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Wie behandelt man Morbus Bechterew

Morbus bechterew behandlung. Morbus Bechterew (Ankylosing Spondylitis – AS) – Behandlungsmöglichkeiten. Morbus Bechterew gilt bis heute als unheilbar, Erkrankten stehen aber mehrere Therapien zur Verfügung, um den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen.

Morbus Bechterew gilt bis heute als unheilbar. Eine kausale Behandlungstherapie gegen die chronischen Entzündungen hauptsächlich in den Wirbelgelenken gibt es daher nicht. Für die Betroffenen bedeutet dies meistens, eine lebenslange Therapie, um die Symptome zu lindern oder die Krankheit zum Stillstand zu bringen

Patientenschulung, Eigenverantwortung bei Morbus Bechterew

Wichtig für den Umgang mit der Krankheit sind Patientenschulungen. Zunächst sollte dem Erkrankten Basiswissen für ein besseres Verständnis vermittelt werden. Der Patient sollte darüber aufgeklärt werden, dass vermutlich Autoimmunreaktionen für die Krankheit verantwortlich sind und wie der mögliche Krankheitsverlauf (Wirbelsäulenversteifung) aussieht.

Ein wichtiger Schritt für die Betroffenen ist die Erkenntnis, dass sie in der Lage sind, viel zum positiven Krankheitsverlauf beizutragen. Weitergehende Schulungen zu den Themen Körperhaltung, tägliche Bewegungsübungen, Kondition bzw. Lungenvolumen, seelische Verarbeitung versetzen den Erkrankten in diese Lage, aktiv gegen das Krankheitsgeschehen vorzugehen.

Krankengymnastik, Bewegungstherapie

Tägliche Krankengymnastik und Bewegungstherapie sind wichtige Therapieformen, um dem Versteifungsprozess der Wirbelsäule entgegenzuwirken. Es gibt hierzu spezielle Programme, die in Form von Büchern, DVD, CD oder Video erhältlich sind. Für die ersten Übungen empfiehlt sich die Teilnahme an speziellen Kursen mit ausgebildeten Trainern oder Physiotherapeuten.

Wärme- und Kältebehandlung

Wärme- und Kältebehandlungen können ebenfalls helfen, die Symptome zu lindern. Wärme verstärkt die Durchblutung, entspannt die Muskulatur, verbessert die Dehnung und mildert somit die Schmerzen und Steifheit. Kälte hat entzündungs- und schmerzlindernde Wirkung.

Radontherapie

Radon ist ein natürliches radioaktives Edelgas. Es kommt in der Natur in der Erdrinde vor. Große Konzentrationen befinden sich in Erzminen. Radon ist ein Zerfallsprodukt von Radium. Aufgenommen wird es durch die Atmung und das Trinkwasser. Es bewirkt im Körper die Bildung körpereigener entzündungshemmender Zytokine (Botenstoffe).

NSAR – Nichtsteriodale Antirheumatika

Nichtsteriodale Medikamente (NSAR) sind Arzneimittel, die kein Kortison enthalten. Diese Antirheumatika wirken entzündungshemmend und schmerzstillend, weil sie Prostaglandine in ihrer Funktion hemmen. Prostaglandine sind hormonähnliche Substanzen, die u.a. die Empfindlichkeit der Schmerzrezeptoren erhöhen und eine wichtige Rolle im Entzündungsprozess spielen.

Kortison, kortisonähnliche Medikamente

In der Nebennierenrinde werden Glucocorticoide produziert. Unter diesem Begriff werden verschiedene, aber ähnliche Hormone zusammengefasst, die u.a. Knochen, Muskeln, Immunsystem und zentrales Nervensystem beeinflussen. Zu diesen Hormonen zählen z.B. Cortisol oder Cortison. Künstliche Weiterentwicklungen dieser Hormone heißen z.B. Dexamethason, Fluorocotolon, Prednison oder Triamcinolon. Umgangssprachlich hat sich als Überbegriff für alle ähnlich wirkenden Glucocorticoide die Bezeichnung „Kortison“ eingebürgert. Bei rheumatischen Erkrankungen hemmt Kortison die starken Entzündungen in den Gelenken und dämmt das überaktive Immunsystem ein.

