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Cholesterinsenkende Lebensmittel halten ihre Versprechen nicht

Dass Lebensmittel, denen Sterine zugesetzt sind, den Cholesterinspiegel senken können, halten Experten für Unfug. Zudem schaden sie eventuell sogar.

In der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung befassen sich Mediziner mit kardiovaskulären Erkrankungen. Auf ihrer 77. Jahrestagung im April  in Mannheim gingen sie unter anderem der Frage nach dem Sinn und Unsinn von Lebensmitteln nach, die mit pflanzlichen Sterinen oder Phytosterolen versetzt sind, sogenannte cholesterinsenkende Lebensmittel. In einer am 29. April 2011 veröffentlichten Pressemitteilung ist zu erfahren, dass diese zugesetzten Stoffe nicht nur keinen Nutzen haben, sondern eventuell sogar schaden können.

Wie kommt man darauf, cholesterinsenkende Lebensmittel herzustellen?

Den Cholesterinspiegel zu senken, ist eine der wesentlichen Aufgaben in der Medizin geworden. Das Problem an den hohen Cholesterinwerten im Blut ist nämlich die Gefahr der Ablagerung in den Blutgefäßen – diese verstopfen, das kann zu Durchblutungsstörungen, Herzinfarkt und Schlaganfall führen. Volkswirtschaftlich sind diese Krankheiten in den letzten Jahren bedeutsam geworden, daher wundert es nicht, dass intensiv nach Möglichkeiten gesucht wird, dem Cholesterin im Blut zu begegnen. Findige Menschen machten sich eine Beobachtung zu Nutze, die zeigt, dass es in manchen Lebensmitteln Stoffe gibt, die tatsächlich die Cholesterinaufnahme im Darm hemmen können, mit dem Erfolg, dass sich weniger davon im Blut befindet. Erst am 12. April 2011 wurde in den USA eine Studie veröffentlicht, welche die cholesterinsenkende Wirkung für den Verzehr von getrockneten Äpfeln belegt, allerdings nur für postmenopausale Frauen.

Was liegt der Industrie da näher, als die verantwortlichen Phytosterole in ohnehin täglich verzehrte Lebensmittel wie Margarine oder Joghurt zu tun und mit diesem Functional Food den Umsatz zu vergrößern? Denn wenn man ehrlich ist, würden doch viele von uns gerne beim Erwerb von cholesterinsenkenden Lebensmitteln das Gefühl mit einkaufen, sich gesund zu ernähren, das Gewissen ist dann gleich reiner.

Phytosterine senken den Cholesterinspiegel und das gilt als gesund – es kommt aber auf die Dosis an

Phytosterine entfalten ihre cholesterinsenkende Wirkung nur in der richtigen Dosierung. Wenn man über die Nahrung den Cholesterinwert um nur zehn Prozent reduzieren wollte, müsste man pro Tag mindestens zwei Gramm Phytosterine aufnehmen. Kein Problem, wenn man es schafft, entweder 425 Tomaten oder 150 Äpfel oder 11 Tassen Erdnüsse am Tag zu verdrücken.

Wer sich diese Mengen nicht zutraut, greift also am besten zu cholesterinsenkenden Lebensmitteln, soweit die Herstellerlogik. Wenn diese Produkte nun aber die medizinisch geforderten zwei Gramm pro Tag hergeben sollen und man ja nicht davon ausgehen kann, dass eine Person täglich mehrere Kilogramm Margarine oder andere angereicherte Milchprodukte in so großen Mengen verbraucht, müsste das Functional Food mit extremen Mengen an Phytosterolen angereichert sein. Mit gesunder Ernährung oder Lebensweise hat das aber nichts mehr zu tun, sondern wäre eher vergleichbar mit der Einnahme von synthetischen Arzneimitteln zur Cholesterinsenkung. Diese gibt es, Statine, sie müssen sorgfältig dosiert werden und können, wie andere Medikamente auch, Nebenwirkungen haben. Nicht jeder, der meint, das käme der Gesundheit schon zu Gute, sollte Statine nehmen. Genau so wenig wie sehr große Mengen an stark angereicherten cholesterinsenkenden Lebensmitteln einfach so gesund sind.

Cholesterinsenkung mit Statinen funktioniert, aber nicht mit Phytosterinen

Statine senken den Cholsterinspiegel im Blut und das zieht erwiesenermaßen ein verringertes Risiko für Arteriosklerose, Herzinfarkt und Schlaganfall nach sich. Vergleichbare und vor allem belastbare Ergebnisse für angereicherte Lebensmittel liegen nicht vor. Wer also mit dem Verzehr von cholesterinsenkenden Lebensmitteln seine Gefäße fit halten will, kann Erfolg haben, muss aber nicht.

Dazu kommen aber Untersuchungen, die den künstlich zugefügten Phytosterolen nachsagen, sich ebenfalls im Körper abzulagern und damit die Gefäße zu schädigen. Dem Körper ist es egal, was genau ein Gefäß verlegt – ist es dicht, fließt nichts mehr durch und das bleibt selten ohne Folgen.

Die Mediziner auf der Jahrestagung in Mannheim sind sich einig, dass der Beweis für den Nutzen von cholesterinsenkenden Lebensmitteln erst noch angetreten werden muss, auch die Risiken müssen genauer betrachtet werden. In der Zwischenzeit können die Fachleute den Verzehr von cholesterinsenkenden Lebensmitteln nicht empfehlen.