Textilsiegel für Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit

Welches Textilsiegel bewertet Schadstoffe, Umweltschutz, Gesundheitsschutz, Sozialstandards, echte Naturtextilien oder alles zusammen? Hier ein Überblick.

Bei Rohstoffanbau und Verarbeitung von Textilien kommen eine Menge schädlicher Stoffe zum Einsatz. Pestizide, Insektizide, Entlaubungsmittel, allergene Farbstoffe oder Ausrüstungsstoffe wie Formaldehyd, um nur einige Beispiele zu nennen. Immer mehr Verbraucher möchten mit dem Kauf von Textilien aus Bio-Baumwolle oder Öko-Mode gegen Umweltverschmutzung und Gefahren für die Arbeiter angehen und zu einem ökologisch- und sozialverträglichen Markt beitragen.

Dabei haben sich eine Vielzahl von Textilsiegeln herausgebildet, die nach unterschiedlichen Kriterien bewerten. So stehen manche für kontrolliert biologischen Anbau (kbA). Gemeint ist eine umweltschonende Anbauweise von Rohstoffen, die auf chemisch-synthetische Dünger, Pestizide und Gentechnik verzichtet. Neben Bio-Baumwolle gibt es beispielsweise Bio-Leinen oder Bio-Seide. Manche Siegel gehen nur auf die Schadstoffhöchstmengen im fertigen Produkt ein und wieder andere stehen für soziale Mindeststandards. Obendrauf kommen dann die Siegel, die alles miteinander vereinen.

IVN und GOTS – die Siegel für Naturtextilien

Das Qualitätszeichen „Naturtextil Best“ vereint alle oben genannten Kriterien. Es wird vom Internationalen Verband der Naturtextilwirtschaft (IVN) vergeben und ist derzeit das Zeichen mit den strengsten ökologischen, sozialen und gesundheitsrelevanten Ansprüchen. Diese beginnen schon bei den Rohstoffen, der Fasergewinnung und gehen über die Produktion bis hin zur Entsorgung. Umwelt- und gesundheitsschädigende Stoffe sind verboten.

Die Textilien müssen zu 100 Prozent aus Naturfasern bestehen und diese müssen wiederum aus kontrolliert biologischem Anbau (kbA) oder kontrolliert biologischer Tierhaltung (kbT) stammen. In Ausnahmefällen, wie in elastischen Bündchen oder in Spitze, dürfen synthetische Fasern eingesetzt werden, aber nur zu 5 Prozent. Außerdem müssen Sozialstandards eingehalten werden. Produzenten erhalten faire Preise und Arbeitnehmerrechte werden eingehalten.

Auch der GOTS-Standard (Global Organic Textile), der sich mittlerweile international durchgesetzt hat, vereint alle Kriterien. Er unterscheidet sich vom IVN-Siegel darin, dass hier mindestens 70 Prozent der Fasern aus kbA stammen müssen. Eine möglichst geringe Menge an Schadstoffen im Endprodukt wird aber auch mit diesem Label garantiert.

Weitere Textilsiegel

Es gibt eine große Menge an Siegeln, die nur den Schadstoffgehalt prüfen oder nur die faire Entlohnung der Produzenten. Und auch wenn manche Label doch alle Kriterien umfassen, sind sie bei weitem nicht so streng wie Naturtextil Best oder GOTS.

Das Europäische Umweltzeichen (Die EU-Umweltblume)

Die EU-Blume bewertet Naturfasern und synthetische Fasern. Gesetzliche Vorgaben gibt es bezüglich allergenen, gesundheitsschädlichen und umweltschädlichen Stoffen, die begrenzt werden müssen. Ebenso wird auf Energieverbrauch und Wasserverbrauch während der Produktion geachtet.

Das FairTrade-Siegel für Textilien

Das FairTrade-Siegel ist in erster Linie ein Sozialsiegel, das sich besonders auf die menschenwürdige Existenz der Produzenten konzentriert. Kinderarbeit, Zwangsarbeit und Diskriminierung sind verboten, ein Mindestlohn wird gezahlt und Arbeitnehmerrechte gewahrt. Da eine intakte Umwelt Voraussetzung für ein menschenwürdiges Leben ist, wird zudem auf ökologische Kriterien geachtet. So sind 75 Prozent der Produkte aus fairem Handel bio-zertifiziert. Für Kleidung gibt es das FairTrade-Siegel bisher nur für den Rohstoff Baumwolle.

Naturland und Bluesign

Das Naturland-Siegel bewertet die gesamte Produktionskette und umfasst auch Sozial- und Umweltstandards. Die Stoffe müssen zu mindestens 95 Prozent aus Naturfasern aus kbA sein. Die Sozialstandards entsprechen den Anforderungen der internationalen Arbeitsorganisation (ILO), die auch dem FairTrade Siegel zugrunde liegen. Die ganze Herstellungskette kontrolliert auch das Bluesign-Siegel. Für Mensch und Umwelt unbedenkliche Stoffe sind wichtig, Abwasserschutz, Abluft und Arbeitssicherheit werden geprüft.

Öko-Tex-Standard

Es gibt drei Öko-Tex-Siegel: Öko-Tex-Standard 100 ist eine reine Schadstoffprüfung am Endprodukt, bei der gewisse Grenzwerte nicht überschritten werden dürfen. Öko-Tex-Standard 1.000 geht auf Umweltbedingungen bei der Produktion ein. Beispielsweise spielen Energieverbrauch und Abwasserentsorgung eine Rolle. Soziale Faktoren, wie der Ausschluss von Kinderarbeit, spielen ebenfalls eine Rolle. Eine Kombination beider Standards ist Öko-Tex-Standard 100 plus. Alle drei Zeichen schließen synthetische Fasern mit ein.

Toxproof und Ecoproof

Das Toxproof-Siegel des TÜV Rheinland prüft Schadstoffe in Textilien. Die Gesundheit des Verbrauchers steht hier im Vordergrund. Beim Ecoproof-Siegel spielen jedoch auch Ökologie und Sozialstandards eine Rolle. Beide Zeichen bewerten auch Synthetikfasern.

Wer wissen möchte, wo es schadstoffarme Kleidung aus Biomaterialien, die umweltfreundlich und fair produziert wurden, gibt, kann sich auf der Seite des Ökoinstitutesinformieren. Hier wurden alle Kriterien berücksichtigt.

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