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Wie funktioniert Qigong

Was ist das Besondere am Wildgans-Qigong?. Die Qigong-Übungen der Wildgans-Form (Da Yan) dienen der Entspannung. Nach der traditionellen chinesischen Medizin besitzen sie auch heilende Wirkung.

Qigong ist weit mehr als „nur“ eine Entspannungstechnik. Die traditionelle chinesische Medizin geht davon aus, dass Krankheiten auf Störungen im Energiesystem des menschlichen Körpers zurückzuführen sind. Dies kann ein Ungleichgewicht zwischen Yin und Yang sein, ein Energiestau oder eine Blockade. Die Energie fließt entlang bestimmter Meridiane, die auch aus der Akupunktur bekannt sind. Der westlichen Medizin erschien diese Vorstellung lange Zeit absurd. Doch mittlerweile gilt wieder der schöne alte Satz „Wer heilt, hat Recht“. Die Akupunktur wird bei bestimmten Beschwerden sogar von den Krankenkassen übernommen. Und die zahlen auch Zuschüsse für Entspannungskurse. Aber natürlich muss man nach dem Seminar zu Hause weiter trainieren, um die heilsame Wirkung am eigenen Leib zu erfahren.

Warum wirkt Qigong so entspannend für Körper, Geist und Seele?

Vielen Menschen dient Qigong in erster Linie zur Entspannung. Die wird erreicht durch konzentriertes Üben. Durch regelmäßiges Training gehen die Bewegungshaltungen zwar im Laufe der Zeit in Fleisch und Blut über. Ist man jedoch abgelenkt durch eine Störung von außen oder hängt seinen Gedanken nach, gerät man leicht aus dem Takt. Konzentration auf die jeweilige Übung ist also absolut notwendig. Deshalb sind die blumigen Bezeichnungen der einzelnen Bewegungen so hilfreich als Merkhilfe. Um sich diese leichter einzuprägen, empfiehlt es sich, sich die Leitsätze bei der Übung halblaut vorzusagen. Später reicht es, diese in Gedanken auszusprechen. Dies führt dann auch zur geistigen Ruhe. Die Gedanken hören auf, im Kopf zu kreisen. Wir sind ganz bei dem, was wir tun und finden zu unserer eigenen Mitte. Unser Körper entspannt sich, und diese meditative Stimmung ist natürlich auch wohltuend für unsere Psyche.

Was genau versteht man unter einem Meridian?

Die traditionelle chinesische Medizin betrachtet die Meridiane als Kanäle, in denen die Lebensenergie Qi fließt. Begreifbarer wird diese abstrakte Vorstellung, wenn man sich vor Augen hält, dass der Mensch aus einer einzigen Zelle entstanden ist. Der Embryo wächst im Mutterleib heran und wird geboren. Der Säugling wird zum Kind. Der Jugendliche reift zum Erwachsenen. Dabei wächst der Körper heran und seine Energiebahnen machen diese Veränderung mit. Sie dehnen sich aus. Deshalb betrachtet die TCM einen Meridian als „lebendige Verlängerung“, z.B. vom Dickdarm zum Ohr. Die meisten Meridiane erstrecken sich über die gesamte Körperlänge. Die Akupunkturpunkte liegen auf den Meridianen. Eine Vielzahl von ihnen sitzt an den Fußsohlen und spielt eine Rolle in der Fußreflexzonentherapie. Doch auch durch die speziellen Übungen des Wildgans-Qigong werden die Meridiane und Akupunkturpunkte angeregt. Warum man diese Form als Wildgans-Typ (Da Yan) bezeichnet, wird beim Lesen der folgenden Leitsätze klar. Viele der Körperhaltungen sind den fließenden Bewegungen eines Vogels nachempfunden.

