X

Herzinfarkt

Auch Frauen sind betroffen. Ist Herzinfarkt ein „Männerproblem“? Ganz sicher nicht. Jährlich erleiden deutschlandweit 124.000 Frauen einen Herzinfarkt.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursachen in den Industrieländern bis zu 60% aller Todesfälle – auch in Deutschland stehen sie auf Platz eins der häufigsten Todesursachen. Ausgelöst werden diese Erkrankungen durch fett- und eiweißreiche Ernährung, Übergewicht, Bewegungsmangel, Alkohol, Dauerstress, zu wenig Schlaf und unverarbeitete Probleme. Bluthochdruck, Thrombose, Herzklappenfehler, Herzschwäche und Herzinfarkt sind die unangenehmen Folgen.

Arterienverkalkung als Hauptursache

Die Hauptursache ist eine Arterienverkalkung – auch Arteriosklerose genannt. Schon ab einem Alter von etwa 20 Jahren lagern sich Cholesterin und Fette in den Gefäßen ab. Es bilden sich so genannte Atherome- entzündliche Herde, in denen sich Blutbestandteile, Fettstoffe, Stoffwechselschlacken und Kalksalze festsetzen. Durch die so entstandenen Verkalkungen werden Blutgefäße enger. Die Arterie verliert ihre Elastizität, der Bluttransport zum Herzen und anderen Organen ist erschwert.

Besonders Raucher leben gefährlich: Nikotin bewirkt, dass sich die Gefäße zusätzlich verengen. Studien haben gezeigt, dass zehn Zigaretten pro Tag die Wahrscheinlichkeit, an einem Herz-Kreislauf-Leiden zu sterben, bei Männern um 18 Prozent, bei Frauen sogar um 31 Prozent erhöhen. Ärzte warnen zudem Frauen davor, gleichzeitig östrogenhaltige Verhütungsmittel wie die Pille einzunehmen und zu rauchen. Denn das Hormon verändert die Zusammensetzung von Gerinnungsfaktoren im Blut, so dass dieses schneller verklumpt.

Herzinfarkt ist auch ein Frauenproblem

Viele Menschen glauben, Herzinfarkt sei nur ein Männerproblem. Doch auch Frauen sind betroffen:

Deutschlandweit kommt es jährlich zu etwa 124.000 Herzinfarkten bei Patientinnen, jede dritte von ihnen verstirbt, bevor sie in ein Krankenhaus eingeliefert werden kann. Überhaupt ist die Wahrscheinlichkeit, nach einem Herzinfarkt zu sterben, für Frauen mit 18% deutlich höher als für Männer mit 8%. Das liegt vor allem daran, dass sie zum Zeitpunkt des Infarktes bereits weitere Risikofaktoren aufweisen, erklärt Dr. Monica Masotti während eines Kongresses der Europäischen Kardiologengesellschaft im September 2007 in Wien.

Zwischen 2002 und Dezember 2006 untersuchte die Wissenschaftlerin vom Thorax Institut in Barcelona insgesamt 529 Patienten, darunter 417 Männer und 112 Frauen, bei denen nach einem Herzinfarkt eine verstopfte Arterie per Herz-Katheter wieder geöffnet wurde. Dass Frauen nach dem Eingriff häufiger sterben, sei vor allem darauf zurückzuführen, so Masotti, dass die Betroffenen – im Vergleich zu ihren männlichen Leidensgenossen – bereits vor dem Infarkt mit einer schlechteren gesundheitlichen Verfassung zu kämpfen hatten. Viele Patientinnen, aber auch ihre Ärzte, sähen gesundheitliche Probleme – wie Diabetes – nicht als Herzinfarkt-Risiko. Herzinfarkt als potenzielles Frauenleiden würde oftmals einfach ignoriert.

Darüber hinaus wird ein Herzinfarkt oft nicht schnell genug erkannt. Denn Frauen schildern die Symptome anders – zumindest anders als sie im medizinischen Lehrbuch beschrieben sind. Bei fast jeder zweiten Patientin fehlen die typischen Brustschmerzen. Ein Infarkt kündigt sich bei ihnen mit Symptomen an, wie Kurzatmigkeit, Schwäche, unerklärlicher Müdigkeit, kaltem Schweiß und Schlafstörungen. Diese ersten Alarmsignale sollten ernst genommen werden. Die Expertin Masotti empfiehlt Frauen deshalb, häufiger zum Arzt zu gehen, um ein mögliches Herzinfarkt-Risiko feststellen zu lassen und mit Gegenmaßnahmen zu beginnen – wie einer gesünderen Ernährung und Sport.

Geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Behandlung

Dr. Astrid Bühren, Präsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes, fordert zudem, geschlechterspezifische Unterschiede bei der Behandlung von Herz-Erkrankungen stärker zu berücksichtigen. So wurde bisher das bei Männern und Frauen unterschiedliche Verhältnis zwischen Fettgewebe und Muskulatur bei der Gabe von Herz-Kreislauf-Medikamenten kaum berücksichtigt. Wirkung und Nebenwirkung können dadurch jedoch erheblich beeinflusst werden. Bisher erhalten jedoch beide Geschlechter die gleiche Dosis.