Sulfasalazin, Methotrexat

Bei rheumatoider Arthritis werden als Basistherapie auch Sulfasalazin und Methotrexat angewendet. Bei Morbus Bechterew ist die Anwendung allerdings nur angezeigt, wenn die Erkrankung von Gelenkentzündungen, z.B. in der Schulter, Hüfte und im Knie begleitet wird.

Sulfasalazin ist ein entzündungshemmender Arzneistoff, der insbesondere zur Therapie von chronischen entzündlichen Darm- und Gelenkerkrankungen angewendet wird. Methotrexat wird bei Autoimmunerkrankungen eingesetzt, um die krankhafte Aktivität (Überaktivität) des Immunsystems zu unterdrücken.

TNF-alpha Blocker

Der Botenstoff (Zytokin) Tumornekrosefaktor-alpha (TNF-alpha) hat eine Schlüsselstellung in der Entstehung und Aufrechterhaltung von Entzündungen. Es wird vermutet, dass bei Morbus Bechterew vom Immunsystem Stoffe in den Gelenkknorpeln angegriffen werden, die für die Gelenkelastizität ausschlaggebend sind. Bei vielen Betroffenen spielt TNF-alpha eine wichtige Rolle im Entzündungsprozess. Der TNF-alpha Blocker ist ein gentechnisch hergestelltes Medikament, das die TNF-alpha Botenstoffe attackiert. Dadurch werden Entzündung und Gelenkzerstörung gehemmt.

Naturheilverfahren

Obwohl die Wirkung wissenschaftlich nicht einwandfrei bewiesen ist, gelingt es vielen Betroffenen, die Erkrankung mit Naturheilverfahren soweit in den Griff zu bekommen, dass sie auf andere Medikamente verzichten können. Angewandte Naturheilverfahren sind z.B. Vitamin-E-Therapie, Enzym-Präperate, Akupunktur, Kräutertherapie und Homöopathie.

Neurokognitive Therapie (NKT)

Als zurzeit einziger Therapeut behandelt Dr. phil. Eckehard Wüst in München Patienten nach der Neurokognitiven Therapie (NKT) mit erstaunlichem Erfolg. Grundlage dieser Therapie ist die „endogene Kognition“ (innere Wahrnehmung). Diese Wahrnehmungsform erlernen die Patienten mittels kurzfristigen Trainings und sind dann in der Lage, organischen Strukturen im Körperinneren wahrzunehmen. Dieser Therapie liegt der Gedanke zugrunde, dass aggressiv-dominante Strukturen im Gehirn für die Erkrankung mitverantwortlich sind. Diese Strukturen können durch äußere Ereignisse z.B. Schreck- oder Angstsituationen ausgelöst werden. Die Ursache für die Erkrankung wird dementsprechend um eine psycho-neuro-immunologische Komponente erweitert. Die Therapie zielt durch die Eigeninitiative des Patienten auf die Auflösung dieser krankmachenden Strukturen.

Operation

Das letzte Mittel sollte die Operation sein und kommt bei Morbus Bechterew eigentlich nur bei sehr schweren Verläufen zur Anwendung. Bei der Wirbelsäulenversteifung in ungünstiger Position, z.B. mit zum Boden gerichtetem Kopf (Begrüßungshaltung), ist u.U. eine Wirbelsäulenaufrichtungsoperation notwendig. Bei vollständiger Gelenkversteifung von z.B. Hüfte oder Knie ist die Implantation eines künstlichen Gelenks denkbar. Bei vorangeschrittener Gelenkzerstörung sind u.U. gelenkerhaltende Operationen angezeigt.

Die medizinische Forschung und Patientenaufklärung ist heute glücklicherweise schon soweit vorangeschritten, dass schwere Krankheitsverläufe nur noch selten sind. Bei hoher Eigeninitiative des Erkrankten und einem guten Zusammenspiel von Patient, Arzt und Therapeut ist der Krankheitsverlauf stark beeinflussbar.