Welche Medikamente helfen bei Depressionen?

Antidepressiva – Zusammenfassung. Bei starken Depressionen können oft nur antidepressive Psychopharmaka das Selbsttötungsrisiko verringern. Die wichtigsten Wirkstoffgruppen im Überblick. Wie kann man depressiven menschen helfen?

Unbedingt behandlungsbedürftig sind Menschen mit Depressionen, wenn sie von anhaltender innerer Unruhe, gravierender Minderung von Antrieb und Selbstwertgefühl, gedämpften Emotionen, grübelndem Wachliegen und Schlafstörungen (z.B. regelmäßig nächtliches Aufwachen zwischen zwei und vier Uhr) betroffen sind. Verzichtet man auf die Behandlung mit Medikamenten, kann das Suizidrisiko steigen.

Wirkstoffe und Einnahme von Antidepressiva

Zu den wichtigsten Wirkstoffgruppen gehören trizyklische und tetrazyklische Antidepressiva, Wiederaufnahmehemmer in Bezug auf Serotonin und Noradrenalin (SSRI, SNRI, NARI), MAO-Hemmer und Lithium. Bei jedem dieser Medikamente setzt die Wirkung erst etwa 2 – 3 Wochen nach Einnahmebeginn ein und bei einem Drittel aller Patienten bleiben sie aus bislang unbekanntem Grund wirkungslos.

Wichtig ist, dass die Antidepressiva wie vorgeschrieben eingenommen werden. Unregelmäßige Einnahme oder spontanes Absetzen kann neue, teils deutlich schwerere Krankheitsphasen provozieren. Nach depressiven Erkrankungen macht oft eine weitere Einnahme über einen Zeitraum von bis zu einem halben Jahr Sinn, um depressiven Folgephasen vorzubeugen. Eingenommen und gezielt abgesetzt werden dürfen Antidepressiva nur nach ärztlicher Rücksprache.

Trizyklische Antidepressiva

Unter Handelsbezeichnungen wie Novoprotect, Equilibrin, Saroten, Anafril, Aponal, Doneurin, Insidon, Opipramol oder Stangyl erhält man trizyklische Antidepressiva. Jedes Präparat hat verschiedene Therapieschwerpunkte. Die erste Wirkung ist bei diesen Medikamenten oft nur eine leichte Aktivierung. Erst im zweiten Schritt, nach etwa 3 Wochen, setzt die stimmungsaufhellende Wirkung ein. Da sie zunächst nur die Apathie beseitigen, müssen Betroffene in dieser Zeit intensiv betreut werden, gegebenenfalls stationär.

Prof. med. Jörg Remien, Arzt für Pharmakologie und Toxikologie, verwies eindringlich darauf, dass einige dieser Mittel gerade in den ersten Einnahmewochen das Selbstmordrisiko erhöhen können. Andere Präparate wirken eher angstlösend und dämpfend. Der Krankheitsverlauf wird durch diese Form der Antidepressiva nicht verkürzt, nur verbessert. Für Kinder sind trizyklische Antidepressiva nicht geeignet, da sie bei ihnen keine Wirkung zeigen und vermutlich die biochemischen Übertragungssysteme noch nicht ausreichend ausgereift sind.

Antidepressive Präparatgruppe der Wiederaufnahmehemmer

Die Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) sollen die rasche Aufnahme des Botenstoffs Serotonin an die Nervenzellen des Gehirns verhindern und durch diesen Vorgang Depressionen abwehren. Sie wirken nicht dämpfend (sedierend) und eignen sich für leichte bis mittelschwere Erkrankungsformen, jedoch nicht bei Kindern und Jugendlichen.

In der Kombination Serotonin-Noradrenalin (SNRI) verstärken sie die Wirkung dieser Botenstoffe auf die Gehirnzellen. Die selektiven Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (NARI) z.B. mit Reboxetin haben einen antriebssteigernden, stimmungsaufhellenden, angst- und spannungslösenden Effekt. Es sind neuere Antidepressiva, deren Wirkungseffekt umstritten ist. Beide sollten nur ersatzweise zum Einsatz kommen.

Tetrazyklische Antidepressiva und MAO-Hemmstoffe

Tetrazyklische Präparate wie Mianserin (z.B. in Tolvon) haben eine geringere antidepressive Wirkung, hingegen unverhältnismäßig starke Nebenwirkungen. In Fachpublikationen kritisiert man sie häufiger als ungeeignetes Therapieprinzip. Auch die neuere Form Mirtazapin (z.B. Remergil, Remeron) bereitet starke Blutbildschäden.

Im MAO-Hemmern wird der Wirkstoff Moclobemid (z.B. Aurorix) bei sogenannten “gehemmten” Depressionen verwendet. Sie kommen erst zum Einsatz, wenn andere Mittel keine gewünschte Wirkung erzielen. Sie dürfen auf keinen Fall mit SSRI kombiniert werden.

Das Antidepressiva Lithium

Das als Hypnorex retard oder Quilonum retard bekannte Präparat ist ein wirksames Mittel zur Vorbeugung von depressiven Episoden, sollte jedoch nicht bei der Akutbehandlung eingesetzt werden. Es kann gravierende Nebenwirkungen haben, da ein sehr geringer Spielraum zwischen therapeutisch wirksamer Dosis und giftigem Effekt besteht.

Lithium führt zu deutlichen Gewichtszunahmen und kann Müdigkeit, Schläfrigkeit sowie Fingerzittern verursachen. Nach längerem Gebrauch führt es häufig zu Nierenerkrankungen und Funktionsstörungen der Schilddrüse. Wegen der starken Nebenwirkungen sollten es nur Menschen mit ausgeprägter manisch-depressiver Erkrankung bei mangelnden Alternativen einnehmen, die unter sachkundiger Betreuung regelmäßige Kontrollen des Lithiumspiegels im Blut erhalten.

Natürliche Antidepressiva – Johanniskraut

Johanniskraut (Hypericin) ist ein Naturheilmittel. Es eignet sich für leicht depressive Störungen, jedoch nicht für ernsthafte Depressionen. Die Wirksamkeit ist mit einem niedrig dosierten chemischen Mittel vergleichbar. Johanniskraut-Präparate sind relativ gut verträglich. Müdigkeit, allergische Reaktionen sowie Beschwerden im Magen-Darm-Bereich können als Nebenwirkung auftreten.

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