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Thymian: eine Würz- und Heilpflanze

Aromatisches Kraut in der Küche – starkes Heilmittel in der Medizin.

Schon in der Antike wurde Thymian als Droge verwendet. Heute ist er als äußerst wirksames Heilmittel – vor allem bei Erkrankungen der Atemwege – medizinisch anerkannt.

Thymian zählt zur Familie der Lippenblütler. Er ist ein scharf-würziges, herbes und leicht bitteres Kraut, das aufgrund seines ätherischen Öls – ähnlich wie z.B. Rosmarin oder Lavendel – einen intensiven aromatischen Duft ausströmt, wenn man es zwischen den Fingern zerreibt.

In der Provence gehört Thymian zu den unvergleichlichen Dufterlebnissen des Sommers und lockt vor allem Bienen an, die aus dem Nektar der weißen bis zartlila gefärbten Blüten einen köstlichen Honig produzieren.

Ursprünglich stammt der Thymian auch aus dem Mittelmeerraum. Er liebt eher trockene, kalkhaltige, nährstoffarme Böden und viel Sonne. Von seinen weltweit über 300 Arten sind auch einige in Deutschland heimisch geworden.

Der Echte Thymian ist die kultivierte Form des Feldthymians und auch als Gartenthymian oder Römischer Quendel bekannt. Im Volksmund nennt man ihn u. a. auch Feldkümmel, Bienenkraut oder Hustenkraut. Sein botanischer Name Thymus vulgaris (lat. thymus = Thymian; lat. vulgaris = gewöhnlich, gemein) lässt zwei Vermutungen zu: 1. Schon die alten Römer kannten ihn. 2. Er ist nichts Besonderes. Zu 1.: Thymian wurde tatsächlich bereits in der Antike zu vielfältigen Zwecken genutzt. Zu 2.: Weit gefehlt!

Thymian als Arzneipflanze, Rauschdroge, Aphrodisiakum und konservierender Balsam

Das griechische Wort für Thymian, thymon, wird in Zusammenhang gebracht mit thymos, was so viel wie Lebenskraft, Mut oder Leidenschaft bedeutet, aber auch mit dem Verb thyein (= rauchen; ein Rauchopfer darbringen). Man vermutet, dass diese Bezeichnung wiederum auf das ägyptische tham zurückzuführen ist.

Die Ägypter setzen Thymian als keimtötenden und geruchsverfeinernden Zusatz bei der Mumifizierung ihrer Pharaonen ein. Die Griechen benutzten das Kraut als Räucherwerk, um sich in einen Rauschzustand zu versetzen, die Römer, um Skorpione zu vertreiben. Eine größere Rolle spielte Thymian bei den Römern als Aphrodisiakum. Vor ihren Sexorgien stärkten sie sich mit Thymianbädern. Plinius der Ältere (23 oder 24 – 79 n. Chr.) empfahl ihn als Gegengift bei Schlangenbissen, gegen Gift von „Meeresgetier“ sowie zur Linderung von Kopfschmerzen.

Erst im 11. Jahrhundert gelangte der Thymian über die Alpen zu uns. Im Mittelalter wurde er von den Ärzten bei Erkältungskrankheiten verabreicht, zur Abwehr von Ungeziefer eingesetzt und erfreute sich – speziell im Frankreich der Renaissance – als Liebeskraut großer Beliebtheit. Hildegard von Bingen empfahl ihn besonders bei Atemnot, Asthma und Keuchhusten.

Thymianöl wird 1589 erstmals im Nürnberger Arzneibuch erwähnt, sein Hauptwirkstoff Thymol 1853 isoliert und zu medizinischen Zwecken eingesetzt.

Thymian und sein ätherisches Öl als Heil- bzw. Arzneimittel

Thymian wird allgemein als stärkendes und belebendes Heilmittel sehr geschätzt. Aufgrund seiner stark desinfizierenden, krampf- und schleimlösenden Eigenschaften hat er sich vor allem bei Erkrankungen der Atemwege bewährt. Er vermag sowohl Husten, grippale Infekte, Bronchitis, Asthmaanfälle als auch Keuchhusten wirksam zu bekämpfen.

