Persistenz – ein Gleichgewicht wird gestört – Wie Inflation und Arbeitslosigkeit eine Schieflage bringen?

Preiserhöhungen schmälern nicht nur den Bestand an finanziellen Mitteln im Geldbeutel, auch die Beschäftigungszahl wird gemindert, die Persistenz könnte die Ursache sein.

Preiserhöhungen ärgern die meisten Verbraucher. Der Bestand an finanziellen Mitteln wird geschmälert und für das gleiche Geld erhält man weniger Waren. Dass eine Verteuerung die Inflation in die Höhe treibt, ist den meisten Konsumenten bewusst. Dass jedoch durch den Preisanstieg auch der Arbeitsmarkt langfristig außer Kontrolle geraten kann, daran verschwenden die Wenigsten einen Gedanken. So auch bei der Persistenz, hier steigt die Arbeitslosigkeit beispielsweise aufgrund einer Preiserhöhung, was nicht ohne Folgen bleibt.

Kräfte, die von außen wirken

Der Begriff der Persistenz stammt aus dem Latein von „persistentia“ ab und bedeutet so viel wie Ausdauer oder auch Beharrlichkeit. Dadurch wird beschrieben, dass es zu einem Stillstand im System kommt. Hat eine Größe ein bestimmtes Niveau erreicht, verweilt es auf diesem. Was kompliziert und formal klingt, passiert jedoch nicht einfach so. Anfangs existiert auf einem Markt ein Gleichgewicht, so auch auf dem Arbeitsmarkt oder dem bekanntesten Markt, der sowohl das Angebot, die Nachfrage als auch den Preis regelt. Um ein Gleichgewicht kurz- oder langfristig zu stören, bedarf es nur einer Einwirkung von außen. Als beliebtestes externes Beispiel wird in der Literatur ein Ölpreisschock herangezogen, um die Störung des Gleichgewichts zu erklären. Das reale Exempel hierzu ist die schlagartige Verteuerung von Öl über die 70er Jahre. Verschwindet dieser externe Schock wieder, müsste sich das Gleichgewicht wieder einstellen, dem ist aber nicht so. Denn solche externen Störfaktoren hinterlassen ihre Spuren in einem System. Ist dies der Fall, redet die Wirtschaftswissenschaft von einem persistenten Zustand. Im schlimmsten Fall wird von der Hysterese gesprochen.

Die Persistenz der Inflation

Persistente Größen können die Arbeitslosigkeit und die Inflation sein. Um die Letztere darzustellen, bedient sich die ökonomische Wissenschaft einer grafischen Darstellung, der so genannten Philipskurve. Hier wird die Inflationsrate mit der Arbeitslosenquote im Zeitverlauf gegenübergestellt. Ist die Inflationsrate gering, steigt die Arbeitslosigkeit, ist die Inflation hoch, ist die Arbeitslosigkeit gering. Hierdurch ist ein negativer Verlauf zu entnehmen. Durch den Ölpreisschock der 70er Jahre drehte sich diese negative Beziehung und wandelte sich in eine positive. Das klingt gut, war jedoch alles andere mit der Folge, dass bei steigender Inflationsrate auch die Arbeitslosigkeit steigen sollte. Hierdurch wird die Persistenz der Inflation verdeutlicht, da selbst nach der Normalisierung des Ölpreises die Arbeitslosigkeit nicht zurückgehen wollte.

Gründe für die Persistenz

Am häufigsten wird von der Literatur der schon erwähnte Ölpreisschock der 70er Jahre genannt, um eine persistente Beziehung zu erklären. Hierzu trugen jedoch auch die Ölimportierenden Staaten selbst bei. Da sie eine Verknappung des kostbaren Rohstoffes befürchteten, erhöhten sie ihre Nachfrage enorm und heizten somit die Inflation noch zusätzlich an, sodass die Persistenz weit höher ausfiel, als sie ohne Nachfrageerhöhung zustande gekommen wäre. Weitere Gründe können sein, dass durch die steigende Arbeitslosigkeit und schwierige wirtschaftliche Zeiten der Bedarf an Arbeitskräften sinkt. Ehemalige Arbeitnehmer bewerben sich auf ausgeschriebene Stellen, werden jedoch wegen eines hohen Angebotes an Arbeitslosen abgelehnt, wenn die Qualifikation beispielsweise zu gering ist. Daraus resultiert, dass mit zunehmender Zahl der Absagen der Mut und die Motivation der Arbeitslosen sinken sich zu bewerben und sie deshalb länger arbeitslos bleiben. Sie werden dann zu Langzeitarbeitslosen, es sinkt ihre Produktivität, da sie vom Arbeitsprozess abgekoppelt werden. Für den Arbeitgeber sinkt dadurch das Interesse eine Person einzustellen, die länger nicht tätig war. Eine Spirale, die sich fortsetzt, da auf lange Sicht das Humankapital des Arbeitslosen abgewertet wird.

Eine Triebfeder der Persistenz kann auch der technische Fortschritt sein, da Ausbildungen entwertet werden, wenn die Tätigkeit der Arbeitnehmer durch Maschinen übernommen wird. Beobachtbar ist dieser Prozess im Handwerk oder im produzierenden Gewerbe. Auch hier wird das Humankapital abgewertet.

Auch Arbeitnehmer tragen zur Persistenz bei durch die Insider-Outsider-Problematik. Insider sind Personen, die in Tarifparteien anzutreffen sind oder von diesen vertreten werden, Outsider entsprechen den Arbeitslosen. Die Insider vertreten nur ihre eigenen Interessen, da Menschen ohne Beschäftigung keinen Einfluss auf Tarifverhandlungen ausüben können. Insider haben hier eine Marktmacht, da sie die Möglichkeit haben zu verhandeln und ihre Forderungen in die Höhe zu treiben, Arbeitslose werden davon abgekoppelt.

Ferner halten sich viele Unternehmen in wirtschaftlich schweren Zeiten zurück Investitionen zu tätigen, die bekanntlich zukunftsorientiert sind. Erholt sich die Wirtschaft nach einigen Perioden wieder, fehlt wegen den mangelnden Anlagen nun das Kapital Arbeitnehmer wieder einzustellen, sodass diese trotz Bedarf arbeitslos bleiben müssen.

Daneben fördern so genannte Rigiditäten einen persistenten Zustand innerhalb eines Gleichgewichts. Hier liegen starre Nominallöhne auf dem Arbeits- und fixe Warenpreise auf dem Gütermarkt vor. Die Folgen sind Verzögerungen bei der Anpassung des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichtes.

Schaut man sich die verschiedenen Ursachen an, die eine Persistenz begünstigen, dürfte schnell bewusst sein, dass es kein Hausrezept dagegen gibt, da eine Persistenz sowohl durch Arbeitgeber, Arbeitnehmer als auch den Staat ausgelöst werden kann.

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