Spucke – Der lebenswichtige Saft

Spucke hat verräterische und lebenswichtige Aufgaben. Trotzdem hat man ihr gegenüber immer noch gemischte Gefühle.

Bei vielen Fußball-Spielen kann man es sehen: eine Aktion geht wieder mal daneben und der Spieler spuckt. Warum tut er das? Warum tun es die Athleten aller Nationen? Haben die demonstrativen Spuck-Attacken heimliche Bedeutung? Ja. Spucke ist zwar ein delikates Thema, trotzdem ist sie etwas Besonderes. Sie enthält die selben Stoffe, wie Blut und Moleküle, die schädliche Keime vernichten.

Selbst der Volksmund spiegelt altes Wissen wider

Vermutlich leckten in der Vergangenheit deshalb Zigeunerinnen ihr Neugeborenes ab, weil sie der Wirkung des Saftes der Spucke wussten. Selbst im Volksmund heißt es heute noch: „seine Wunden lecken“. Sprichwörter machen seit jeder auf den Glück bringenden Saft aufmerksam. Man spuckt sich in die Hände, wenn man Arbeit anpackt, oder man spuckt einem Freund über die Schulter, wenn man ihm Glück wünscht.

Speichel hat viele notwendige Eigenschaften

Spucke hat heutzutage trotzdem immer noch ein schlechtes Image. Es ist an der Zeit, diesen besonderen Saft zu rehabilitieren.

Ohne Spucke rutscht das Essen nicht, die Schleimhäute trocknen aus, das Reden macht Probleme. Aber zum Glück produziert ein Mensch sowieso rund eineinhalb Liter Speichel pro Tag. Einmal fließt mehr Spucke, einmal weniger. Wenn man an sein eigenes Lieblingsessen denkt, läuft einem das Wasser im Mund zusammen. Ist man aufgeregt, bekommt man einen trockenen Mund. WIrd man überrascht, bleibt einem die Spucke weg.

Gerade Männer sind sehr spuckfreudig

Selbst beim Sex läuft ohne Spucke gar nichts. Trotz der rühmlichen Eigenschaften kommen von allen misslungenen Küssen die triefend nassen am wenigsten an. Und von allen Gesten der Erniedrigung wird das Anspucken als besonders demütigend erlebt. Wenn man sich über Spucke den Kopf zerbricht, fragt man sich, warum im Allgemeinen die Männer so spuckfreudig sind. Vielleicht weil die Frauen vergangener Jahrtausende die Funktion hatten, das Revier rein zu halten, während es die Männer verteidigten. Unter anderem mit weitläufigem Spucken. Die zähe Beschaffenheit der Spucke eignet sich zur Reviermarkierung ja besonders gut.

Vielleicht wollen Fußballer auch nach einer enttäuschten Aktion ihre Dominanz zeigen und markieren wenigstens mit Spucke ihre Revieransprüche. Oder sie spucken nur ihren Ärger über die Niederlage am Fußballplatz aus. Laut der Sexualforschung soll Stress und Anstrengung das Runterschlucken erschweren.

Ein steinzeitlicher Reflex

Ob ein steinzeitlicher oder ganz natürlicher Reflex: noch im Mittelalter spuckte man in aller Unbefangenheit auf die Straße oder unter den Tisch. Erst durch die Zivilisation und die Impuls-Zügelung begann die Ächtung der Spucke. Allerdings kam der intime Saft erst kürzlich zu neuen Ehren. Evolutionsbiologen sehen im Küssen eine Art biologischer Partner-Check. Durch den Speichel-Austausch beim Küssen wird das Immunsystem des Partners wahrgenommen. Je unterschiedlicher es ist, desto eher entsteht eine Immunsystem-Verbindung. Mögliche Nachkommen wären gegen mehr Krankheiten immun und hätten daher die besseren Überlebenschancen.

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