Wie funktioniert der Leseprozess

Was ist ein leseprozess? Leseprozess definition. Der Leseprozess ist ein komplexer Ablauf, bei dem verschiedene Analyse-, Synthese- und Deutungsprozesse miteinander koordiniert werden.

Lesen gilt beim Erwerb einer Fremdsprache als eine der wichtigsten zu erwerbenden Fertigkeiten, vor allem, wenn der Lernende außerhalb des Zielsprachengebietes lebt. Auch bei der OECD-Studie PISA 2000 (Programme for International Student Assessement) wird die kognitive Tätigkeit der Informationsaufnahme aus Texten als basales Kulturwerkzeug gesehen, denn Lesekompetenz gilt als Fundament für das Niveau der Basiskompetenzen in den Bereichen des Lesens, der mathematischen und naturwissenschaftlichen Grundbildung. Unter Lesekompetenz versteht PISA die Fähigkeit, „geschriebene Texte zu verstehen, zu nutzen und über sie zu reflektieren, um eigene Ziele zu erreichen, das eigene Wissen und Potenzial weiterzuentwickeln und am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen“.

Der Leseprozess

Betrachtet man den Vorgang des Lesens physiologisch, so wandern die Augen ruckartig über die graphischen Symbole. Dabei versucht das Gehirn, den Schriftzeichen das Klangbild gesprochener Sprache zuzuordnen und diesem wiederum die zugehörigen Bedeutungen. Lesen ist jedoch kein mechanischer Vorgang der Sinnentnahme durch das Dekodieren von Sprachzeichen, sondern ein komplexer Ablauf, bei dem verschiedene Analyse-, Synthese- und Deutungsprozesse miteinander koordiniert werden. Dabei finden Sinneswahrnehmungen und Mustererkennungen gleichzeitig auf verschiedenen Ebenen statt, die einerseits von unten nach oben („bottom-up“) und andererseits von oben nach unten („top-down“) ablaufen.

Der bottom-up-Prozess und der top-down-Prozess

Man spricht von einem bottom-up-Prozess, wenn der Vorgang der Texterschließung durch ein an den Text gebundenes, lineares Dekodieren erfolgt. Er beginnt bei der untersten Ebene der Buchstabenerkennung, worauf die Ebene der Worterschließung folgt, die wiederum in die Ebene der Satzerschließung übergeht. Indem man also immer zu einer nächsten, höheren Ebene des Verstehens fortschreitet, wird Wort für Wort und Satz für Satz absatzweise der gesamte Text erschlossen. Nähert sich ein fremdsprachlicher Leser dem Text mit Hilfe eines Wörterbuchs, um zunächst die ihm unbekannten Vokabeln nachzuschlagen, um ihn Satz für Satz zu entschlüsseln, so verwendet er eine Strategie, die den bottom-up-Prozessen zuzuordnen sind. Im Gegensatz dazu steht im Mittelpunkt von top-down-Prozessen die Voraussage des Textinhalts. Der Verarbeitungsprozess läuft demnach wissensgesteuert in umgekehrter Richtung ab. Ausgangspunkte sind hierbei Weltwissen, Situationseinschätzungen, Erfahrungen, Erwartungen und Schemata.

Vom Zeichen zum Inhalt: Ebenen im Leseprozess

Die Gewichtung der Ebenen bedingt sich durch den Lesestil, die Zielsetzung bei der Sinnentnahme und das Vorwissen. Auf allen Ebenen ist ein gewisses Vorwissen erforderlich. Neben seinem Weltwissen, braucht der Leser Wortschatzkenntnisse und Kenntnisse grammatischer Phänomene, aber beispielsweise auch über die Kombinierungshäufigkeit der Zeichen. Bei jeder Wahrnehmung kommt es zu einer Interaktion zwischen dem Wissen über das, was wir wahrnehmen könnten und den tatsächlich wahrgenommenen, über die Sinnesorgane aufgenommenen Informationen. Folgende Ebenen beschreiben den komplexen Leseprozess von den Zeichen zum Inhalt.

Ebenen im Leseprozess: Die graphophonische Ebene

Beim Lesen erfolgt keine gleichmäßige Bewegung der Augen über den Text, sondern sie bewegen sich ruckartig von einem Fixationspunkt zum nächsten. Diese Sprünge, die Sakkaden genannt werden, können vorwärts oder rückwärts auftreten, was mit Faktoren wie Textschwierigkeit und durch Motivation bedingte Aufmerksamkeit zusammenhängt.

Ebenen im Leseprozess: Die lexikalische Ebene der Worterkennung

Beim lexikalischen Zugriff wird eine Wortrepräsentation im mentalen Lexikon des Lesers aktiviert. Hierbei genügt häufig schon der Wortanfang, um ein bestimmtes Wort zu erkennen.

Ebenen im Leseprozess: Die syntaktische Ebene

Beim Lesen müssen die strukturellen Beziehungen zwischen den Wörtern im Satz verstanden werden.

Ebenen im Leseprozess: Die semantische Ebene

Auf der Ebene der Semantik spricht man von vier Komponenten der Sprachverarbeitung, die das Textverständnis steuern: das deklarative und prozedurale Sprachwissen, sowie das deklarative und prozedurale Welt- oder Erfahrungswissen.

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