Die Positionen des Wildgans Qi Gong

Zur Einstimmung in die Übung atmet man 15 mal ruhig und gleichmäßig

  1. Ausgangsposition
  2. Die Flügel ausbreiten
  3. Die Flügel schließen
  4. Die Flügel umkehren
  5. Die Arme stoßen
  6. Wie Nr. 4
  7. Wie Nr. 5
  8. Die Arme heben
  9. Die Hände schließen
  10. Handflächen umdrehen
  11. Die Taille biegen
  12. Die Hände winden
  13. Luft sammeln
  14. Die linken Zehen ziehen
  15. Luft schieben
  16. Luft holen
  17. Körper drehen und Nr. 13
  18. Die rechten Zehen ziehen
  19. Wie Nr. 15
  20. Wie Nr. 16 (L)
  21. Die Hände wickeln
  22. Die Hände wehen wie Wolken
  23. Die Taille schütteln
  24. Arm nach unten um Luft zu holen
  25. Rechten Flügel ausbreiten
  26. Laufen u. Arm ausbreiten
  27. Hand um Kopf und Ohren winden
  28. Nach unten drücken
  29. Nach oben tragen
  30. Luft zurück verwandeln
  31. Den Mond holen
  32. Den Körper drehen
  33. Laufen und Hand sehen
  34. Auf den Mond blicken
  35. Die Luft drücken
  36. Den Körper drehen und die Luft drücken
  37. Vorwärtsschwimmen
  38. Das Wasser suchen
  39. Das Wasser schlagen und davonfliegen
  40. Dreimal Wasser trinken
  41. Zum Himmel blicken
  42. Qi zurückerhalten und Bauch massieren
  43. Luft greifen
  44. Die Hände umdrehen und die Luft aufnehmen
  45. Den Ball fassen
  46. Den Ball kneten
  47. Den Körper drehen und den Ball kneten
  48. Die Luft umfassen
  49. Die Luftzufuhr
  50. Die Arme hochheben
  51. Die Flügel herunterlassen
  52. Die Flügel zum Rücken klappen
  53. Nach einer Seite hochfliegen 7 x
  54. Den Körper drehen
  55. Nach oben fliegen
  56. Das Wasser überfliegen 7 x
  57. Wie Nr. 54
  58. Wie Nr. 55
  59. Futter suchen 7 x
  60. Den Körper drehen
  61. Das Nest suchen 7 x
  62. Den Körper drehen und schwimmen
  63. Ruhig schlafen und Qi zurückerhalten
  64. Schlussposition

Danach lässt man die Übung fünf Atemzüge lang ausklingen. Kein Mensch kann diese 64 Bewegungen in einem Zug erlernen. Meist verteilt sich das Pensum über vier bis fünf Kurse. Es gibt natürlich auch Lehr-Videos und CDs. Doch am leichtesten übt es sich in der Gruppe.

Die Wirkung der Übungen auf die Meridiane

Fast alle Bewegungen und Körperhaltungen im Wildgans-Qigong regen bestimmte Meridiane im Körper an. Zwei davon sollen hier näher erläutert werden. Die Übung Nr. 27 „Hand um Kopf und Ohren winden“ fährt die Hand etwa zehn Zentimeter entfernt vor dem Körper entlang. Begonnen wird am Unterbauch (Dünndarm & Blase). Man wandert über die linke Brust (Magen & Herz) zur linken Schulter an Hals, Ohr und Schläfe der linken Seite vorbei bis zum Hinterkopf (Blase). Dann geht es weiter zur rechten Schläfe, am Ohr entlang bis zum Hals (Gallenblase). Auf diese Weise „bestrahlt“ man damit die jeweils in Klammern aufgeführten Meridiane.

Die Übung Nr. 52 „Die Flügel zum Rücken klappen“ könnte auch schlicht und einfach „Den Nierenpunkt massieren“ heißen. Beide Hände bilden eine lockere Faust und ruhen auf dem Rücken rechts und links von der Wirbelsäule in Höhe der Nieren. Die Stelle wird fünfmal massiert mit kreisenden Bewegungen nach außen – also vom Betrachter her gesehen entgegen dem Uhrzeigersinn.