Auch bei infektiösem Magen-Darm-Katarrh, bei Blähungen oder krampfartigen Magenbeschwerden ist seine lindernde Wirkung unumstritten. Er regt zudem den Appetit an und fördert die Verdauung. Bei Entzündungen des Mund-Rachenraumes wirkt er antibakteriell und entzündungshemmend.

Der Hauptwirkstoff des Thymians ist ätherisches Öl, das bis zu 50 % aus Thymol besteht und verantwortlich ist für seine stark antibakterielle, pilztötende Wirkung. Es darf nur sehr sparsam dosiert werden, da es bei unsachgemäßer Dosierung toxisch wirken kann und u. a. die Schleimhäute reizt. Es sollte daher immer ausreichend verdünnt werden.

Bei einer bestehenden Schwangerschaft ist äußerste Vorsicht geboten, da Thymian, vor allem aber Thymianöl den Uterus stimuliert. Auch bei Kleinkindern sollte es vorsorglich nicht zur Anwendung kommen. Bei einer Neigung zur Epilepsie, einer vorgeschädigten Leber oder einer Schilddrüsenerkrankungen ist Thymianöl ebenfalls nicht zu empfehlen.

Im Übrigen sollte man sich – wie bei allen Drogen – grundsätzlich an die vorgegebene Dosierung halten und eine Langzeittherapie vermeiden.

Thymian wird im Handel als Tee gegen Erkältungskrankheiten oder Magenverstimmungen angeboten. Thymianöl ist u. a. wesentlicher Bestandteil von entsprechenden Hustensäften, Badezusätzen oder Mundwässern. Als ätherisches Öl wird Thymianöl zur Einreibung mit einem guten Hautöl vermischt, kann zur Inhalation verwendet bzw. in der Duftlampe verdampft werden und stärkt so die Abwehrkräfte. Zudem soll es bei geistiger Erschöpfung oder mangelnder Energie und Ängstlichkeit hilfreich sein.

Thymian als aromatisches Würzkraut in der Küche

In der mediterranen Küche ist Thymian unentbehrlich. Zusammen mit Petersilie und Lorbeerblatt ist er Grundbestandteil des Bouquets de garni, das zum Aromatisieren von Bouillon, dickflüssigeren Suppen, Eintöpfen und Schmorgerichten mitgekocht und erst kurz vor dem Servieren entfernt wird. Je nach Rezept oder Gusto können weitere Kräuter wie Rosmarin oder Estragon, Gemüse wie Karotten, Lauch, Sellerie oder auch Knoblauch hinzugefügt werden. Auch in den Kräutern der Provence darf Thymian nicht fehlen.

Lammgerichte oder Kartoffelaufläufe bekommen durch ihn einen wunderbar würzigen Geschmack. Ob frisch oder getrocknet, passt er auch zu Fisch, Wild oder Pilzen. Dicken Bohnen, Erbsensuppe oder vegetarischen Bratlingen verleiht er einen besonderen Pep.

Aufgrund seiner hohen Würzkraft sollte man ihn sparsam dosieren. Ideale Partnerin ist die Petersilie, die im Gegenzug reichlich verwendet werden kann und seine herbe, kräftige Würze durch ihre Frische mildert und perfekt ergänzt.

Zu guter Letzt

2006 wurde der Echte Thymian zur Arzneipflanze des Jahres gewählt. Der Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde an der Universität Würzburg würdigte ihn durch seine Wahl als wertvollste und wirksamste Pflanze bei Erkältungskrankheiten.

Auch als Würzkraut hat er Eingang gefunden in die deutsche Küche und kann so manchem Gericht eine raffinierte Note geben.

Aber er kann noch mehr: In der Kosmetikindustrie wird das ätherische Öl bei der Seifen- oder Parfümherstellung benutzt. Die getrockneten Blüten und Blätter werden Duftpotpourris, die Blätter allein manchmal Schnupftabak zugesetzt.

Und wer weiß – vielleicht ist an dem (Aber-)Glauben der liebestollen Römer und Franzosen ja auch was dran…