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Leitungswasser und der Nitratgehalt

Lässt sich Leitungswasser trinken?

Viele Schadstoffe können auf Dauer den Menschen schaden, so auch das Nitrat. Er gehört zu den häufigsten Schadstoffen.

Immer wieder fragen sich Eltern: Können meine Kinder das Wasser aus der Leitung unbeschadet trinken? Die Frage ist berechtigt, denn wer etwa in einem landwirtschaftlich stark genutzten Gebiet wohnt, sollte das kühle Nass genauer unter die Lupe nehmen lassen. Hier kann vor allem der Nitratgehalt des Trinkwassers besonders für Kinder und Babys zu hoch sein.

Schadstoffe gibt es viele im Leitungswasser

Eigentlich sollte Trinkwasser nur aus dem chemischen Molekül H2O bestehen und dazu noch ein paar Mineralien und Spurenelemente enthalten. Leider finden sich heute unzählige chemische Verbindungen und Elemente im Wasser: Uran, Quecksilber, Weichmacher, Hormone, Medikamentenrückstände. Die Wasserwerke, die für die Qualität des Wassers bürgen, haben aller Hand bei der Kontrolle zu tun. Zugegeben, all diese Moleküle aufzuspüren und zu überprüfen ist für die Wasserwerke mit ihren regelmäßigen Kontrollen kaum machbar. Das wäre viel zu teuer. Ein bitterer Beigeschmack des Ungewissen bleibt damit immer beim Leitungswasser. Doch häufig auftretende Verbindungen und Keime werden kontinuierlich kontrolliert und protokolliert, wie z.B. das Nitrat. Es steht auf der Kontrollliste ganz oben. Kein Tropfen darf mit mehr als 50 Milligramm pro Liter aus dem Hahn rinnen. Diesen Grenzwert schreibt die Trinkwasserverordnung vor. Wie viel Nitrat tatsächlich im Trinkwasser enthalten ist, hängt von den Brunnen und Quellen ab, aus denen das Wasser kommt.

Wie Nitrat dem Körper schadet

Nitrat selbst ist wichtig für die Umwelt, nur im Grundwasser hat es nichts zu suchen, und trinken sollten Menschen es auch nicht. Denn Nitrat wird im Körper zu Nitrit umgewandelt. Nitrite sind an sich unbedenklich – in kleinen Mengen. Sie werden zum Beispiel verwendet, um Fleisch und Käse zu konservieren und von uns somit nahezu ständig gegessen. Dass heißt aber nicht, dass Nitrit wirkungslos durch den Körper wandert. Es wirkt. Nitrit hat die Eigenschaft mit dem Eisen im Blut zu reagieren. Das verändert die roten Blutkörperchen so, dass sie Sauerstoff nicht mehr reversibel binden können. Hohe Nitrit-Konzentrationen führen besonders bei Säuglingen zu Atemnot und der lebensgefährlichen Blausucht. Dem nicht genug: Einige Enzyme bauen Nitrite im Körper weiter zu Nitrosaminen um. Diese Verbindungen sind alle krebserregend. Deshalb rät die Weltgesundheitsorganisation (WHO) lediglich zu 25 Milligramm pro Liter Nitrat im Trinkwasser.

Trinkwasserverordnung begrenzt Nitrat auf 50 Milligramm pro Liter

Mancherorts hat das geförderte Rohwasser einen Nitratgehalt über den in der Trinkwasserverordnung zulässigen 50 Milligramm. Doch die Wasserwerke wissen Rat: Das Wasser wird mit Nitrat ärmerem Wasser aus anderen, weniger belasteten Brunnen auf niedrigere Werte unter 50 Milligramm pro Liter verdünnt. Das ist gesetzlich erlaubt und bringt den Nitratgehalt wieder auf gültige Werte laut Trinkwasserverordnung. Dann besteht kein Grund zur Sorge – laut Gesetz. Die WHO-Empfehlung wird damit jedoch schon überschritten. Auch wenn Leitungswasser streng überwacht wird, so gilt doch: Je kleiner der Nitratgehalt ist, desto besser ist das für die Gesundheit.

Saisonale Schwankungen des Nitratgehaltes

Wer es ganz genau machen möchte, sollte sich die Werte monatlich schicken lassen oder wenigstens alle drei Monate, denn je nach dem in welcher Vegetationsperiode die Natur sich gerade befindet und wie viel auf den Feldern gedüngt wird, können die von der WHO empfohlenen 25 Milligramm häufig überschritten werden. Dann lohnt sich – zumindest zeitweise – der Umstieg auf abgefülltes, nitratarmes Wasser.

Das Wasserwerk gibt Auskunft über die Wasserqualität

Welche Qualität das Wasser hat, das ins Haus kommt, lässt sich leicht und oftmals kostenlos in Erfahrung bringen: Ein Anruf beim örtlichen Wasserwerk genügt, und schon kommen die aktuellen Messwerte ins Haus geflattert. Auf diese Weise erfahren Wissens- und Wasserdurstige auch, welche Schadstoffe das jeweilige Wasserwerk eigentlich überprüft. Das kann je nach Region sehr unterschiedlich sein. Immer jedoch müssen die Grenzwerte der Trinkwasserverordnung überwacht werden. Manche Wasserwerke gehen jedoch auch über die Standards hinaus und überprüfen das Wasser auch auf andere Verbindungen.

Leitungswasser vor Dauergebrauch kontrollieren lassen

Leitungswasser kann, außer dem Nitrat, jedoch noch andere Schadstoffe enthalten, die erst ab dem Hausanschluss ins Trinkwasser gewaschen werden. Zwei Prozent der deutschen Haushalte haben z.B. noch veraltete Rohre aus Blei. Dieses geht ins Wasser über und kann, dauerhaft getrunken, zur Bleivergiftung führen. Wer im Altbau wohnt, sollte sich deshalb die Mühe machen, wenigstens einmal das Trinkwasser kostenpflichtig bei entsprechenden, unabhängigen Instituten auf Schadstoffe untersuchen zu lassen. Die Werte lassen sich dann mit dem Auszug vom Wasserwerk vergleichen. Alles, was neu oder erhöht hinzugekommen ist, hat das Wasser auf der Strecke zwischen der Prüfstelle des Wasserwerks bis zum Wasserhahn aufgenommen. Sind keine Werte kritisch, lässt sich das Leitungswasser problemlos täglich trinken. Andernfalls kann der Hausbesitzer mit einem Sanitärinstallateur auf die Suche nach den Ursachen gehen.

Tatsache ist: Nichts wird besser und regelmäßiger kontrolliert als das Leitungswasser. Es ist das am besten kontrollierte Lebensmittel – bis zur Grundstücksgrenze.