenagern reden und Probleme fair regeln

Eltern müssen beim Trennungsentschluss schnellstmöglich reinen Tisch machen. Jugendliche haben sensible Antennen für die Situation, auch wenn sie nicht wissen, was genau vorgeht. Geheimnisse erzeugen im Teenager Ängste.

Eltern müssen mit dem Jugendlichen über seine Gefühle sprechen. Wie geht es ihm? Was genau macht ihm Angst? Die Erwachsenen sollten darauf Rücksicht nehmen und dabei nicht immer nur betonen was sich ändern wird, sondern auch was an gewohntem bleiben wird. Es gilt die Ängste zu nehmen, die er unweigerlich haben wird.

Eltern müssen in dieser Situation lernen mit Trauer, Wut und Schuldzuweisungen des Teenagers zu leben. Trotzdem müssen sie dem Sprössling glaubhaft sagen, dass er nicht Schuld ist und Verständnis für seine Reaktion haben.

Dem Kind muss gezeigt werden, dass seine Eltern auch weiterhin seine Eltern sein werden und ihm beistehen. Es gilt, den Jugendlichen zu unterstützen und ihm zu verstehen zu geben, dass sie ihn noch immer lieben so wie er ist.

Gespräche sind wichtig, denn sie zeigen dem Teenager, dass man sich für ihn Zeit nimmt und dass man ihn ernst nimmt. Gespräche nehmen die Hilflosigkeit. Und wenn Eltern das Gefühl haben überfordert zu sein, müssen sie das auch zugeben können. Es ist keine Schwäche, sondern ein Fakt, auf den Jugendliche sensibel reagieren.

Und Eltern sollten sich keine Vorwürfe machen. Streitige Punkte können über Mediatoren geklärt werden. Stolz ist in diesem Punkt unnötige Belastung für das Kind und Streitereien der Eltern machen die Situation nur noch schlimmer.

Im Mittelpunkt sollte auf alle Fälle der Jugendliche stehen, denn er hat Probleme, die gelöst werden wollen, damit er sich vernünftig entwickeln kann.

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