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Würmer von Haustieren: Wie groß ist die Gefahr?

Zu Tierärzten kommen oft Familien mit der Aufforderung, Hund oder Katze zu entwurmen, weil die Kinder Würmer haben. Doch häufig sind die Tiere nicht schuld.

Wenn Eltern nicht hinschauen, küssen Kinder ihre Katzen, Hunde, Meerschweinchen und andere Wesen. „Du holst dir Würmer!“, schimpfen Väter und Mütter dann. Das stimmt manchmal, aber sehr viel seltener als viele glauben. Würmer kann ein Kind nämlich viel leichter durch entsprechend gedüngten, schlecht gewaschenen Salat (oder auch Erdbeeren), aber auch durch andere Menschen bekommen.

Maden- und Spulwürmer sind weit verbreitet, kommen aber nicht von Hund oder Katze

Leicht ist eine Wurminfektion nicht zu erkennen – außer beim bei Kindern sehr verbreiteten Madenwurm. Hier ist das typische Symptom nächtliches Afterjucken, da die Wurmfrau dort ihre 15 000 Eier ablegt. Um möglichst bald zu wissen, ob sich ein Kind tatsächlich mit Würmern infiziert hat, drückt man am besten morgens einen Tesastreifen auf die Afterhaut und bringt diesen Abschnitt mit zum Arzt, der ihn sich unter dem Mikroskop ansehen kann. Für die Behandlung gibt es wirksame Medikamente. Wichtig: kurz geschnittene Fingernägel, häufiges Waschen der Analregion und regelmäßiger Wäschewechsel.

Auch der Spulwurm kommt bei Kindern nicht selten vor und zeigt sich mitunter auch durch Husten und Fieber. Auch diesen Wurm holt man sich von „fäkal kontaminierten“ Nahrungmitteln – und von Menschen.

Menschen sind die einzigen Wirte dieses Wurms und sie können sich gegenseitig anstecken. Deshalb sollten immer alle Familienangehörigen mitbehandelt werden; nicht jeder Infizierte leidet an typischen Symptomen. Ansteckungsquellen in Kindergärten und Schulen: Toilettenbrillen und Türgriffe.

Symptome wie Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Verstopfung, Durchfall, unerklärliche Bauchschmerzen (und im Extremfall Gewichtsabnahme) sollten immer auch an eine Wurminfektion denken lassen.

Deutschlands Haustiere sind weitgehend frei von ansteckenden Krankheiten

Es ist wissenschaftlich erwiesen: Haustiere tun Kindern gut. Dabei ist die Freundschaft zwischen Kindern und Hunden eine ganz besondere. Ein „Hundekuss“ hat Symbolcharakter, denn im Wolfsrudel werden dem Ranghöheren zur Begrüßung die Lefzen geleckt – als Unterwerfungsgeste. Dennoch: Kinder sollten so früh wie möglich dazu angeleitet werden, sich nicht im Gesicht, besonders nicht am Mund, ablecken zu lassen und sich nach jeder Schmuserunde die Hände zu waschen.

Die reißerischen Berichte über Krankheiten, die man sich beim Hund holen kann, sind sehr oft an den Haaren herbeigezogen. Human- wie Tiermediziner registrieren seit längerem einen erfreulichen Trend: Deutschlands Haustiere sind weitgehend frei von Krankheiten, die auf den Menschen übertragen werden könnten. Prof. Dr. Eberhard Schein, Leiter des Instituts für Parasitologie und Internationale Tiergesundheit an der FU Berlin hat vor einigen Jahren eine entsprechende Untersuchung abgeschlossen. „Wir haben in allen größeren deutschen Städten Sandkastenproben entnommen und in keiner der Proben Parasitenstadien gefunden, die für den Menschen gefährlich werden könnten. Aus parasitologischer Sicht spielen Hunde hierzulande so gut wie keine Rolle mehr, da die Tiere regelmäßig entwurmt werden.“

Übertragen Hunde den Fuchsbandwurm?

Seit einigen Jahren stehen Hunde nun am Pranger, was den Fuchsbandwurm angeht. „Fuchsbandwurm – größte Gefahr geht vom Hund aus“, so lauten die Schlagzeilen. Heidelbeeren und andere Waldfrüchte wurden zu unrecht mit der Übertragung des Fuchsbandwurms in Verbindung gebracht, so hatte eine Studie ergeben.

Wie riskant ist der Kontakt zu Hunden? Prof. Dr. Eberhard Schein: „Obwohl immer mehr Füchse in die Städte und da in die Gärten kommen und obwohl sich der Fuchsbandwurm über fast ganz Deutschland ausgebreitet hat, haben die Infektionen bei Menschen nicht nennenswert zugenommen. Das liegt nicht nur daran, dass Stadthunde – im Gegensatz zu den in ländlichen Regionen gehaltenen Hunden – in vielen Fällen an der Leine geführt werden und industriell hergestelltes Futter bekommen. Sie haben einfach keine Gelegenheit, Mäuse zu fangen. Denn nur Hunde, die sich als Mäusefänger betätigen, kommen als so genannter Zwischenwirt des Fuchsbandwurms in Frage. Nur weil ein Hund seine Nase permanent in Bodennähe hat, bekommt er keine Würmer. Katzen spielen übrigens in diesem Zusammenhang keine Rolle, obwohl sie – sofern sie Freilauf haben – ja ständig Mäuse fangen. Aber der Fuchsbandwurm kann sich in Katzen nicht weiterentwickeln.“

Tierärzte wünschen sich besser informierte Humanmediziner

Tierärzte bekommen von Fachärzten für Kinder- und Jugendmedizin immer wieder Familien geschickt, mit der Aufforderung, Hund oder Katze zu entwurmen, weil bei einem Kind, das mit diesen Tieren zusammen lebt, Würmer festgestellt worden sind.

Was Tierärzte dazu sagen:

1. Wenn Kinder Spulwürmer haben, handelt es sich um den menschlichen Spulwurm und nicht um den von Hund oder Katze.

2. Madenwürmer sind Würmer des Menschen, sie kommen bei Hund oder Katze nicht vor.

3. Bandwürmer werden über Zwischenwirte übertragen. Der Mensch muss also die Bandwurmlarve (Finne) essen, die sich in rohem Fleisch befindet oder in Flöhen. Kein Kind isst Katze, Hund oder Flöhe!

4. Eine Entwurmung alle drei Monate ist routinemäßig sinnvoll, falls keine Kotuntersuchungen durchgeführt werden. Bei manchen Hunden/Katzen kann je nach Lebensweise auch eine häufigere Entwurmung nötig sein, da diese nur die momentan empfänglichen Wurmstadien tötet und keinerlei vorbeugende Wirkung hat.