Wirkt Echinacea (Sonnenhut) gegen Erkältung, Husten und Grippe?

Stimulieren Echinacea-Medikamente das Immunsystem und verkürzen Husten & Schnupfen? Stiftung Warentest hält den Sonnenhut für mit „Einschränkung geeignet“.

Hat man mit normalen Medikamenten nicht so viel am Hut, dann hilft vielleicht als rezeptfreies pflanzliches Arzneimittel der Sonnenhut: Seit im Jahre 1885 „Meyers Blutreiniger“ auf dem nordamerikanischen Markt für die rezeptfreie Selbstmedikation aufblühte, erblühte auch in Deutschland ein wahrer Igelkopf-Boom in der Homöopathie und Phytotherapie. 2003 baute man in Deutschland etwa 75 Hektar der Heilpflanze Sonnenhut an – überwiegend die drei Sonnenhut-Arten Schmalblättriger Sonnenhut (Echinacea (E.) angustifolia), Blassfarbener Sonnenhut (E. pallida) und Purpur-Sonnenhut (E. purpurea). Aus den etwa 100 bekannten Inhaltsstoffen und Wirkstoffen stellen die Arzneimittelhersteller über 100 verschiedene rezeptfreie Echinacea-Präparate her. Die Wirkstoffe des getrockneten Presssafts sollen wie der Wurzelextrakt Umckaloabo das Immunsystem stärken, und so die körpereigene Immunabwehr unterstützen – gegen Husten-, Grippe- und Schnupfen-Viren. In wissenschaftlichen Studien gegen Erkältungen wirken die Wirkstoffe des Sonnenhuts mit wechselndem Erfolg.

Ein alter Studien-Hut: Wirkt der Sonnenhut besser als Placebo-Medikamente?

Wissenschaftliche Studien über die Wirksamkeit der Sonnenhut-Wirkstoffe ergeben immer noch zwiespältige Ergebnisse: So schreibt die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) in ihrer aktuellen Leitlinie Husten: „Echinazinpräparate haben in mehreren randomisierten kontrollierten Studien sowohl bei der Vorbeugung als auch zur Behandlung von Erkältungen einen Vorteil gegenüber Placebo-Präparaten gezeigt.“ Allerdings zeigen die äußerst unterschiedlichen Sonnenhut-Medikamente „noch sehr unterschiedliche Ergebnisse“. Auch die letzte größere Placebo-kontrollierte Studie von Barrett et. al. mit über 700 Teilnehmern zeigte keinen Vorteil gegenüber Scheinmedikamenten (Placebo).

713 Probanden nahmen gegen Erkältung entweder Echinacea- oder Placebo-Pillen

An der vom National Center for Complementary and Alternative Medicine (NCCAM) gesponserten Studie nahmen insgesamt 713 Teilnehmer im Alter zwischen 12 und 80 Jahren teil, das Durchschnittsalter betrug 34 Jahre. In der vierarmigen Studie bekamen jeweils ein Viertel der Patienten nach dem Auftreten von Erkältungssymptomen entweder gar keine Medikamente oder unverblindet Echinacea-Pillen, beziehungsweise verblindet Echinacea-Pillen oder verblindet Placebo-Pillen: Bei den verblindeten Versuchspersonen handelte es sich um Probanden, die nicht wussten, ob sie ein Medikament (Verum) oder ein Scheinmedikament (Placebo) erhielten.

Die Erkältungsdauer mit Echinacea-Medikamenten ist etwas kürzer

Patienten die überhaupt keine Medikamente (Tabletten) erhielten, litten durchschnittlich 7 Tage lang an den Symptomen der Erkältung, die Patienten mit Placebo-Pillen 6,9 Tage lang. Etwas kürzer dauerte die Erkältung der Versuchspersonen mit unverblindeten Echinacea-Pillen (6,8 Tage) und verblindeten Echinacea-Pillen (6,3 Tage) – die etwas kürzere Erkältungsdauer mit Echinacea-Medikamenten war allerdings nicht statistisch signifikant. Die Schwere der Erkältungssymptome wurde von den Patienten zweimal täglich auf einem Fragebogen festgehalten und ausgewertet: Auch hier gab es einen statistisch nicht signifikanten Trend zu Gunsten der Echinacea-Medikamente. Die Werte der neutrophilen Granulozyten (weiße Blutkörperchen, siehe Bild) und Interleukin 8 (IL-8) in der Nase wurde durch Echinacea-Medikamente statistisch nicht auffällig erhöht – IL-8 ist ein Cytokinin und wird bei Entzündungen zum Beispiel von Monozyten (Fresszellen) gebildet. So werden neutrophile Granulozyten durch Chemotaxis angelockt.

Stiftung Warentest hält Echinacea-Präparate als mit „Einschränkung geeignet“

Sonnenhut auf, Sonnenhut ab: Einige Sonnenhut-Studien zeigen einen Vorteil von Echinacea-Medikamenten gegenüber Placebo-Pillen; die weitere Auswertung dieser Studie zeigte nur einen Vorteil für Menschen, die an die Wirkung des Echinacea-Medikaments glaubten. Klar ist, dass einzelne Wirkstoff-Klassen von Echinacea das Immunsystem stimulieren können. Deshalb attestierte das schweizerische Programm Evaluation Komplementärmedizin (PEK) im Jahre 2005 eine „Wirksamkeit für Echinacea-Präparate im Sinne einer Verkürzung der Krankheitsdauer bei Infektionserkrankungen der oberen Luftwege.“ Stiftung Warentest hält Echinacea-Medikamente durch die weiterhin unklare Studienlage zur „unterstützenden Behandlung“ von Erkältungen als mit „Einschränkung geeignet“: Eine der generellen Einschränkungen von Echinacea-Medikamenten ist, dass man bei der Einnahme von Echinacea-Präparaten nicht an einer Auto-Immunerkrankung wie Schuppenflechte leidet.

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