Wird das neue Transplantationsgesetz den Kranken wirklich helfen?

Bundesweit warten ca. 12.000 Menschen auf ein neues Organ. Wird das neue Transplantationsgesetz daran etwas ändern?

Die Medien beschäftigen sich in ihrer Berichterstattung überwiegend mit den Organempfängern und mit einer positiven Darstellung der Organtransplantation. Negative Begleiterscheinungen möchte man erst gar nicht ansprechen weil diese ja den „Erfolg“ gefährden könnten. Trotzdem muss man die Transplantationsmedizin, die ja für viele Menschen Hoffnung in ihrer unheilbaren Krankheit bedeutet, in möglichst allen Aspekten betrachten.

Fragen aus Sicht des Organempfängers:

Welche Erfolgsaussichten Transplantationen haben?

Bei der Nierentransplantation leben nach einem Jahr noch 88 % der Patienten und nach fünf Jahren noch 74 %. Bei dauerhafter Dialysebehandlung leben nach 5 Jahren nur noch 38 % der Patienten. Menschen die eine Spenderniere erhalten, haben demnach eine deutlich höhere Lebenserwartung als Dialysepatienten. Wenn man dieser Statistik wirklich trauen kann.

Warum liegt die Überlebenschance für Transplantationspatienten nicht bei 100 %?

Bei der Überlebenschance nach der Organtransplantation spielt die Immunreaktion des Empfängers eine große Rolle. Das fremde Organ wird vom Organismus des Empfängers bekämpft und gegebenenfalls abgestoßen. Der Grund liegt in genetisch bedingten Unterschieden der Organe, weshalb Verwandte oft besonders geeignet sind für eine Transplantation. Man unterscheidet die Abstoßreaktionen nach ihrer Heftigkeit. So kann ein gerade eingepflanztes Organ bereits nach wenigen Minuten vom Empfängerorganismus abgestoßen werden. Hierbei stirbt das Gewebe des Transplantats ab. Bei einer andern Form wird das fremde Organ innerhalb von Tagen oder gar Wochen abgestoßen. Hier kann häufig durch medikamentöse Behandlung Abhilfe geschaffen werden. Bei einer chronischen Abstoßung, die meist erst nach Monaten oder Jahren eintritt, ist eine Behandlung nicht erfolgversprechend. Meist muss eine erneute Transplantation vorgenommen werden. Um dies zu vermeiden werden sogenannte Immunsuppressiva verabreicht. Diese Medikamente führen zu einer Unterdrückung der Abwehrreaktion gegen das fremde Organ, führen aber auch zu einer erhöhten Anfälligkeit für Infektionskrankheiten.

Was beeinflusst den Erfolg einer Transplantation?

Hierbei spielen mehrere Faktoren eine Rolle wie die Übereinstimmung des Spendergewebes mit dem des Empfängers, der Zeitraum der zwischen der Entnahme und dem Einpflanzen des Organs vergeht, oder in welchem Zustand sich das zu verpflanzende Organ befindet. Auch der Gesundheitszustand, das Geschlecht und das Alter des Empfängers spielen eine Rolle. Insbesondere sind die regelmäßige Medikamenteneinnahme zur Unterdrückung der Immunreaktion und die regelmäßige ärztliche Kontrolle von Bedeutung. Negativ auf den Verlauf wirken sich Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems aus. Ebenso kann die Grunderkrankung, wie Hepatitis wieder ausbrechen und den Erfolg zunichte machen. So sind die Erfolgsaussichten bei der ersten Transplantation höher als bei weiteren Transplantationen des gleichen Organs.

Was sind die Nebenwirkungen nach einer Organspende?

Es bestehen grundsätzlich die gleichen Risiken wie bei anderen schweren Operationen. Allerdings ist es auch schon vorgekommen, dass Organempfänger unter psychischen Schwierigkeiten litten und das fremde Organ nicht annehmen konnten.

