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Jobverlust und Krankheit

Arbeitslosigkeit macht krank – das ist seit langem bekannt. Eine relativ neue Erkenntnis ist, dass die Angst um den noch vorhandenen Job auch Krankheit verursachen kann und gefährliche Stresspotentiale beinhaltet.

Vor allem 1-Euro-Jobs, die vielen prekären Arbeitsverhältnissen mit ihren Dumping-Löhnen, die nicht einmal das Existenzminimum hergeben, fallen in diese Sparte. Entstehende psychosoziale Schädigungen verlagern sich mittlerweile bis in normale vorhandene Beschäftigungsverhältnisse.

Erhebliche Stresspotentiale entstehen

Die Anst besteht nicht allein vor dem Verlust der finanziellen Basis, sondern vielmehr vor dem Verlust des Arbeitsplatzes selbst. Ein Arbeitsplatz gibt einen festen sozialen Rahmen und setzt Meilensteine im Tagesablauf bis hin zur Strukturierung des gesamten Jahres. Darüber hinaus stiftet ein Arbeitsplatz auch Identität. Wird die Basis der Identität einem Menschen entzogen, empfindet er dies als tiefe soziale Kränkung. Geht diese soziale Kränkung auch noch mit sozialer Ausgrenzung und/oder Stigmatisierung (Hartz 4) einher, ist der erste Schritt in die Krankheit bereits gemacht.

Bei arbeitslosen Menschen werden im Vergleich zur dauerhaft beschäftigten Bevölkerung höhere prozentuale Anteile an Herz-Kreislauf-Erkrankungen und depressiven Störungen beobachtet, selbst suizidale Handlungen sind nicht selten. Der Verlust der Kontrolle über die eigenen Lebensbedingungen gehen häufig mit dem Verlust der sozalen Kompetenz konform. Allgemein steigt die Anfälligkeit für Krankheiten massiv an. Wer aber krank ist, verliert leichter seinen Arbeitsplatz und hat nach einem Verlust alle Chancen, keinen neuen mehr zu finden.

Skala der Stressfaktoren

  • 100 – Tod des Ehegatten
  • 73 – Scheidung
  • 65 – Trennung von Ehegatten/Lebenspartner
  • 63 – Gefängnisstrafe
  • 63 – Tod eines engen Familienmitglieds
  • 53 – Unfall oder Krankheit
  • 50 – Heirat
  • 47 – fristlose Entlassung
  • 45 – Versöhnung mit Ehegatten/Lebenspartner
  • 45 – Pensionierung
  • 44 – Erkrankung eines Familienmitglieds
  • 40 – Schwangerschaft
  • 39 – Sexuelle Schwierigkeiten
  • 39 – Familienzuwachs
  • 39 – geschäftliche Veränderung
  • 38 – Veränderung der finanziellen Situation
  • 37 – Tod eines engen Freundes
  • 31 – Hypothek/Kredit über $ 40.000,-
  • 30 – Zwangsvollstreckung oder Lohnpfändung
  • 29 – Änderung des berufl. Verantwortungsbereichs
  • 29 – Sohn/Tochter verlassen das elterliche Heim
  • 29 – Probleme mit angeheirateten Verwandten
  • 26 – Ehegatte/Partner beginnt/beendet Arbeit/Ruhestand
  • 26 – Anfang oder Beendigung einer Schule
  • 25 – Änderung der Lebensbedingungen
  • 23 – Probleme mit Vorgesetzten
  • 20 – Änderung der Arbeitszeit oder-bedingungen
  • 20 – Wohnungswechsel
  • 20 – Schulwechsel
  • 17 – Hypothek oder Kredit unter $ 40.000,-
  • 16 – Änderung der Schlafgewohnheiten

(Tabelle auszugsweise zitiert nach nach Dr. Thomas H. Holmes und Dr. Richard H. Rahe, Psychiater an der medizinischen Fakultät der Universität Washington).

Die Situation auf dem Arbeitsmarkt kann von einem einzelnen Menschen natürlich nicht verändert werden. Aber die persönliche Situation kann sehr wohl neu gestaltet werden. Wird die neue Situation „Arbeitslosigkeit“ angenommen, kann sie auch positiv bewältigt werden.

Was bleibt also nach hunderten Bewerbungen um einen neuen Job und der Erfahrung, auf dem Arbeitsmarkt keine Chance mehr zu haben, noch übrig? Ist die Hartz-4-Falle und damit auch die Schuldenfalle ein Ausweg?

Neue Chance Selbstständigkeit

In dieser Situation reift oft die Überzeugung, es sollte neu „durchgestartet“ werden. Mit der Möglichkeit einer selbstständigen Existenz eröffnet sich tatsächlich die Chance, den dritten Lebensabschnitt komplett neu zu gestalten. Allerdings müssen dann auch althergebrachte Vorstellungen über unser Zins-Geld-und Wirtschaftssystem und über die demoskopischen Daten über Bord geworfen werden, bevor ins kalte Wasser gesprungen wird.

Ureigene Vorstellungen vom besseren Leben, die man in früheren Jahren einmal hatte, kommen plötzlich wieder in die Erinnerung. Viele Ideen von früher beginnen plötzlich in einem ganz anderen Licht zu erscheinen. Ist jetzt nicht der Augenblick gekommen, diese Ideen aus der Jugenzeit noch einmal kritisch neu anzuschauen und unter heutigen Gesichtspunkten neu zu bewerten? Ist jetzt nicht ein günstiger Zeitpunkt, noch einmal durchzustarten, etwas Neues zu wagen, etwa zu bewegen?

Wenn nicht jetzt – wann dann?

Ganz wichtig erscheint, diesen Schritt nicht alleine zu wagen. Es gibt viele Angebot für Beratung und Hilfestellung, damit die gröbsten Fehler vermieden werden können.