Wandern an der hessisch-bayerischen Grenze im Naturpark Rhön

Das Mittelgebirge im Herzen Deutschlands bietet ein dichtes Netz von Wanderwegen. Dessen Ausgangspunkte sind auch mit Bussen und der Bahn bequem erreichbar.

Das Prädikat „Land der offenen Fernen“ trägt die Rhön zu Recht. Denn ihre lang gestreckten Höhenzüge erlauben an klaren Tagen eine atemberaubende Fernsicht auf die zahlreichen Kuppen und Täler. Die urwüchsige Landschaft mit Mooren, Hecken, Buchenwäldern und mageren Wiesen bietet Platz für eine vielfältige Flora und Fauna. Pflanzen und Tiere wie Knabenkraut und Birkhuhn, die andernorts selten geworden sind, finden hier ein Refugium. Im 1991 ausgewiesenen Biosphärenreservat ist jedoch nur die Kernzone für menschliche Aktivitäten tabu. Es geht schließlich um ein harmonisches Miteinander von Mensch und Natur. Man setzt auf sanften Tourismus und auf die Vermarktung regionaler Spezialitäten. Das nutzt sogar bedrohten Arten. Denn in der Gastronomie stehen Köstlichkeiten aus alten Apfelsorten ebenso hoch im Kurs wie Lammgerichte vom Rhönschaf, das um 1960 beinahe ausgestorben war.

Ein dichtes Wegenetz durchzieht das Biosphärenreservat Rhön

Doch in erster Linie ist die Rhön ein Wanderparadies mit einem hervorragend beschilderten Wegenetz von über 6.000 Kilometern. „Der Hochrhöner“ schaffte es sogar in die „Top Trails of Germany“. Dieser Premiumwanderweg führt vom bayerischen Bad Kissingen über Kreuzberg und Wasserkuppe bis an die Werra ins Heilbad Bad Salzungen. Die örtlichen Wanderwege im hessisch-bayerischen Teil der Rhön sind (noch) nicht ganz so überlaufen, wie der Rhön-Rennsteig-Weg ins benachbarte Thüringen. Gerade im Frühling hat man hier so manche blühende Wiese fast für sich allein. Allenfalls einige schwarzköpfige Rhönschafe grasen gemütlich vor sich hin.

Wandern leicht gemacht mit dem Hochrhönbus

Nach einer Winterpause verkehrt der Hochrhönbus wieder vom 1. Mai bis zum 3. Oktober an Samstagen, Sonn- und Feiertagen zwischen Bad Neustadt, Bischofsheim/Kreuzberg sowie Gersfeld/Wasserkuppe und Fladungen. Von Wanderfreunden und Radlern wird er jedes Frühjahr schon sehnsüchtig erwartet. Denn viele Besucher der Rhön möchten nicht auf einem vorgegebenen Rundweg zu ihrem Parkplatz zurücklaufen. Sie reisen lieber „mit Chauffeur“ und verstauen auch gerne mal den Drahtesel im Hochrhönbus. Man steigt aus, wo es einem gefällt. Und sollten die Steigungen der Hochrhönstraße zu anstrengend werden, nimmt man eben den nächsten Bus. Busfahren tut müden Füßen gut, wenn der Rückweg zu lang scheint. Am besten besorgt man sich den aktuellen Fahrplan, bevor man Wanderschuhe oder Fahrrad aus dem Keller holt.

Die mehr als vierzig Bushaltestellen machen es leicht, sich eine individuelle Wanderroute zusammenzustellen und dennoch auf die Anfahrt mit dem eigenen Auto verzichten zu können. Denn sowohl in Bad Neustadt an der Saale, als auch in Gersfeld sind Anschlüsse ans Netz der Deutschen Bahn und an die regionalen Buslinien gegeben. Nach Neustadt reist man entweder von Erfurt oder Meiningen her an oder aus Richtung Bad Kissingen und Schweinfurt/Würzburg. Weitere Anschlüsse bestehen an den Streutalbus nach Mellrichstadt, sowie zu den Bäderlandbussen mit ihren zwanzig Haltestellen im Raum Bad Kissingen, Bad Brückenau und Bad Köngishofen. Ab Gersfeld fahren Rhönbahn und RhönRadBus bis Fulda.

