Sexueller Missbrauch: Frauen als Täterinnen

Nicht nur Männer missbrauchen Kinder sexuell. Auch Frauen können Täterinnen sein. Nur sind ihre Taten meist nicht so offensichtlich.

In den Köpfen der Menschen werden meist Männer als Täter von sexuellem Kindesmissbrauch angesehen. Ein absolutes Tabu scheint es zu sein, Frauen, oder sogar Mütter, als Täterinnen zu identifizieren. Doch mittlerweile gehen Experten davon aus, dass mindestens zehn Prozent der Täter weiblich sind. Aber die Erforschung dieser Tatsache steckt noch in den Kinderschuhen und es gibt bisher nur wenig fundierte Erkenntnisse zu diesem Thema.

Warum Frauen seltener Täterinnen sind

Der geringere Anteil an weiblichen Tätern lässt sich auf verschiedene Weise erklären. Viele der bisherigen Erkenntnisse lassen sich so zusammenfassen, dass Frauen grundsätzlich ein anderes Verständnis von Sexualität haben als Männer. Auch in der heutigen Zeit sind eher die Männer für den aktiven Part der sexuellen Annäherung zuständig. Dadurch kommen sie auch eher in Situationen, in denen sie ein „Nein“ missverstehen oder überhören können. Frauen passiert das weitaus seltener. Außerdem ist für sie die sexuelle Erregung meist mit Zuneigung verknüpft. Männer hingegen erleben sexuelle Aktivitäten eher als Bestätigung ihrer Person und Männlichkeit.

Auch wird Mädchen in ihrer Erziehung häufig beigebracht, ihre Impulse zu unterdrücken, während dies bei Jungen eher geduldet wird. Dies kann dazu führen, dass die dann erwachsenen Frauen ihren Missbrauchsimpulsen seltener nachgeben als Männer. Auch führt dies dazu, dass Frauen ihre Konflikte eher autoaggressiv austragen, statt sie an anderen, zum Beispiel Kindern, auszulassen.

Außerdem sehen die gängigen Partnerbilder vor, dass Frauen sich einen älteren Mann suchen, der für sie eine beschützende und versorgende Rolle einnehmen kann. Kinder eignen sich für dieses anerzogene Rollenmuster weitaus weniger.

Warum die Täterinnen selten erkannt werden

Die obigen Ausführungen sollen aber nicht darüber hinweg täuschen, dass die Dunkelziffer weiblicher Täter noch weitaus höher als zehn Prozent sein kann. Dies liegt daran, dass der weibliche Missbrauch oft noch schwieriger zu erkennen ist, als bei männlichen Tätern.

Frauen unterliegen einem Weiblichkeits- und Mütterlichkeitsmythos. Diesem ist es auch zu verdanken, dass es als tabu gilt, Frauen mit sexuellem Missbrauch in Verbindung zu bringen. Frauen sind hiernach reine Wesen, die in Bezug auf Kinder als asexuelle Wesen angesehen werden. Ein Mann ist hingegen immer ein sexueller Mann – auch im Hinblick auf die eigenen Kinder.

Zum asexuellen Bild der Frau und Mutter gehört auch ein intensives Pflege- und Fürsorgeverhalten gegenüber den Kindern. Dadurch haben sie meist einen sehr viel intensiveren Körperkontakt zu ihrem Nachwuchs als die Väter. Tätigkeiten, die einen Vater in Verdacht bringen würden, werden bei Frauen mit ihrer Pflegepflicht erklärt. Hierdurch können Täterinnen ihre sexuelle Übergriffe leicht tarnen.

Es muss auch bedacht werden, dass sich Frauen ihre Opfer weit häufiger unter den eigenen Kindern suchen. Männer, vor allem pädophile, suchen auch in ihrer Umgebung und auf Spielplätzen nach Opfern, während Täterinnen sich meist am eigenen Nachwuchs vergehen. Dadurch können sie ihre Taten leichter im Verborgenen begehen.

Herunterspielen des Missbrauchs

Abgesehen von dem Tabu, Frauen als Täterinnen zu bezeichnen, gibt es noch immer gesellschaftliche Strömungen, die Missbrauchshandlungen durch Frauen herunter spielen. Sucht eine erwachsene Frau Kontakt zu einem 15jähringen Jungen, wird dies selten als sexuelle Ausbeutung gesehen. Vielmehr gilt dies als eine Einführung in Mannesalter. Diese gesellschaftliche Interpretation führt dann auch dazu, dass die Opfer sich verbieten, sich als solches zu sehen, sondern eher noch mit ihrer Erfahrung prahlen. Doch für ihre psychosexuelle Entwicklung haben diese Erfahrungen erhebliche Störungen zur Folge und müssen schon allein deshalb als sexueller Missbrauch angesehen werden.

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