Schwimmende Häuser – Probleme ohne Ende?

Schwimmende Häuser sind nicht nur rechtlich ein Problem; auch konstruktiv reichen die Fachkenntnisse heute nicht für langfristig dauerhafte Konstruktionen.

Schwimmende Häuser sind ein Deutschland ein neuer Trend. Was in den Niederlanden schon seit vielen Jahren praktiziert wird, ist in Deutschland etwas ganz Neues.

Rechtliche Probleme – ungelöst

Im rechtlichen Bereich sind schwimmende Häuser in Deutschland ein Novum. Viele Frage sind noch nicht allgemeingültig geklärt. Es gibt zwar einige Pilotprojekte, die auch rechtlich geregelt wurden, von einer allgemeingültigen rechtlichen Beurteilung dieser Objekte ist man jedoch noch weit entfernt. So ist z.B. unklar, ob für ein schwimmendes Haus eine Baugenehmigung oder eine Anmeldung als Schiff erforderlich ist. Planungsrechtlich ist unklar, ob diese Objekte in einem Baugebiet der Kommune liegen oder außerhalb der Fahrwasser, auf Flächen des Bundes. Eine Antwort auf die Frage ob es ein (Wasser-)Fahrzeug oder eine Immobilie ist, bleibt ebenfalls noch offen. Auch die Finanzierung als Immobilie mit Hypothekenkredit oder Fahrzeug mit Schiffshypothek ist ungeklärt. Versicherungsrechtlich ist offen, ob eine Gebäudeversicherung abgeschlossen werden kann oder ob eine Schiffshaftpflichtversicherung erforderlich ist. Eine Reihe weiterer Rechtsfragen sind noch offen, die aber nicht hier Gegenstand des Beitrags sein sollen.

Schiff oder Haus – was ist konstruktiv richtig?

Dieser entscheidenden Frage ist bislang noch niemand nachgegangen. Dabei ist es für die Langlebigkeit und den Werterhalt des Objektes von größter Wichtigkeit zu entscheiden, ob es konstruktiv als Schiff oder Haus errichtet werden soll. Hier liegen gravierende Unterschiede, die nicht nur in den unterschiedlichen Funktionen begründet sind, sondern gerade aus Sicht der Wasser- und Wettereinflüsse erkannt werden müssen. Bis dato bekannte schwimmende Hauskonstruktionen in Deutschland zeigen sich vorwiegend als leichte Gebäudekonstruktionen, die lediglich auf einem Ponton stehen. In dieser Kombination völlig unterschiedlicher Konstruktionen liegt der bisherige Fehler. Hinzu kommt, dass die verwendeten Pontons aus Beton gerade für diese Aufgaben ungeeignet sind.

Die richtige Konstruktion kann aus dem Schiffbau kommen und erfordert zunächst einen Stahlponton. Die Aufbauten, in Form eines Hauses, haben sich materialmäßig und konstruktiv an den Aufbauten eines Schiffes zu orientieren. Das bedeutet, dass dynamische Einflüsse berücksichtigt werden müssen. Es müssen weiterhin besondere Wetterbedingungen wie Eisschlag, Eisdruck, Windlasten, Salzgehalt in der Luft, erhöhte Windauskühlungen, horizontale Durchfeuchtungen etc. bedacht werden. Bei Schiffsaufbauten sind diese Belastungen bekannt und berücksichtigt. Schwimmende Häuser müssten ebenfalls in dieser Richtung konstruiert werden.

Was passiert in 25 oder 30 Jahren mit schwimmenden Häusern?

Es gibt noch keinerlei Langzeiterfahrungen mit den heutigen Konstruktionen. Feststeht jedoch, dass die dynamischen Kräfte an diesen Objekten um ein Vielfaches größer sind als bei einem landstehenden Gebäude. Kann es passieren, dass diese Häuser nach einigen Jahren beginnen zu quietschen? Oder klemmen Türen und Fenster? Können das Dach oder die Fassaden durch die dauernde Bewegung Risse bekommen und undicht werden? Sind Wind- und Wasserdichtungen langfristig dicht und ist die Wärmedämmung langfristig vor Durchfeuchtungen geschützt? Auf diese und weitere Fragen kann niemand eine Antwort oder eine Garantie geben. Aufgrund der Erfahrungen aus dem Schiffbau und insbesondere dem Wintereinsatz von Schiffen sind allerdings Belastungen, die o.g. Fragen betreffen, bekannt. Und es ist zu vermuten, dass die schwimmenden Häuser diesen Belastungen nicht über 25 oder 30 Jahre standhalten können.

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