Vorzeitiger Samenerguss – Was bedeutet eigentlich „zu früh“?

Wie lange braucht ein Mann durchschnittlich, um zum Orgasmus zu kommen? Die Wissenschaft gibt Antworten.

Der vorzeitige Samenerguss dürfte zu den häufigsten Beschwerden von Männern im sexuellen Bereich gehören. Ein beeinträchtigtes Selbstwertgefühl und verringertes Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten können die Folgen sein. Doch zu welchem Zeitpunkt gilt eine Ejakulation als verfrüht? Eine abschließende Antwort kann nicht gegeben werden, da zu viele unterschiedliche Faktoren eine Rolle spielen. Die Anzahl der Beckenstöße in einem bestimmten Zeitraum beeinflusst den Zeitpunkt, ebenso die Stimulationsart und -weise. Wie häufig muss der Partner zum Orgasmus kommen? Kondomgebrauch und chirurgische Eingriffe am Penis (Beschneidung) könnten ebenfalls einen Einfluss auf den Ejakulationszeitpunkt haben.

500 Paare führten Sextagebuch und stoppten die Zeit

Um sich einer Antwort bezüglich der Definition des vorzeitigen Samenergusses zumindest anzunähern, haben Wissenschaftler insgesamt 500 Paare aus verschiedenen Nationen damit beauftragt, den männlichen Ejakulationszeitpunkt beim Sex zu dokumentieren. Auch der Einfluss von Kondomgebrauch, Alter und Beschneidung wurde ausgewertet. Die männlichen Teilnehmer waren mindestens 18 Jahre alt, befanden sich seit mindestens sechs Monaten in einer festen heterosexuellen Beziehung und kamen entweder aus den Niederlanden, der Türkei, Großbritannien, Spanien oder den USA. Die Paare bekamen Stoppuhren ausgehändigt und ein Sextagebuch, in dem über einen Monat hinweg die Ergebnisse eingetragen werden sollten. Während dieses Monats kam es zu 4000 Geschlechtskontakten. Gemessen wurde die „Intravaginal Ejaculation Latency Time“ (IELT), also der Zeitraum zwischen dem Beginn des Eindringens in die Vagina und der innervaginalen Ejakulation.

Unterschiedliche Ejakulationszeitpunkte hinsichtlich Nationalität und Altersgruppe

Die durchschnittlichen Ergebnisse aufgeschlüsselt nach Nationalitäten sehen wie folgt aus (IELT in Minuten):

  • Großbritannien: 7,6
  • USA: 7,0
  • Spanien: 5,8
  • Niederlande: 5,1
  • Türkei: 3,7

Daraus ergibt sich ein Durchschnittswert von 5,4 Minuten zwischen dem Beginn der Penetration und dem Samenerguss des Mannes. Eine Begründung für die Unterschiede in den Werten zwischen den Ländern vermag die Studie nicht zu liefern. Zwischen beschnittenen und unbeschnittenen Männern konnte kein signifikanter Unterschied festgestellt werden. Da alle befragten Türken beschnitten waren, wurden ihre Ergebnisse hier nicht mitgewertet, denn es war kein Vergleich zwischen beschnittenen und unbeschnittenen Türken möglich. Auch Kondomgebrauch hatte keinen Einfluss auf die durchschnittlichen IELT-Werte. Das Alter allerdings machte sich bemerkbar: Bei den 18-30 jährigen betrug der Durchschnitts-IELT-Wert 6,5 Minuten, bei den über 51-Jährigen 4,3 Minuten.

Doch was kann nun als verfrühter Samenerguss gelten? Auch die Autoren der Studie sind sich bewusst, dass eine Antwort schwierig ist und mehr Daten benötigt werden. Wenn man als Grenzwert die letzten 0,5-2,5 Prozent der Ergebnisse ansetzt, die am weitesten vom Durchschnittswert entfernt sind, so ergibt sich anhand der Studiendaten ein Wert von ein bis zwei Minuten, innerhalb derer ein Samenerguss als vorzeitig gelten würde.

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