Wenn „er“ vorzeitig kommt

Jetzt kommt ein Medikament gegen vorzeitigen Samenerguss.

Ein Viertel aller Männer hat genetische Probleme und kommt zu schnell beim Gsechlechtsverkehr zum Samenerguss. Das belastet auch die Partnerin.

 

In den westlichen Industriestaaten leidet jeder fünfte bis vierte Mann unter einer genetischen Fehlfunktion beim Geschlechtsverkehr: Er kommt zum vorzeitigen Samenerguss (Ejaculatio praecox) Die Männer sind nicht in der Lage, den Samenerguss zu kontrollieren und ejakulieren längstens nach zwei Monaten. In vielen Fällen geht diese Störung so weit, dass ein Geschlechtsverkehr überhaupt nicht möglich ist. Aber auch sonst beeinträchtigt diese Fehlfunktion die Partnerschaft, weil die Partnerinnen unerfüllt bleiben. Nach vorliegenden Studien gelangt in solchen Fällen allenfalls die Hälfte der Partnerinnen zum Orgasmus. Bei normaler Funktion sind es immerhin 84 Prozent. Das – aber auch die beim Mann eintretenden seelischen Reaktionen – führen zu Spannungen in der Partnerschaft bis hin zur Trennung. Die betroffenen Männer leiden ihrerseits stark, was zu schweren psychischen Problemen führen kann.

Zweifelhafte manuelle Praktiken

In der Vergangenheit glaubten die Ärzte, vorzeitiger Samenerguss sei durch psychologische und physiologische Ursachen bedingt. Allerdings mussten sie feststellen, dass auch langdauernde Psychotherapien erfolglos blieben. Heute geht die Forschung von neurogenen Ursachen aus, die sie dem Botenstoff Serotonin zuschreiben.

Das Problem ist auch hier, dass dieses „Leiden“ ein Tabuthema ist, über das „“Mann“ nicht spricht – weder mit der Partnerin noch mit dem Arzt. Entsprechend zahlreich waren die angebotenen Abhilfen, die jedoch alle nicht zu einem befriedigenden Ergebnis führten. Da wurden handwerkliche Techniken empfohlen, die gemeinsam mit der Partnerin geübt werden sollten. Es werden lidocainhaltige Salben und Kondome angeboten, die betäubend wirken sollen. Vor allem wurden lang wirksame Antidepressiva verschrieben, die viele Nebenwirkungen hatten.

Neuer Wirkstoff Diapoxetin

Jetzt bringt das Pharmaunternehmen Janssen-Cilag ein neues Präparat mit dem Wirkstoff Dapoxetion unter dem Handelsnamen „Priligy“ heraus. Dieser Wirkstoff ist an 6.000 Männern weltweit erprobt und in Deutschland im April 2009 zugelassen worden. Das Medikament soll die Zeit bis zum Samenerguss um bis zum Vierfachen verlängern. Damit kommen beide Partner zum erfüllten Liebeserlebnis. „Chefaufklärer“ Oswald Kolle spricht von einer „neuen sexuellen Revolution“

Das Medikament wirkt auf die Serotonin-Ausschüttung. Die wird vermehrt. Die Einnahme soll ein bis drei Stunden vor dem Geschlechtsverkehr erfolgen. Der Wirkstoff wird rasch abgebaut und ist verhältnismäßig gut verträglich. Dennoch wird von – zumindest vorübergehenden – „unerwünschten Arzneimittelwirkungen“ wie Übelkeit, Kopfschmerzen, Schwindel, Durchfall, Schlaflosigkeit und Müdigkeit berichtet. Fatal ist, dass über das Internet inzwischen zahlreiche Fälschungen – oftmals ohne jede Wirkung – auf dem Markt sind. Deshalb versieht Janssen-Cilag jede Medikamentenpackung mit einer Seriennummer, die über das Internet einmalig geprüft werden kann.

Rezeptpflichtig und nicht erstattungsfähig

„Priligy“ wird in Packungen mit drei oder sechs Tabletten vertrieben. Es ist rezeptpflichtig und kostet zwischen 11 und 13 Euro je Packung. Von den Krankenkassen wird es nicht erstattet und ist auch nicht für Beamte beihilfefähig.

Das Pharmaunternehmen Janssen-Cilag gehört zum Johnson & Johnson-Konzern. Zu ihren „Kompentenzfeldern“ gehören Anästhesie, Schmerz, Lungenkrankheiten, Hauterkrankungen, Gynäkologie, Pilzerkrankungen, Neurologie und Psychiatrie, Virologie, Urologie und die Veterinärmedizin. Die forschenden Mitarbeiter des Unternehmens haben achtzig Wirkstoffe entwickelt, von denen fünf auf der Liste der unverzichtbaren Arzneimittel der Weltgesundheitsorganisation stehen.

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