Telemedizin für Herzkranke

Ein mobiles 12-Kanal-EKG bietet Beruhigung für Herz-Patienten.

Viele Patienten, die herzkrank sind, kennen das: Immer die Sorge, dass etwas passiert. Die Unsicherheit: Ist es ein Notfall? Für sie gibt es Hilfe: Ein EKG für zuhause.

 

Die Frau aus Limburg ist Ende 50, wirkt vital und gesund, wenn sie so mit ihren Enkeln herumtollt und mit ihren Hunden spazieren geht. Doch wenn sie an die Zeit vor eineinhalb Jahren zurückdenkt, dann bekommt sie immer noch eine Gänsehaut: „Ich hatte immer wieder so ein Ziehen in der Brust, konnte nicht mehr lange spazieren gehen. Aber ich dachte: Das sind die Wechseljahre“, erzählt sie. Erst als ihr Bruder von ähnlichen Problemen berichtete, ging sie zum Arzt.

„Ich war geschockt – er sagte mir, ich stünde fünf Minuten vor dem Herzinfarkt.“ Drei Arterien – fast vollständig verstopft. Sie wurden sofort erweitert. Die akute Gefahr war gebannt, doch sie wusste: Es kann immer wieder passieren. „Das ist sehr beängstigend. Man ist immer irgendwie in Alarmbereitschaft.“ Ständige Sorgen im täglichen Leben, beim Spielen mit ihren Enkeln, überall. Immer die Frage: Woher weiß ich, wann es ernst ist? Wann sofort der Notarzt gerufen werden muss?

Ein EKG für zu Hause

Die Hilfe kam ganz unerwartet. Die Frau bekam ein Angebot von ihrer Krankenkasse – ob sie nicht Telemedizin nutzen wolle. Davon hatte sie noch nie gehört. Ihr wurde erklärt, sie bekäme ein tragbares EKG, das sie immer mitnehmen und mit dem sie bei Bedarf ihre Herzfrequenz per Telefon oder Handy übertragen könne. Erstaunen, Neugierde, Hoffnung – sie meldete sich an. Von der Firma PHTS Telemedizin bekam sie für zu Hause ein 12-Kanal-EKG in Klinik-Qualität.

Die Bedienung ist kein Problem – ein Gürtel zum Umschnallen, zwei Kontakte, die auf bestimmte Stellen der Haut platziert werden. „Zuerst war ich natürlich ein bisschen unsicher. Aber seit ich es ein paar Mal probiert habe, geht es ganz einfach“, erzählt die Frau.

Manche Krankenkassen zahlen

Die Kosten übernimmt ihre Krankenkasse – wie manche andere Kassen auch. Noch längst haben sich nicht alle diesem Service angeschlossen, aber es werden immer mehr. Für alle anderen Patienten ist es möglich, das mobile EKG selbst zu zahlen. Die Kosten: Rund 75 Euro pro Monat.

Unterstützung von Spezialisten

Viele namhafte Herzspezialisten befürworten mittlerweile die Tele-Kardiologie – sie beurteilen die Übertragung als sicher, den Beruhigungsnutzen für die Patienten als hoch. Dr. Wolfgang Ricken, Oberarzt der Abteilung Kardiologie an der renommierten Kerckhoff-Klinik in Bad Nauheim: „In vielen Fällen halte ich die Tele-Kardiologie für sehr sinnvoll – vor allem für Patienten, die instabil sind, die häufig Ereignisse haben – also bei chronisch koronar kranken Patienten.“

Bei Herzbeschwerden anrufen

Wenn sich die Frau aus Limburg heute nicht gut fühlt, wenn sie befürchtet, dass mit ihrem Herzen wieder einmal etwas nicht in Ordnung ist, dann legt sie ihr EKG um und wählt die Nummer des Telemedizinischen Zentrums in Düsseldorf – zu jeder beliebigen Tages- und Nachtzeit. Es meldet sich ein Arzt, der sie zunächst nach ihren Beschwerden fragt – und sie dann auffordert, den Startknopf zu drücken. Nach rund zwanzig Sekunden ist die Übertragung abgeschlossen: Das komplette EKG erscheint in Düsseldorf auf dem Computer.

Der Arzt wertet die Daten zusammen mit bereits gespeicherten Patienten-Informationen sofort aus und bespricht sie mit der Frau. Im Ernstfall kann er sofort ein Notarzt-Wagen rufen – oft jedoch können die Patienten beruhigt werden: Kein Notfall. Manchmal werden sie aufgefordert, am nächsten Tag zum Arzt zu gehen, manchmal einfach nur, sich mal wieder mehr Ruhe zu gönnen.

Kein Ersatz für den eigenen Arzt

In die Therapie eingegriffen wird jedoch ausdrücklich nicht: Die Ärzte im Telemedizinischen Zentrum können und wollen auf keinen Fall den behandelnden Arzt vor Ort ersetzen. Denn er ist es, der den Patienten kennt und untersucht, er leitet die Therapie, verschreibt die Medikamente. Und er wird wiederum auch informiert über Ergebnisse der EKGs, die per Telefon übertragen wurden – und hat somit mehr Informationen über den Krankheitsverlauf.

Beruhigende Wirkung

„Für mich ist es ein gutes Gefühl, dieses Gerät zu haben“, erzählt die Frau aus Limburg, die mittlerweile seit gut einem Jahr telemedizinisch betreut wird. „Ich habe mich sogar getraut, in den Urlaub zu fahren – weil ich wusste, dass ich jederzeit in Düsseldorf anrufen kann.“

Für sie ist das mobile EKG ist ein passendes Hilfsmittel – nicht weniger, aber auch nicht mehr. Es kann nicht heilen, keine Krankheiten verhindern. Aber es kann sehr beruhigen, den Krankheitsverlauf stabilisieren, möglichen Re-Infarkten vorbeugen. Und es kann verhindern, dass zu früh ein Notarzt gerufen wird. Oder zu spät.

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