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Demenz – die Diagnose steht fest

So lässt sich die Lebensqualität von Demenzkranken verbessern.

Den Krankheitsverlauf verzögern und die Begleiterscheinungen so erträglich wie möglich machen, das ist Ziel der medikamentösen Behandlung einer Demenz

Die Diagnose einer primären Demenz wie z.B. Morbus Alzheimer markiert offiziell den Anfang eines langen Abschieds, der jedoch meistens schon viel früher begonnen hat. Sie ist ein harter Schlag für die Betroffenen selbst wie auch für ihre Angehörigen und Freunde.

Die Krankheitsdauer lässt sich im Einzelfall nur schwer ermitteln, weil sich die Symptome zu Beginn kaum erkennen lassen, schleichend einsetzen und vom Betroffenen auch lange Zeit überspielt werden – aus Scham über die eigene Vergesslichkeit. So fallen Angehörigen und Freunden die Hirnleistungsstörungen häufig erst im mittleren Stadium auf. Eine Diagnose erfolgt also selten schon zu Beginn der Krankheit. Heilen lassen sich primäre Demenzen bislang nicht: Sie enden mit dem Tod – rund fünf bis zehn Jahre nach dem Beginn der Krankheit.

Medikamentöse Therapie

Eine Behandlung mit Medikamenten kann deshalb nur eines zum Ziel haben: den Prozess der Zellzerstörung im Gehirn zu verlangsamen und so die Auswirkungen der Krankheit erträglich zu machen. Um dies zu erreichen, versucht die Medizin, das gestörte Gleichgewicht zwischen Glutamat und Acetylcholin im Hirn wiederherzustellen. Glutamat sorgt im Hirn normalerweise für die reibungslose Weitergabe von Signalen zwischen den Nervenzellen. Kommt es in zu großen Mengen vor, dann „überreizt“ es die Nervenzellen im Hirn bis sie schließlich absterben. Acetylcholin ist maßgeblich an Lernvorgängen beteiligt. Ist zu wenig von diesem Botenstoff vorhanden, dann speichern die Hirnzellen (im Bereich der Schläfenlappen) nichts Neues ab, und rufen bereits Gelerntes nicht mehr ab.

„Glutamatreduzierer“ auch Antidementa genannt (Wirkstoff Memantine) senken die Aktivität des Glutamats so weit, dass die Hirnzellen nicht durch Überreizung absterben. Acetylcholinesterase-Hemmer verhindern, dass der Organismus das wenige Acetylcholin, das er noch herstellt, nicht zu schnell wieder abbaut. Durchblutungsfördernde Medikamente erhöhen die Leistungsfähigkeit des Gehirns ganz allgemein; es werden dafür chemische Wirkstoffe verwendet (Nootropika) oder Naturheilmittel (z.B. Ginkgo)

Krankheitsverlauf und Beeinträchtigungen

Der Verlauf einer primären Demenz lässt sich in drei Phasen einteilen: Zuerst merken die Betroffenen selbst, dass sie unter starker Vergesslichkeit leiden und wer geschickt ist, wird über längere Zeit verbergen können, wie ihm bestimmte Fertigkeiten zunehmend abhanden kommen. Diese Strategie ist jedoch sehr anstrengend und von Scham und ständigen Misserfolgen begleitet. Niedergeschlagenheit, Erschöpfung und depressive Verstimmungen begleiten deshalb häufig die stärker werdenden Symptome.

Im weiteren Verlauf der Krankheit verliert der Betroffene die Fähigkeit zu sprechen und zu lesen, Inhalte langer Sätze oder komplizierte Zusammenhänge zu erfassen. Weil der Kontakt mit anderen Schwierigkeiten bereitet und Beiträge zu Gesprächen immer schwerer fallen, kommen mehr Floskeln oder Gemeinplätze zum Einsatz, die irgendwie immer passen. Erst jetzt und mit der spürbaren Zunahme von Fehlleistungen im Alltag werden die Symptome als Hirnleistungsstörungen erkannt und diagnostiziert.

Bis zu diesem Zeitpunkt hat hauptsächlich das Kurzzeitgedächtnis gelitten, in der dritten Phase lässt auch das Langzeitgedächtnis nach und zwar schrittweise rückwärts bis nur noch Jugenderinnerungen bleiben. Jetzt wird es für alle Beteiligten besonders anstrengend, z.B. weil der Nachwuchs in der eigenen Jugend noch nicht existierte, also Unbekannte plötzlich Mama sagen oder weil der Ehemann damals ein junge Bursche war und nicht dieser alte Mann sein kann, der nebenan im Bett liegt.

Hinzu kommt, dass demenzkranke Menschen in diesem Stadium leicht reizbar und aggressiv sind, jede Beziehung zu Raum und Zeit verlieren, Bewegungen immer weniger steuern können (Apraxie), die Körperpflege vollkommen vernachlässigen und nicht mehr selbständig zur Toilette gehen können. Ihr Tag- und Nacht-Rhythmus ist gestört (Apathie und Teilnahmslosigkeit am Tag, Unruhe in der Nacht). Manche schreien ohne erkennbaren Grund, werden in ihrer subjektiven Not – hervorgerufen etwa durch Wahnvorstellungen – sogar gewalttätig.

Unterstützung und Entlastungsmöglichkeiten finden Angehörige u.a. in Selbsthilfegruppen. Ausführliche Informationen gibt die Deutsche Alzheimer Gesellschaft. Wer die/den Betroffene/n nicht dauerhaft in einem Pflegeheim unterbringen möchte, sollte sich nach Angeboten von Demenz-WGs, Tagespflege, ambulanter Pflege erkundigen.