Warum wir kleine Kinder so lieben

Vielleicht haben Sie sich schon einmal gefragt, warum der Anblick eines Babys die allerhöchste Beglückung hervorruft – hier eine Erklärung dieses Phänomen.

Wohl so Mancher und erst recht so Manche hat sich bestimmt schon einmal gefragt, warum wir beim Anblick eines kleinen Kindes in sofortiges Entzücken verfallen, sie sofort „knuddeln“ wollen und sie nur einfach „süß“ finden. Die Natur hat das Phänomen, eben wie schon so vieles andere, ausgesprochen geschickt und intelligent organisiert. Denn der eigentliche Grund für diese Regung, gegen die sowohl Mann als auch Frau so richtig machtlos sind, ist das sogenannte „Kindchen-Schema“.

Bedeutung des „Kindchen-Schemas“

Einer der renommiertesten Verhaltensforscher im deutschsprachigen Raum, der Nobelpreisträger Konrad Lorenz (1903 – 1989), hat dieses Phänomen eingehend untersucht. Sicher ist vielen dieser Wissenschaftler von dem Foto wohl bekannt, auf dem ein grauhaariger Kopf aus dem Wasser ragt, hinter dem einige Entenküken her schwimmen. Lorenz hat dieses Verhaltensmuster längerfristig erforscht, warum wir beim Anblick eines Säuglings das dringende Bedürfnis haben, das Kind auf den Arm zu nehmen und es ans Herz zu drücken, weil wir es im wahrsten Sinne des Wortes „herzig“ finden. Die Verhaltensforschung spricht von dem „angeborenen Auslösemechanismus“ (AAM), der den Brutpflegetrieb in uns erweckt. Dieser Trieb oder Instinkt ist vergleichbar mit anderen angeborenen Verhalten wie dem Sexualtrieb, dem Nahrungstrieb oder auch dem Selbsterhaltungstrieb.

Untersucht man nun näher, welche Merkmale es sind, die diese Neigung zum „Herzen“ in uns erweckt, wird man folgende, so genannten „Schlüsselreize“ entdecken: „Süß“ oder „herzig“ finden wir zu allererst einmal die großen Kulleraugen des Kleinkindes im Verhältnis zu dem kleinen Gesichtchen mit seiner vorgewölbten Stirn und den runden Pausbäckchen. Hinzu kommen die rundlichen Körperformen, kurze Gliedmaßen und das deutliche Verhaltensmerkmal der Unbeholfenheit. Interessanterweise sind all diese Erkennungszeichen aus der Menschenwelt ohne Weiteres in die Tierwelt übertragbar und erwecken die gleichen Gefühle in uns. Denn jeder wird sich bestimmt schon einmal dabei beobachtet haben, wie niedlich man einen kleinen Hund, ein Kätzchen oder auch ein Hühnerküken findet und wie sich oft die eigene Stimme oder sogar die Sprache verändert, wenn man mit diesen Tierbabies kommunizieren will.

Verkaufserfolg mit Hilfe der Verhaltenspsychologie

Selbstverständlich hat sowohl die Spielwaren als auch die Filmindustrie diese Attribute längst entdeckt und für ihre kommerziellen Zwecke eingesetzt – man könnte auch behaupten, missbraucht. Man denke etwa an die Figuren der „Walt-Disney“-Filme, allen voran „Bambi“ mit seiner rundlichen Kindchenstirn, dem Näschen und den übergroßen Augen. Diese Figur ist ein wahrer Publikumsrenner geworden und es bis heute geblieben, gehört der Film doch zu den 50 erfolgreichsten Filme der Vereinigten Staaten.

Zu einem weiteren weltweiten Verkaufserfolg gehören die „Hello Kitty“-Produkte, basierend auf dem putzigen Konterfei eines kleinen, weißen Kätzchens mit roter Schleife. Es sollen derzeit rund 50.000 (!) verschiedene Kitty-Produkte auf dem Markt weltweit existieren, mit denen der japanische Hersteller Sanrio pro Jahr rund 500 Millionen Dollar in 70 Ländern erwirtschaftet. Dies alles lediglich auf Basis der listigen Vermarktung des oben genannten „Kindchen-Schemas“, versteht sich. Eine Liste ähnlicher Markterfolge ließe sich fortsetzen.

Zurück zum „Kindchen-Schema“. Festgestellter Maßen sind wir Menschen somit vollkommen machtlos und haben keinerlei Einfluss auf unsere Gefühle und Reaktionen, wenn wir kleine Kinder sehen, denn diese Regungen sind uns angeboren. Mutter Natur hat es einfach fantastisch eingerichtet, dass ein Baby weder verhungern noch erfrieren muss, denn es wird geschützt durch das Brutpflegeverhalten der Eltern – wenn es diesen auch manches Mal schwer fällt! Aber wann hört es auf?

Werden die Kinder größer, so verschwinden allmählich die eindeutigen Charakteristika des „Kindchen-Schemas“. Man könnte sagen, proportional zur wachsenden Selbständigkeit der jungen Erwachsenen verändert sich auch deren Physiognomie, also deren charakteristische Gesichtszüge und das Verhaltensmuster des „Sich-Kümmerns“ wird somit bei Vater oder Mutter immer weniger hervorgerufen. Nicht ohne Grund ist die Volljährigkeit per Gesetz auf 18 Jahre festgelegt worden, wenn die biologische Entwicklung des Menschen abgeschlossen ist und er sich selbst versorgen kann – übrigens fast in der ganzen westlichen Welt.

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