Zinnmarken und ihre Bedeutung

Zinnmarken waren und sind ein wichtiger Qualitätsnachweis. Zinnmarken sind Signaturen, die von den Aufsicht führenden Prüfern in die fertigen Zinngeräte als Nachweis eingeschlagen wurden. Dadurch erfolgt eine bessere Zuordnung.

Im 14. und 15 Jahrhundert wurden Zinnmarken von Prüfern in die fertigen Zinngeräte eingeschlagen. Später markierten die Zinngießer ihre Produkte selbst. Die Zünfte kontrollierten die Markierung und die Übereinstimmung mit der geforderten Reinheit der Zinnlegierung. Durch Bleizusatz verbesserte sich die Gießfähigkeit von Zinn. Der Verwendung des billigeren Bleis waren vom Gesetzgeber enge Grenzen gesetzt. Deshalb wurden Zinngießern das Einschlagen ihrer Marken zur Pflicht gemacht. Es gab aber auch Ausnahmen. Das war der Fall, wenn der Zinngießer über jeglichen Verdacht des Betruges erhaben war. Oder wenn der Käufer keine Markierung wollte.

Meistermarken zur Kennzeichnung von Zinngegenständen

Die ältesten Zinnmarken sind aus Hamburg aus dem Jahre 1375 bekannt. Die Meistermarken zeigten meist die Initialen des Meisters. Oft waren es bildliche Gegenstände, zum Beispiel Pflanzen, Tiere, Kannen, Schwerter und Architektur. Meistens war auch eine Jahreszahl dabei. Diese Meistermarken waren Wappen ähnlich gestaltet. Das Motiv war negativ in ein Stempeleisen eingearbeitet.

Die Stadtmarke als Nachweis für Zinnartikel

Mit der Zunahme der Bevölkerung nahm auch die Anzahl der Zinngießer zu. Dadurch reichte die Meistermarke zur Kontrolle nicht mehr aus. Es kam eine Stadtmarke dazu. Diese war fast immer das Stadtwappen. Manchmal waren Stadtwappen und Meisterwappen zu einer Marke zusammen gefasst. Ein Beispiel dafür sind Zinngegenstände aus Nürnberg und Augsburg. Wurde eine Zinngießerei von der Witwe des Meisters weiter geführt, erhielt das Markeneisen einen ein gefeilten Querstrich. Bei dem Dreimarkensystem wurde rechts und links neben der Meistermarke die Stadtmarke eingeschlagen.

Die Qualitätsmarke auf Zinngeschirr

Etwa zu Beginn de 17. Jahrhunderts folgte eine weitere Markierung. Diese Qualitätsmarken waren entweder eine Rose, eine Zehn mit einer Krone oder ein Engel. Rosenmarken fanden im Norddeutschen Raum seit 1685 Anwendung. Aber auch durch Buchstaben wurde die Reinheit des Zinns gekennzeichnet. Die gekrönten Buchstaben CL bedeuteten „clar und lauter.“ Diese Qualitätsmarke wurde für bleifreies Zinn in Sachsen und Thüringen verwendet. Die römische Zehn wurde in diesen Ländern für die Kennzeichnung von Probezinn eingeschlagen. Dies bedeutete die Probe zum Zehnten. Das waren zehn Teile Zinn auf ein Teil Blei.

Engel-Marken verdrängen die Rosen-Marken bei Zinngegenständen

Ab Beginn des 18.Jahrhunderts tauchten immer mehr Engel-Marken auf. Diese Marken verdrängten die Rosenmarken. Bei den Engel-Marken war es ein sprachliches Missverständnis für Englisch Zinn, welches durch eine hohe Qualität bekannt war. Häufig waren die Engel-Marken kombiniert mit Aufschriften, wie Feinzinn, Englisch Zinn, Blockzinn oder Etain sonnant. Seit dem 19.Jahrhundert traten die vollen Namen der Zinngießer noch dazu in Erscheinung. Manchmal blieben Engel-Marken auch anonym. Es gab dann auch keine Initialen.

Verstöße gegen die Reinheit-Vorschriften bei Zinngeschirr

Es gab auch bei den Zinngießern Verstöße gegen die Qualität. Ein großer Punkt neben oder unter den Meisterinitialen galt als Strafpunkt. Er symbolisierte den Verstoß gegen die Legierungsvorschrift. Wurde ein solcher Verstoß an Zinntellern festgestellt, bohrte der Beschaumeister ein kleines Loch in den Tellerrand. Daneben schlug er seine Beschaumarke ein. Dadurch war dieser Teller erheblich in seinem Wert gemindert.

Andere Zinn-Marken.

Zu den ungewöhnlichen Zinnmarken zählen die des Kayser-Zinns. Dieser Betrieb in Krefeld schuf um 1900 viele Zinngeräte im Jugendstil. Es waren vor allem Tier- und Pflanzenmotive. Diese Relief-Zinn-Schöpfungen wurden mit der fiktiven Zahl 4000 begonnen. Interessant sind auch die Formstecher-Marken. Diese erscheinen auf Relief-Zinn im 16. und 17 Jahrhundert. Sie geben Aufschluss über den Hersteller der Gießform, den Formen-Stecher. Der berühmte Formen-Stecher, Caspar Enderlein, schnitt sein Porträt in Form eines Medaillon zusammen mit seine Namen in die gefertigte Messingform. Dadurch trugen Kannen und Schüsseln seinen Namen, obwohl er selbst nie Zinn gegossen hat. Besitzer-Marken waren immer in Wappen-Form gestaltet. Die Eigentümer, meist Besitzer von größeren Mengen an Zinngerät, ließen sich vom Eisenstecher einen entsprechenden Schlagstempel anfertigen. Damit markierten sie ihr Zinngerät selbst.

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