Vision vor 100 Jahren – Energie aus der Wüste

Der Mann hatte wirklich einen bewundernswerten Weitblick. Zu einer Zeit, als es in verschiedenen Bereichen deutscher Großstädte überhaupt noch keinen elektrischen Strom gab, hat der britische Physiker und Nobelpreisträger Sir Joseph J. Thomson bereits darauf hingewiesen, dass Energie eines Tages knapp werden würde. Einhundert Jahre später bewahrheitet sich das, was damals nur als wenig ernst zu nehmende Vision galt.

Nobelpreisträger warnte vor Energiekrisen

Thomson bekam 1906 den Nobelpreis für Physik, wurde 1908 zum Ritter geschlagen und betätigte sich ein Jahr später als Visionär. Seine Annahmen und Prognosen haben sich nach einem Jahrhundert weitgehend bestätigt. Dass die Kohlevorräte rund um den Globus eines Tages aufgebraucht oder zumindest beängstigend knapper werden würden, sagte er voraus. Klar ist natürlich jedem realistisch denkenden Menschen, dass diese Ressourcen nicht unbegrenzt im Erdreich vorhanden sind, doch ist über Jahrzehnte recht leichtfertig mit ihnen umgegangen worden. Nun, da der Energiebedarf größer und die Reserven kleiner werden, lassen jetzt viele Neunmalkluge verlauten, sie hätten das ja schon immer gesagt. Das hört sich zumindest so an, als seien sie sehr weitblickend gewesen.

Abhängigkeiten aufgezeigt

Thomson jedoch hat voraus gesehen, dass auch die Wasserkraft auf die Dauer nicht ausreicht, um die erforderlichen Energien zu erzeugen. „Wenn die Wasserkräfte unserem Bedürfnis nicht mehr genügen“, so soll er gesagt haben, würden die Menschen umdenken müssen, weil eine Abhängigkeit von Kohle und Wasserkraft der wirtschaftlichen Entwicklung schade. Dass es auch eine Abhängigkeit von Erdöl und Erdgas geben könnte, fiel ihm damals zwar nicht ein, doch konnte man damals die Kraftfahrzeuge in einer Stadt noch an den Fingern abzählen.

Solartechniken vorausgesagt

Doch er zeigte auch eine Alternative auf. Er prognostizierte, dass sich eines Tages der Mensch aus der Abhängigkeit von Wasserkraft und Kohle befreien werde. Vielleicht, so der Nobelpreisträger, könnten dann alle größeren Städte von „Sonnenstrahlenfallen“ umgeben sein, welche das Sonnenlicht bündeln, in Energie umwandeln und schließlich speichern. Die Solarmodule, Photovoltaikanlagen und Solarkollektoren von heute entsprechen seiner damaligen Vorstellung.Thomson hatte allerdings die Vorstellung, dass „die Zentren der Industrie in die glühenden Wüsten der Sahara verlegt werden“. Auch vertrat er die Auffassung, eines Tages werde man den Wert von Ländereien an den Möglichkeiten der solaren Energiegewinnung vor Ort messen. Die Möglichkeit der Überlandleitungen war ihm natürlich noch nicht bekannt.

Energiegewinnung in der Wüste

Thomson wies schon damals eindringlich darauf hin, dass der Mensch „nicht aus eigener Kraft“ lebt, sondern dass es die Sonne ist, die letztlich alle Energien birgt. „Wenngleich unsere Ingenieure einstweilen noch nicht den Weg gefunden haben, diese riesenhafte Kraftquelle auszunutzen, so zweifle ich doch nicht, dass ihnen das schließlich gelingen wird.“ Wer hätte gedacht, dass es einhundert Jahre dauern würde, bis die Idee der Energiegewinnung in der Wüste endlich konkrete Formen annimmt?

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