Die überwiegende Zahl der Fragen und Antworten die in den Medien behandelt werden sind Fragen des Organempfängers. Was ist aber mit dem Organspender? Die Fragen die sich bezüglich seiner Interessen ergeben werden nur wenig berücksichtigt. Sie sind aber genauso wichtig, vielleicht sogar wichtiger.

Fragen aus Sicht des Organspenders:

Sind die Organe eines Verstorbenen nicht unbrauchbar?

Bis zum Jahr 1968 war dies auch der Fall. Die Organe eines verstorbenen waren zum größten Teil für eine Transplantation nicht mehr brauchbar. Eine Lösung fand ein Komitee der Harvard Medical School im sogenannten „Hirntodkriterium“. Hierbei ging es aber nicht darum den Tod eines Menschen definitiv festzustellen, sonder darum die noch intakten Organe eines Sterbenden zu entnehmen. Man verlegte den Todeszeitpunkt einfach nach vorne. Der Spender ist danach noch nicht so tot, dass die Organe unbrauchbar wären. Den hierbei entstandenen Zielkonflikt hatte Prof. Ralph Weber von der Universität Rostock bereits im Jahre 2002 erkannt. Er hatte die Gefahr zur Sprache gebracht die sich aus einer nicht an den Interessen des Spenders orientierten Definition des Todes ergeben.

Was versteht man unter dem Hirntodkriterium?

Hierzu muss vorab bemerkt werden, dass es keine einheitliche Hirntoddefinition weltweit gibt. In Deutschland gilt der Hirntod als eingetreten, wenn der Ausfall des Großhirns, Kleinhirns und Hirnstamms nachgewiesen werden kann. Das bedeutet die Funktion des Gehirns kann mit den heute zur Verfügung stehenden Mitteln nicht mehr gemessen werden. Dazu gibt es Aussagen, wie die von Prof. Dr. Linken Neurophysiologe und –chirurg. Er stellt die Frage ob ein Mensch für tot angesehen werden kann wenn 97 % seiner Körperzellen noch funktionieren und lediglich 3 % ausgefallen sind.

Wie wird der Hirntod festgestellt?

Es muss eine akute Hirnschädigung vorliegen und eine Ursache wie z.B. Vergiftung für den Ausfall der Gehirnfunktionen nachweisbar ausgeschlossen werden. Ein Verlust des Bewusstseins ist eingetreten, es fehlen mehrere Eigenreflexe vollständig (z.B. Verengung der Pupille bei Lichteinstrahlung) und es ist ein Verlust der Spontanatmung festzustellen. Diese Kriterien müssen von unterschiedlichen Ärzten, die nicht an der Transplantation beteiligt sind, überprüft und bestätigt werden. Darüber hinaus dürfen keine Hirnströme bei der EEG-Untersuchung gemessen werden. Das Gehirn wird nicht mehr durchblutet und Reize werden nicht mehr an das Gehirn übertragen, soweit dies durch das EEG messbar ist.

Weshalb sind Zweifel an der Hirntoddefinition angebracht?

So muss in der Schweiz zur Vermeidung von Leiden für den Organspender bei der Organentnahme eine Narkose verabreicht werden.

Es gibt Menschen, die nach der Feststellung des Hirntods aus der Bewusstlosigkeit wieder erwachten und danach ein ganz normales Leben führen konnten.

Obwohl nachweislich bei Kindern und Jugendlichen durch bestimmte Behandlungsmethoden bei Schädel-Hirn-Trauma die Menschen gerettet werden könnten, wird dies erst gar nicht versucht, da das Interesse an den Organen sehr hoch ist. So der brasilianische Arzt Cicero G. Coimbra.

Abschießend muss erwähnt werden, dass der kommerzielle Aspekt nicht vernachlässigt werden darf. So generiert jeder Organspender, dem meist mehrere Organe entnommen werden können, einen Umsatz von bis zu einer Million Euro. Die nachfolgenden Behandlungen denen sich der Organempfänger unterziehen muss kosten die Krankenkassen mehr als 50.000 Euro pro Jahr.

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