Schmerzen in der Brust der Frau

Experteninterview über Ursachen und Einflüsse auf die Sexualität. Prof. Dr. Sepp Leodolter, Gynäkologe am AKH Wien, spricht über Ängste, die mit Schmerzen in den weiblichen Brüsten verbunden sind.

Schmerzen in der Brust sind relativ häufig, mehr als die Hälfte aller Frauen sind betroffen, besonders vor der Regel. Gynäkologe Prof. Dr. Sepp Leodolter im Interview mit der Autorin.

Herr Prof. Leodolter, machen Schmerzen in der Brust Frauen Angst?

Alle Frauen fürchten sich vor Brustkrebs, jene wo Familienangehörige betroffen sind besonders. Schmerzen ab der Zyklusmitte in beiden Brüsten sind in der Regel hormonell bedingt und werden von den Frauen nicht unbedingt als bedrohlich wahrgenommen. Sie rufen aber doch die Brust und damit verbundene Ängste regelmäßig in den Vordergrund. Bei starken Schmerzen schaffen in der zweiten Zyklushälfte Hormonpräparate Abhilfe. Auch eine Diät und Entwässerung kann Besserung bringen.

Schmerzt nur eine Brust, kommen als Ursachen unter anderen Entzündungen, Wirbelsäulenprobleme, die in die Brust ausstrahlen, und in sehr seltenen Fällen eine Krebserkrankung in Frage. Die Abklärung mittels Mammografie und Ultraschall ist in jedem Fall notwendig.

Haben die Frauen nicht oft auch nach wie vor Angst vor der Mammografie?

Es ist zunächst wichtig, den Frauen die Angst vor dem Brustkrebs zu nehmen. Denn große Angst herrscht doch davor, was ist, wenn bei der Mammografie etwas gefunden wird. Was wird dann mit mir passieren? Und da ist es ganz wichtig die Botschaft zu vermitteln, und die stimmt, das ist Millionenfach bestätigt: Wer regelmäßig zur Mammografie geht – ab dem 40. Lebensjahr alle 1-2 Jahre – hat eine 90prozentige Chance, dass der Brustkrebs, wenn er kommt, so früh erkannt wird, dass er geheilt und die Brust erhalten werden kann. Es zahlt sich also auf jeden Fall aus zur Untersuchung zu gehen. Man braucht sich vor dem Ergebnis nicht zu fürchten, eine etwaige Erkrankung würde sowieso einmal herauskommen.

Wie stark beeinflussen Brustschmerzen Ihrer Erfahrung nach das Sexualleben von Frauen?

Sehr stark. Denn die Brust ist bei der Frau nicht nur zum Stillen da, sie ist auch ein Sexualorgan. Wenn sie weh tut, die Berührung schmerzt, ist eine erfüllte Sexualität kaum möglich – Frau wird abblocken. Schon aus diesem Grund müssen die Schmerzen ernst genommen werden. Wir widmen uns an unserer Abteilung, die auf Brustkrebs spezialisiert ist, deshalb auch gutartigen Brusterkrankungen.

Nach Brustkrebsoperationen stellt sich oft die Lust auf Sex sehr lange oder gar nicht mehr ein…

Ein Eingriff an der Brust stellt – auch wenn er heute in 80 Prozent der Fälle Brusterhaltend durchgeführt werden kann – eine immense körperliche und psychische Bedrohung für jede Frau dar. Die Sexualität stellt sich da automatisch in die zweite Reihe – für eine Zeit zumindest, im Durchschnitt ein Jahr. Der Partner sollte Verständnis dafür haben. Noch schwieriger ist es, wenn die Brust entfernt werden musste, weil dann ja auch das äußere Erscheinungsbild massiv gestört ist. Für die betroffene Frau ist in diesem Fall sehr wichtig, wie der Partner reagiert. Nur wenn er ihr glaubhaft vermitteln kann, dass er sie trotz fehlender Brust voll und ganz akzeptiert, wird sie früher oder später wieder bereit für Sex sein und das Liebesleben genießen können. Wir bieten an unserer Abteilung Familientherapien an, wo auch die Sexualität zum Thema gemacht wird.

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