Ausflugsziele in der Bayerischen und Hessischen Rhön

  • Basaltsee: Der See liegt idyllisch am „Steinernen Haus“, einer Basaltformation knapp zwei Kilometer nördlich von Ginolfs.
  • Fladungen: Eine Reihe von Sonderschauen im Fränkischen Freilandmuseum geben Einblick in das einstmals harte Leben der Rhönbauern. Von hier fährt das Rhönzügle durchs Streutal bis Mellrichstadt.
  • Fuldaquelle: Die Fulda entspringt auf der Wasserkuppe. Wer von Gersfeld oder Ehrenberg herauf kommt, findet die Quelle mit ihrer schönen Basalteinfassung links unterhalb des Parkplatzes.
  • Haus der Schwarzen Berge: Das Umweltbildungszentrum liegt in Oberbach bei Wildflecken. Ausstellungen und Seminare informieren über das UNESCO-Biosphärenreservat. Rhöner Spezialitäten kann man im Bauernladen kaufen und in der Cafeteria genießen.
  • Kreuzberg: Die Aussicht vom heiligen Berg der Franken ist ebenso fantastisch, wie der Ansturm auf das berühmte Klosterbier der Franziskanermönche.
  • Milseburg: Auf dem 835 Meter hohen Felsenrücken thronen die Überreste einer keltischen Fliehburg mit Ringwallanlage.
  • Rotes Moor: Es ist Kern des 1979 ausgewiesenen Naturschutzgebietes „Rotes Moor“ zwischen Wasserkuppe und Heidelstein. Auf den Bohlen des Moorlehrpfads kann man das Rote Moor komplett umrunden oder auf dem Aussichtsturm bis zum Heidelstein schauen.
  • Rothsee: Etwa zwei Kilometer nördlich von Bischofsheim führt der naturkundliche Wanderpfad Bauersberg am See vorbei.
  • Schwarzes Moor: Das größte Hochmoor der Rhön liegt im Dreiländereck östlich vom Luftkurort Wüstensachsen. Einzigartig sind flache Wasseransammlungen, die Kolke – oder poetisch „Mooraugen“ – genannt werden.
  • Wasserkuppe: Der 950 Meter hohe „Berg der Flieger“ gilt als die Wiege des Segelflugs. Es gibt ein Museum, eine Segelflugschule, und auch Drachen- und Gleitschirmflieger nutzen die Thermik.

Vorschlag für eine „Schnuppertour“ im Naturpark Bayerische Rhön

Start ist in Bischofsheim an der Rhön. Etwas 500 Meter nach der Bushaltestelle „Post“ gelangt man unter der Brücke der Umgehungsstraße hindurch in die Bauersbergstraße. Links liegt ein kleines Gewerbegebiet, rechts geht es zur Feriensiedlung Ebertsholz und weiter zum Bauersberg. Beim Basaltwerk nimmt man den goldenen Mittelweg – markiert durch blaue Tropfen. Für Radler ist der relative steile Pfad durch das Schwarzbach-Tal weniger geeignet, es sei denn, man will Mountainbiken.

Nach etwa zwei Kilometern muss man sich entscheiden. Auf dem Fußweg links von der Hochrhönstraße gehen alle jene weiter, denen schon der Magen knurrt. Nach weiteren zwei Kilometern führt sie der Weg am Wasserfall Teufelsmühle vorbei direkt zum „Holzberghof“, einem ehemaligen Jagdschloss mit Gasthof und Fremdenzimmern. Wer dagegen an der Weggabelung rechts weitergeht, kommt zum Rothsee, der etwas versteckt östlich der Hochrhönstraße liegt. Die Bank am See lädt zu einer Vesperpause ein. Im Sommer werden auf der Aussichtsterrasse Kleinigkeiten zum Essen und Getränke angeboten.

Wanderung zum Roten Moor im Naturpark Hessische Rhön

Hat man stattdessen seine Pause im Holzberghof eingelegt, kann man einen Verdauungsspaziergang zum Heidelstein unternehmen. Der beschilderte Weg führt entlang der Hochrhönstraße über die Wiesen und Matten im „Schwabenhimmel“ bis zum Fernsehsender in über 900 Metern Höhe. Möchte man noch weiter laufen, gelangt man über den Parkplatz „Moordorf“ direkt zum Roten Moor in der Hessischen Rhön. Wer es kürzer haben möchte, geht beim Jagdschloss in Richtung Rhönhäuschen und biegt rechts ab Richtung Moor. Vom Roten Moor ist es durch die Kaskadenschlucht nicht mehr weit bis in den Luftkurort Gersfeld. Hat man noch nicht genug vom Wandern, bietet sich die Wasserkuppe rund vier Kilometer nördlich von Gersfeld als weiteres Ziel an. Kinder sind wohl eher für einen Spaziergang zum Gersfelder Wildpark zu begeistern.

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