Soham-Mantra: Meditation auf den natürlichen Klang des Atems

Die Soham-Meditation ist eine Kombination aus Mantra-Meditation und achtsamem Atmen. Sie kombiniert die Vorzüge beider Methoden.

Soham (So Ham) ist ein Sanskrit-Ausdruck und bedeutet übersetzt “Das bin ich” oder “Er bin ich”. Soham ist der natürliche Klang des eigenen Atems, welcher beim Einatmen wie „So“ klingt und beim Ausatmen wie „Ham“. Dadurch spricht der Klang des Atmes von der Einheit des Individuums mit Gott.

Soham übersetzt

Im Sanskrit bezeichnet „So“ („Er“ oder „Das“) das Göttliche, das Selbst, die Gottheit oder das Absolute. „Ham“ („Ich bin”) steht dagegen für die menschliche Individualität. Der indische Vedanta betont traditionellerweise die Einheit von Ich und Gott. Demzufolge gibt es nur ein „Ich bin“, welches sich in allen Lebewesen ausdrückt. Durch die Praxis der Selbsterforschung, welche der Quelle des “Ich bin” nachspürt, kann das Individuum seine Einheit mit dem göttlichen Urgrund erfahren. Solange das „Ich bin” sich aber mit dem physischen Körper identifiziert (kurz: mit der vergänglichen Persönlichkeit), besteht die Illusion der Getrenntheit von Gott.

Mit Soham meditieren

In der Soham-Meditation denkt man einfach „So“ beim Ein- und „Ham“ beim ausatmen. Das Mantra kann dabei mental wiederholt werden oder man lauscht einfach dem natürlichen, spontanen Klang des Atems. Zu Beginn der Übung kann dabei über die philosophische Bedeutung des Mantras meditiert werden. Später sollte man sich nur noch auf den Klang des Mantras konzentrieren und jegliches diskursives Denken und Nachsinnen vermeiden, um sich voll auf das Mantra konzentrieren zu können. Wann immer man in Gedanken abschweift, kehrt man einfach wieder zum Mantra zurück, sobald einem die Abschweifung bewusst wird. Dabei kann es hilfreich sein, die ablenkenden Gedanken und Gefühle kurz in aller Ruhe anzuerkennen und sie mit einem gedanklichen Etikett zu versehen (zum Beispiel Planen, Erinnern, Vorstellen, Angst, Sorge, Verlangen), um den Geist anschließend zum Mantra zurückzubringen.

Der Atem ist universell

Im Hinduismus, Yoga und Buddhismus gilt der Atem als eine wichtige Verbindung zum Universellen. So wie die gleiche Luft von allen atmenden Lebewesen geteilt wird, so existiert nur ein „Ich bin“ in allen Lebewesen. Im Yoga wird der Atem (Prana) als eng verbunden mit der Lebensenergie (ebenfalls Prana genannt) gesehen. So wie Luft und Atem ist auch die Lebenskraft ein universelles Prinzip, welches alle Lebewesen verbindet. Es gibt eigentlich nur das eine Leben, welches sich aber in unzähligen Formen ausdrückt. Was für den Körper der Tod ist, ist für die Seele bloß der Übergang zu einer anderen Existenzform. Und während Körper sterben und vergehen und Seelen von Tod zu Geburt und umgekehrt wandern, bleibt das „Ich bin“ (der spirituelle Wesenskern, Atma) ungeboren und unsterblich. Somit ist das Soham-Mantra auch ein Weckruf, das wahre Selbst zu erkennen.

Tipps für die Meditation mit dem Soham-Mantra

Wie bei allen Meditationstechniken nimmt man auch bei der Soham-Meditation am besten eine aufrechte, aber entspannte Haltung ein, wobei auch das Gemüt entspannt, aber wachsam sein sollte. Neben der formellen Sitzmeditation kann das Soham-Mantra auch beim Spazierengehen, Joggen, Autofahren und sogar liegend wiederholt werden, zum Beispiel vor dem Einschlafen. Den Atem mit dem Mantra zu begleiten beruhigt und vertieft den Atem, beruhigt und klärt somit Gedanken und Emotionen. Die Soham-Meditation kann man daher als Kombination von Mantra-Meditation und achtsamem Atmen betrachten, welche die Vorzüge beider Übungen vereinigt.

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