Zeitlose britische Mantelmode Dufflecoat

Wetterfester Wollklassiker mit Kapuze und Knebelverschlüssen. Ähnlich wie der Trenchcoat hat auch das ehemalige Marine-Ausrüstungsstück Dufflecoat erfolgreich den Weg von der militärischen Sphäre in die Welt der Zivilmode geschafft.

Anders als der zum feinen zivilen Klassiker aufgestiegene britische Schützengraben-Offiziersrock Trenchcoat hat der eher rustikal daher kommende Dufflecoat mit seinen charakteristischen Knebelverschlüssen nie die hohen Weihen bekommen, zur regulären Geschäftsgarderobe zu gehören. Aber er rangiert modisch auch nicht in der Schmuddelliga US-amerikanischer Army-Jacken. Ungeachtet ihrer Vergangenheit als textile Revoluzzer-Kluft der antibürgerlichen Jungintellektuellenszene der 50er und 60er Jahre haben sich Dufflecoats inzwischen längst als wetterfeste Non-Business-Alltagskleidung arrivierter Kreise etabliert. Dufflecoats zählen mittlerweile zu den unbestrittenen Klassikern der erwachsenen Oberbekleidung.

Flandrisch-polnischer Ursprung

Mode ist international und so auch der Dufflecoat. Der wetterresistente und Namen gebende grobe Wollstoff soll seinen Ursprung in Flandern gehabt haben und zwar in der brabantischen Stadt Duffel.

Der Schnitt des Dufflecoats dürfte auf den in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts europaweit sehr populären „polnischen Rock“ zurückgehen.

Typische Merkmale

Die typischen schwerwolligen, dreiviertellangen Dufflecoats wurden im heutigen kastenförmigen Schnitt wahrscheinlich zum ersten Mal 1890 in London hergestellt.

Die Grundversion eines klassischen Dufflecoats hat seitdem vier „Walrosszähne“ genannte Knebelverschlüsse aus Büffelhorn. Ob die Knebelverschlüsse tatsächlich den ihnen nachgesagten Vorteil haben, mit behandschuhter Hand leichter zu öffnen zu sein als Knopfverschlüsse, ist mehr als fraglich. Auf jedem Fall sehen die Walrosszähne originell aus.

Für den den Hals wärmenden Stoffriegel werden allerdings Knöpfe verwendet.

Ferner typisch für einen Dufflecoat ist ein schottengemustertes Innenfutter und die zweite, schützende Lage Stoff im Schulterbereich. Taschenmäßig ist der Dufflecoat relativ einfach, nämlich mit zwei großen, aufgesetzten Seitentaschen ausgerüstet. Nur manchmal kommt noch eine Innentasche dazu.

Als einziger klassischer Mantel verfügt der Dufflecoat über eine Kapuze.

Militärkarriere und Popularitätsschub

Nicht zuletzt der Kapuze wegen wurde der bodenständige Dufflecoat von den Fachleuten der britischen Marine im Ersten Weltkrieg als probates Ausrüstungsstück für das Wind und Wetter ausgesetzte Bordpersonal ausgeguckt. Im Ersten und Zweiten Weltkrieg trugen zehntausende britische Mariner und bald auch Landsoldaten den pflegeleichten Dufflecoat. Prominentester Knebelverschluss-Träger war Feldmarschall Montgomery. Nach ihm bekam der Mantel den Spitznamen „Monty-Coat“. Zweitprominentester Dufflecoatträger ist die Kinderbuchfigur Paddington Bear. Auf Platz 3 folgt Trevor Howard in der Rolle des Majors Calloway im Filmklassiker „Der dritte Mann“ (1949).

Während der bis in die 50er Jahre dauernden Rationierungswirtschaft der Nachkriegszeit wurden unzählige Dufflecoats aus Armee- und Marinebeständen an die britische Zivilbevölkerung verteilt. Die mit Tugenden wie Patriotismus, Genügsamkeit und Durchhaltevermögen verbundenen, wärmenden Oberbekleidungsstücke waren damals sehr beliebt und very british.

Existenzialistenkluft

Gleichzeitig mit dem wirtschaftlichen Aufschwung nach dem Koreakrieg wurden Dufflecoats während des Existenzialistenbooms einige Zeit die optischen Kampfjacken für die akademisch angehauchten Teile der aufmüpfigen Jugend der 50er und 60er Jahre.

Heute farbiger als früher

Wurden die lässigen Dufflecoats ursprünglich nur in den Farben Beige und Marineblau produziert, so sind sie heute in Dunkelgrün. Dunkelbraun, Weinrot und sogar in Weiß und Gelb zu bekommen.

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