Testbericht: Elektroroller Scootix „Retro“

Fahren mit einem Elektroroller in der Praxis. Der Trend zur Elektromobilität wird mit den Vorteilen der Motorroller bis 45 km/h verbunden. Test des Modells „Retro“ eines Scootix-Elektrorollers.

Der Markt für Elektroroller wächst und es gibt mittlerweile einige Anbieter. Die Modelle kommen, bis auf wenige Ausnahmen, aus Fernost. Vielleicht wegen der Nähe zu den Häfen sind viele der Importeuer in Norddeutschland angesiedelt. Ein neuer Importeur vertreibt unter dem Namen Scootix Elektroroller und Elektrofahrräder in Deutschland.

Das Unternehmen hinter Scootix

Scootix ist eine Marke des in Nürtingen ansässigen Technologie-Transfer Unternehmens Promescon. Man habe schon vor rund zwei Jahren schon einmal über den Import chinesischer Elektroroller nachzudenken, die Qualität habe damals aber nicht den deutschen Erwartungen entsprochen, so der Geschäftsführer Alfred Trzmiel. Nun habe man in China einen deutschen Ingenieur gefunden, der die Ware prüfe, bevor sie China verlasse.

Vertrieb über den Fachhandel

Der Vertrieb der Elektroroller und Elektrofahrräder von Scootix ist derzeit noch im Aufbau. Es ist geplant die Roller nicht im Versandhandel anzubieten sondern über den Fahrrad- oder Motorrad-Einzelhandel. Das Testmodell kam allerdings, nachdem kein Fachhändler in der Nähe war, per Spedition auf einer Palette angeliefert.

Anlieferung und Aufbau

Diese Arbeit wird in Zukunft, wenn die Auslieferung dann über den Fachhandel erfolgt entfallen. Der Roller kam sauber verpackt auf einer Einwegpalette an. Er war nahezu fertig aufgebaut. Lediglich die Instrumente (Tacho, Licht und Blinkeranzeige und Batteriezustandsanzeige), der Frontscheinwerfer und der Lenker mussten angeschraubt werden. Das war ohne Betriebsanleitung möglich und selbst erklärend. Bevor man losfahren kann, muss aber die Sicherung, die sich unter der Sitzbank befindet, auf „On“ geschaltet werden und man braucht natürlich ein Versicherungskennzeichen.

Handling und Batterien

Wer einen normalen Roller mit Verbrennungsmotor gewöhnt ist, den wird das Gewicht des Elektrorollers überraschen. Das Testmodell „Retro“ bringt nahezu beinahe 100 Kilogramm auf die Wage. Es ist aber auch deutlich größer als ein normaler Roller und mit Chrom verziert erinnert es an die alten Vespa-Roller. Die anderen bei scootix angebotenen Rolermodelle (speed und speed2k) sind etwas leichter. Das hohe Gewicht kommt von den Silikat-Blei-Akkus. Die sind zwar nicht der allermodernste Stand der Akkutechnik, dafür aber preiswert im Ersatz (je nach Wechselkurs dürfte der Akkusatz bei rund 300 Euro liegen). Zur Zeit sind Akkumulatoren mit höherer Leistung und Lebensdauer noch sehr teuer. Es kann sich lohnen hier noch zu warten und, wenn die moderneren Akkus billiger geworden sind, auf diese umzusteigen. Die Ladezyklen werden mit 350 angegeben, wobei der Geschäftsführer Alfred Trzmiel davon spricht, dass auch schon 500 Zyklen erreicht wurden.

Höchstgeschwindigkeit und Reichweite

Die erste Fahrt mit dem Scootix Elektroroller birgt eine Überraschung. Weil der im Hinterrad eingebaute 2000 Watt Elektromotor so leise ist, hat man kein richtiges Gefühl für die Geschwindigkeit. Der Tacho zeigt rund 60 km/h an, aber der Blick auf den anderen Verkehr lässt vermuten, dass da wohl ein ziemlicher Tachovorlauf vorhanden ist. Also muss mit Entfernungsmesser und Stoppuhr von Hand die tatsächliche Geschwindigkeit ermittelt werden. Mit dem Testfahrer, der mit Kleidung und Helm wohl rund 85 Kilogramm auf die Wage bringt, schafft der Roller auf flacher Strecke 48 km/h. Das dürfte im Toleranzbereich von dem liegen, was gesetzlich für diese Rollerklasse erlaubt ist. Eine Steigung von 10% und 700 Meter Länge schafft er immer noch mit mehr als 30 km/h (errechnet, nicht Anzeige auf dem Tacho).

Die Reichweite ist bei Elektrofahrzeugen im Moment das größte Problem. Den Angaben der Hersteller sollte man in diesem Zusammenhang auch nicht zu sehr trauen. Allerdings betrifft das auch die Verbrauchsangaben bei Automobilen. Vieles hängt vom Fahrstil und der Umgebung ab. Wäre Reichweite bei Verbrennungsmotoren ein Thema, dann würden die Hersteller auch diese auf Basis der Überlandfahrt mit 90 km/h angeben. Auf der Herstellerseite sind bis zu 60 Kilometer als Reichweite angegeben. Das mag im Flachland der Fall sein und wenn weder viel beschleunigt werden muss. Den Hausberg mit seinen 10% Steigung und 700 Meter Länge schafft der Roller auch noch, wenn er schon mehr als 30 Kilometer seit der letzten Ladung zurückgelegt hat. Es ist aber deutlich zu merken, dass es ihm schwerfällt. Nachdem diese Akkus keinen Memoryeffekt kennen, schadet es nicht, sie direkt nach einer Fahrt wieder aufzuladen, dann sind für den Stadtbetrieb genug Reserven vorhanden.

Kritikpunkte – kein Helmfach und Akkus nicht rausnehmbar

Ein Vorteil von Motorrollern gegenüber Motorrädern ist, dass der Helm bequem unter dem Sitz untergebracht und nicht in der Gegend herumgetragen werden muss. Das geht bei Scootix Retro Elektroroller nicht. Dort sitzt nämlich die Batterie. Ein bisschen Stauraum, etwa für ein paar Tüten Milch, ist zwar unter dem Sitz vorhanden, aber nicht genug für einen Helm. Für manche kann es auch problematisch sein, dass sich bei dem Scootix Retro Elektroroller (wohl anders als bei den anderen Modellen bei scootix) die Akkus nicht einfach herausnehmen und in der Wohnung laden lassen. Für Laternenparker ist der Retro-Roller also nicht geeignet.

Fazit

Das Fahren selbst macht mit dem Scootix Retro Elektroroller großen Spaß. Wenn man zu zweit unterwegs ist -der Roller ist für zwei Personen zugelassen – dann kann man sich sogar während der Fahrt unterhalten. Andere Verkehrsteilnehmer sind überrascht, wenn der Roller sich nahezu lautlos nähert. Radfahrer und Fußgänger werden sich erst noch an Fahrzeuge mit Elektromotor gewöhnen müssen. Die Preise für Endverbraucher im Fachhandel werden voraussichtlich ab 1.500 Euro für den 1500 Watt Roller beginnen.

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